Das Maerchen der 1001. Nacht
viel zu hastig entzogen. Normalerweise wäre das für ihn der Beweis gewesen, dass sie etwas zu verbergen hatte. Er war vorsichtig geworden, nachdem er einmal hereingelegt worden war. Er war auf eine Frau hereingefallen, die nur ihre eigenen Absichten und Zwecke verfolgt hatte, ohne sich für ihn als Mensch zu interessieren. Dass Beth aber beunruhigt und nervös war, war durchaus verständlich. Immerhin war es die erste Begegnung mit ihrem zukünftigen Ehemann.
Malik gestand sich ein, dass er auch nervös war. Er war von Beth fasziniert. Bisher hatte er sie nur von Fotos gekannt und gewusst, dass sie eine schöne Frau war. Dass sie jedoch eine so faszinierende Ausstrahlung hatte, hatte er nicht ahnen können. Außerdem schien sie so wichtige Eigenschaften wie Aufrichtigkeit und Integrität zu besitzen.
Ihm gefiel ihr glänzendes dunkles Haar, das ihr schönes Gesicht umrahmte und ihr über die schmalen Schultern fiel. Unter dem feinen Material der Seidenbluse, die sie zu dem Hosenanzug trug, zeichneten sich ihre vollen Brüste ab. Aber wirklich überraschend fand er ihre Ernsthaftigkeit, ihre Wärme, Herzlichkeit und Lebendigkeit.
„Fühlen Sie sich unter Druck gesetzt?“, fragte er. „Vielleicht geht Ihnen das alles zu schnell. Ich möchte Sie nicht drängen.“
„Mir war natürlich immer klar, dass wir einander versprochen sind“, erwiderte Beth langsam und wählte die Worte mit Bedacht. „Nur wann die Hochzeit stattfindet und ob sie wirklich stattfindet, war nicht ganz klar.“
Dass es in dieser Hinsicht Unklarheiten gegeben hatte, war seine eigene Schuld, wie er sich eingestand. Er hatte sein Herz an eine Frau verloren, die nicht die war, die sie zu sein vorgab. Beinah wäre alles an die Öffentlichkeit gedrungen. Praktisch in letzter Minute hatte sein Vater, der bitter enttäuscht gewesen war, einen Skandal verhindern können. Malik waren nach diesem krassen Fehler Zweifel gekommen, ob er überhaupt ein würdiger Nachfolger seines Vaters war. Jedenfalls hatte er sich damals vorgenommen, sich nie wieder gefühlsmäßig zu binden. Die Hochzeit hätte er gern auf unbestimmte Zeit verschoben, aber er hatte seinem Vater beweisen wollen, dass er aus dem Fehler gelernt hatte und sich seiner Verantwortung bewusst war.
„Mein Vater möchte sich zurückziehen und mir die Regierungsgeschäfte so rasch wie möglich übertragen. Aus dem Grund habe ich mich entschlossen, bald zu heiraten.“
„Ah ja.“ Beth faltete die Hände im Schoß. „Müssen Sie denn unbedingt verheiratet sein, wenn Sie den Thron besteigen?“
„Nein. Wie ich aber bereits erwähnte, erwartet man von mir, dass ich dem Land einen Thronerben präsentiere. Und dazu muss ich natürlich verheiratet sein. Ein nicht eheliches Kind dürfte nicht mein Nachfolger werden, das erlauben unsere Gesetze nicht.“
Darauf hatte ihn sein Vater nachdrücklich hingewiesen, als Malik ihn überreden wollte, die Hochzeit zu verschieben. Sein Vater hatte ihm erklärt, dass die Ehe einem Mann die Festigkeit und Würde verleihe, die man sich von einem Herrscher wünsche. Da seine zukünftige Frau aus einer der angesehensten Familien des Landes kam und dazu erzogen worden war, dem Mann zu gehorchen und die eigenen Interessen dem Gemeinwohl unterzuordnen, würde es keinen weiteren peinlichen Zwischenfall geben.
Jetzt stellte sich jedoch heraus, dass Beth Lehrerin war, was auch sein Vater offenbar nicht gewusst hatte. Zweifellos hatte ihr Vater es für unwichtig gehalten und vergessen, es zu erwähnen. Malik war allerdings anderer Meinung. Ihre Berufswahl ließ darauf schließen, dass sie Kinder liebte und gut mit ihnen umgehen konnte.
„Dennoch brauchen wir nichts zu überstürzen“, wandte sie ein.
„Abgesehen davon, dass mein Vater sich gerne zurückziehen möchte, ist es an der Zeit, das Versprechen, das unsere Väter sich gegeben haben, einzulösen und Sie zur Königin von Bha’Khar zu machen. Sie sollen an meiner Seite unserem Volk dienen.“
Beth sah ihn mit großen Augen an. „Oh …“
„Haben Sie damit ein Problem?“
„Ja. Königin von Bha’Khar zu sein geht über mein Vorstellungsvermögen hinaus.“ In ihrer Stimme schwang Panik.
„Das verstehe ich nicht. Sie haben doch vorhin selbst gesagt, dass Sie immer gewusst haben, was auf Sie zukommt.“
„Das stimmt.“ Beth stand auf. „In der Theorie ist alles recht einfach, doch in der Praxis dann ganz anders.“
Malik erhob sich auch und blickte auf sie hinab. „Ich bin nicht ganz
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