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Das Maedchen von Atlantis

Das Maedchen von Atlantis

Titel: Das Maedchen von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wird sterben!«
»Das wird sie«, antwortete Trautman ernst. »Aber es
gibt nichts, was du für sie tun könntest. Sie würde
auch dich töten, wenn du es versuchtest.«
Mike wußte, daß genau das geschehen würde, sollte
er Serena auch nur in die Nähe kommen. Der Tod des
Katers hatte das Mädchen offenbar um den Verstand
gebracht. Sie war so rasend vor Zorn, daß sie keinen
Unterschied mehr zwischen Freund und Feind machte, und vielleicht konnte sie das auch gar nicht mehr.
Möglicherweise, dachte Mike schaudernd, hatten sie
alle das Wort Wächter falsch verstanden, und Astaroths Aufgabe war es gar nicht gewesen, Serena vor
der Welt zu schützen, sondern die Welt vor Serena. Aber diese Erkenntnis kam etwas zu spät.
Juan und Ben hatten die NAUTILUS erreicht und verschwanden bereits in der Turmluke, und als nächster
machte sich Singh auf die kurze, aber lebensgefährliche Kletterpartie. Mike sah rasch nach Norden. Die
Wasserwand war näher gekommen, und was bisher
nur ein Verdacht gewesen war, wurde jetzt zur Gewißheit: sie war um vieles größer als die erste Woge.
»Das ist das Ende«, flüsterte Trautman. »Hoffentlich
schaffen es Arronax und seine Leute.« Er deutete auf
die Strickleiter, und Mike streckte gehorsam die Hände nach der Reling aus, um sich darüberzuschwingen.
Als er das Metall berührte, schoß ein
grausamer
Schmerz durch seine Seite.
Mike krümmte sich. Für eine Sekunde sah er nichts
als Rot und Flammen. Es war, als hätte ein
weißglühender Speer
seine Hüfte getroffen, und der
Schmerz war so entsetzlich, daß er nicht einmal
schreien konnte; schlimmer als alles, was er jemals
zuvor gespürt hatte. Wimmernd sank er auf die Knie
und blickte an sich herab, überzeugt, eine grauenhafte Wunde zu sehen, die er sich bei seinem Sturz zugezogen und bis jetzt noch gar nicht bemerkt hatte.
Aber er war völlig unversehrt. »Was ist mit dir?« fragte
Trautman erschrocken. »Hast du dich verletzt?«
Mike hörte die Worte kaum. Er bekam noch immer
keine Luft, und spürte, wie er das Bewußtsein zu verlieren begann. Alles drehte sich um ihn. Er fühlte eine
Pein wie nie zuvor im Leben, einen Schmerz, der ... nicht sein eigener war.
    Im gleichen Moment, in dem er dies begriff, erlosch
die Qual.
Mike fand sich erschöpft und nach Luft ringend am
Boden sitzen, einen vollkommen fassungslosen Trautman über sich stehen, der auf ihn einredete. Doch
Mike hörte nicht zu, denn ganz plötzlich wußte er
nicht nur, woher dieser Schmerz gekommen war, sondern auch, was er bedeutete ...
So schnell, daß Trautman nicht dazu kam, eine Bewegung zu machen, um ihn aufzuhalten, sprang Mike in
die Höhe und rannte mit Riesensätzen auf die Tür zu,
hinter der die Treppe zur Krankenstation lag ...
    Wenn er geglaubt hatte, oben an Deck Bilder vollkommener Zerstörung erblickt zu haben, so war
dies
falsch gewesen. Die restlose Verheerung begann erst
hier unten. Die metallenen Wände, die Decke, ja selbst
der Fußboden waren verbogen und zerbeult und zermalmt, wie von Hammerschlägen tobsüchtiger Riesen
getroffen. Türen waren aus den Angeln gerissen und
meterweit durch die Luft geschleudert worden, und
auch die Einrichtungen der Kabinen, an denen er vorbeikam, waren völlig zerstört. Hier und da lag eine
Waffe, die einer der Soldaten auf seiner Flucht fallengelassen hatte. Überall in den Wänden gähnten große,
ausgezackte Löcher, und aus manchen ragten die Reste zerborstener Wasserleitungen oder -tanks, die Serena mit ihren unheimlichen Kräften zur Explosion
gebracht hatte.
Aber Mike beachtete all dies kaum, sondern rannte
weiter, so schnell er nur konnte. Seine Logik sagte
ihm, daß er praktisch keine Chance mehr hatte. Was
er oben gesehen hatte, war, als wäre das Meer selbst
aufgestanden, um die winzigen Wesen abzuschütteln,
die sich einbildeten, es zu beherrschen. Taumelnd
und nach Atem ringend, erreichte er die Krankenstation - oder das, was davon übrig war. Winterfelds
Männer hatte die Tür verbarrikadiert, ganz wie es
ihnen der Kapitän befohlen hatte, aber es hatte nichts
genutzt. Die Tür war nicht aufgebrochen - sie war
einfach verschwunden, und mit ihr der allergrößte
Teil der Wand, in die sie eingelassen gewesen war.
Der Raum dahinter sah aus, als wäre gleich ein
ganzes Dutzend Bomben darin explodiert. Von der
Einrichtung war im wahrsten Sinne des Wortes nichts
übriggeblieben. Mikes Mut sank, als er sah, daß Serenas
außer Kontrolle geratenen Kräfte das
Mobiliar
regelrecht in Kleinholz verwandelt

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