Das Maerchen der 1001. Nacht
sicher, ob ich Sie richtig verstanden habe.“
„Es tut mir leid.“ Beth seufzte. „Ich hätte es diplomatischer ausdrücken können. Also, es ist eine Sache, zu wissen, was man eines Tages tun muss, aber eine ganz andere, es dann auch in die Tat umzusetzen. Das ist so, als würde ein zum Tod Verurteilter …“
Mit einer Handbewegung brachte er sie zum Schweigen. „Sie machen die Sache nicht besser.“
„Das tut mir leid.“
„Darf ich Sie etwas fragen?“
„Wenn es unbedingt sein muss.“
Die scherzhafte Bemerkung ignorierte er. „Hat man Ihnen nicht beigebracht, wie man sich der königlichen Familie gegenüber benimmt? Falls Sie es nicht wissen: Der Vergleich mit einem zum Tode Verurteilten verstößt gegen die Regeln der Höflichkeit.“
Kämpferisch hob Beth das Kinn. „Okay, dann möchte ich auch etwas klären.“
„Gern.“
„Fühlen Sie sich wirklich wohl dabei, dass jemand anders Ihre zukünftige Frau wie eine Krawatte oder ein Paar Schuhe für Sie ausgesucht hat?“
„Sie sind weder das eine noch das andere.“
„Ach, Sie wissen genau, was ich meine.“ Beth ging im Raum hin und her. „Was werden Sie machen, wenn wir uns nicht gut verstehen? Oder wenn ich schnarche? Oder was soll ich machen, wenn Sie keinen Sinn für Humor haben und ich …?“
Wieder unterbrach er sie mit einer Handbewegung. „Offenbar stehen Sie der geplanten Hochzeit skeptisch gegenüber.“
„Ja, das stimmt“, bestätigte sie nachdrücklich. „Sie etwa nicht?“
„Nein.“
Er war sich sicher, dass Beth von ihrem Vater in jeder Hinsicht auf ihre zukünftige Rolle vorbereitet worden war. Gemeinsam würden sie dafür sorgen, dass das Land weltweit eine wichtigere Rolle spielte als bisher. Allerdings fragte er sich, warum sie das Thema „Liebe“ nicht angeschnitten hatte.
„Dass es keine Liebesheirat wird, stört Sie wohl nicht, oder?“
„Nein, überhaupt nicht“, erwiderte sie bestimmt.
„Möchten Sie sich nicht verlieben?“
„Nein, nicht für Geld und gute Worte.“ Sie wandte sich ab und ging wieder hin und her. „An all dem Gerede, wie großartig, wunderbar und einmalig die Liebe sei, ist doch nichts dran.“
„Stimmt.“ Malik wusste natürlich, warum er sich nicht noch einmal verlieben wollte. Doch warum Beth so eine Abneigung dagegen hatte, hätte er zu gern erfahren. Hatte sie etwa auch eine schlechte Erfahrung gemacht?
„Gut, dass Sie in dieser Hinsicht meiner Meinung sind.“
„Gegenseitiges Verstehen, gleiche Interessen und Übereinstimmung in den wichtigsten Fragen sind die besten Voraussetzungen für eine gute Ehe. Daher bin ich überzeugt …“
„Moment mal“, unterbrach sie ihn. „Dass wir beide nicht viel von Liebe halten, bedeutet natürlich nicht, dass wir in allem anderen übereinstimmen“, wandte sie ein. „Es gibt bestimmt tausend Dinge, in denen wir nicht einer Meinung sind. Wir kennen uns ja gar nicht.“
„Ja, da haben Sie recht. Die intensivste Zeit des Kennenlernens beginnt sowieso erst nach der Hochzeit.“
Beth blieb vor ihm stehen. „Genau das ist der Punkt. Ehe sich ein Mann und eine Frau dazu entschließen, den Rest ihres Lebens gemeinsam zu verbringen, sollten sie alle wichtigen Fragen vor der Verlobung klären statt erst nach der Hochzeit.“
„In meiner Familie wird das anders gehandhabt.“
Sie verzog das Gesicht. „So?“, fragte sie leicht spöttisch.
„Ist Ihr Vater über Ihre Zweifel und Bedenken informiert? Haben Sie mit ihm darüber geredet?“
„Für solche Gespräche hat er keine Zeit. Er ist in erster Linie damit beschäftigt, Statements und Erklärungen abzugeben, Anweisungen zu erteilen, Empfänge zu geben und dergleichen“, antwortete sie ausweichend.
„Warum sind Sie überhaupt gekommen, wenn Sie so wenig von unserer Tradition halten, sich nicht als meine Verlobte betrachten und das Versprechen nicht einlösen wollen, das unsere Väter sich gegeben haben?“
Sie sah ihm fest in die Augen. „Ich bin hier, um Sie davon zu überzeugen, dass es das Beste ist, die Hochzeitspläne aufzugeben.“
2. KAPITEL
„Wie bitte? Sie sind um die halbe Welt geflogen, um mich umzustimmen und dazu zu bringen, mit einer der ältesten Traditionen unseres Landes zu brechen?“, fragte Malik ungläubig.
Beth zuckte innerlich zusammen. Sie war hier, weil ihre Schwester sie darum gebeten hatte. Addie brauchte Zeit, um in Ruhe darüber nachzudenken, wie sie die Verlobung lösen konnte, ohne ihren Vater allzu sehr vor den Kopf zu stoßen.
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