Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Magische Labyrinth

Das Magische Labyrinth

Titel: Das Magische Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
aufgerieben. Ich gehe jetzt weg, werde aber bald wieder zurück sein. Dann werden wir dich vor ein Gericht stellen.«
    Er hielt inne. Johns Ausdruck änderte sich nicht. Aber trotz des Knebels stieß er ein paar gurgelnde Laute aus. Offenbar wollte er etwas sagen. Aber was konnte er ihm schon erzählen? Sollte er noch mehr Zeit verschwenden?
    »Ich will nicht, daß man mir nachsagt, ich sei nicht fair gewesen oder zu befangen, um gerecht zu sein«, sagte Sam. »Deswegen wird man dir einen Prozeß machen. Aber es werden nicht deinesgleichen sein, die über dich urteilen. Wie viele Könige halten sich auch schon in Rufweite auf? Aber wir werden eine Jury aufstellen, die aus zwölf guten und ehrlichen Männern besteht. Aber das ist nur so eine Redensart, denn Damen werden darin natürlich auch vertreten sein.
    Du bekommst auf jeden Fall eine faire Verhandlung und kannst dir sogar deinen eigenen Verteidiger aussuchen. Ich werde an der Verhandlung nicht teilnehmen. Ich würde nicht einmal als Richter dabei sein wollen. Welchen Urteilsspruch die Geschworenen auch fällen mögen – ich werde damit einverstanden sein.«
    Wieder brabbelte John etwas vor sich hin.
    »Wenn es soweit ist, kannst du noch genug reden«, sagte Sam. »Bis dahin bleibst du hier sitzen und denkst vielleicht über deine Sünden nach.«
    Er schloß die Tür, verriegelte sie von außen, zögerte, öffnete sie erneut, langte mit dem Arm hinein und schaltete das Licht aus. In der Dunkelheit würde John noch etwas mehr zu leiden haben.
    An sich hätte Sam sich in absoluter Hochstimmung befinden müssen, aber das war nicht der Fall. Irgendwie, auf eine Art, die er nicht genau definieren konnte, hatte sein alter Feind über ihn triumphiert.
    Gewiß, die meisten Dinge im Leben entpuppten sich als Enttäuschungen. Aber hatte er je ein solches Erfolgserlebnis gehabt? Sein Sieg kam ihm so unappetitlich vor wie eine Portion unter Glas servierter Hundekacke.
    Wo sollte er den Schlüssel verstecken? Ah, natürlich, in der ersten unverschlossenen Kabine. Also drei Türen weiter. Er warf den Schlüssel auf den Boden und zog die Tür hinter sich zu. Nun mußte er Joe finden. Und um das zu erreichen, mußte er erst einmal eine schlagkräftige Truppe aufstellen.
    Er durchquerte einen Korridor, der das Schiff der Länge nach durchzog. Überall herrschte Dunkelheit, aber Sam wagte es trotzdem, die Lichter kurz anzudrehen. Er legte etwa dreißig Meter zurück und hielt in einem anderen Gang an. Hier befand sich eine Treppe, die auf das Hurrikandeck hinaufführte. Nachdem er das Licht wieder ausgeschaltet hatte, erklomm er die Stufen und ließ sich von einem hellen Viereck nach oben leiten. Als er das Hurrikandeck erreicht hatte, eilte er zur Steuerbordseite hinüber. Lärm drang an seine Ohren, aber er schien weit entfernt zu sein. Er schaute um eine Ecke. Joe mußte irgendwo hier in der Nähe sein.
    »Was hängst du hier rum, Joe? Hast du nichts anderes zu tun?«
    »Ich warte auf den Buf, Farn.«
    »Auf den Kuß? Wer würde schon deine häßliche Visage küssen wollen, Joe?«
    »Ich warte nicht auf einen Kuff, fondern auf einen Buf, du Einfaltfpinfel. Auf einen Buf mit einem Beh. Mit Rädern und einem Motor. Wie, fum Kuckuck, fall ich ihn erkennen, wenn ich ihn fehe, Fäm? Mir ift in meinem ganfen Leben noch kein Buf über den Weggelaufen. Nun hol mich schon rauf, bevor ich einen Anfall kriege und dich in Ftücke reife, du Efel!«
    So ähnlich stellte Sam sich die erste Unterhaltung vor, wenn er auf Joe stieß. Es war ein altbekanntes Spielchen. Allerdings konnte er nirgendwo jemanden erspähen, der an einem Seil baumelte. Er fand jedoch ein Seil, dessen Ende zerschnitten war und eine Schlinge aufwies. Es lag auf dem Boden.
    Sam lächelte erfreut. Joe lebte, er war unverletzt! Es konnte keinen Zweifel geben, er war frei und haute möglicherweise im gleichen Augenblick gerade das feindliche Enterkommando zu Klump.
    Er wollte sich umdrehen, hielt aber mitten in der Bewegung inne. Aus der Tiefe drang ein lauter Schrei an seine Ohren. Hätte er ihn auf der Erde gehört, hätte Sam unweigerlich an einen Tiger oder Löwen gedacht. Aber Sam wußte sofort Bescheid. Er eilte auf eine Treppe zu. Sich am Geländer festhaltend und immer zwei Stufen auf einmal nehmend, brachte er sie hinter sich. Auf dem Hauptdeck hielt er an. Er konnte den Feind nicht einfach außer acht lassen, aber die beiden noch tobenden Kämpfe spielten sich in weiter Ferne – am Bug und am Heck – ab.

Weitere Kostenlose Bücher