Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Magische Labyrinth

Das Magische Labyrinth

Titel: Das Magische Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
bewegen. Vielleicht waren sie nun endlich klug genug, um sich zu ergeben.
    »Fäm!«
    Der Ruf war von hinten gekommen. Sam wandte sich um und hielt sich mit einer Hand an dem abgerundeten Holzstück fest. »Joe! Wo bist du?«
    »Hier drüben, Fäm! Ich war befinnungflof! Ich bin gerade wieder fu mir gekommen, aber ich glaube nicht, daf ich ef faffe, Fäm!«
    »Halt dich fest, Joe!« schrie Clemens. »Ich komme! Und gib weiter Laut! Ich bin gleich da! Schrei weiter, damit ich weiß, wo du bist!«
    Es war nicht einfach, das große Stück Treibgut herumzudrehen und dem Ufer entgegenzuschieben. Sam mußte sich mit einer Hand festhalten und mit der anderen schwimmen. Hin und wieder mußte er anhalten, um zu Atem zu kommen. In solchen Situationen schrie er: »He, Joe! Wo steckst du? Sag doch was, damit ich dich hören kann!«
    Stille. Hatte Joe erneut das Bewußtsein verloren? Wenn ja – war es ihm gelungen, sich an dem, was ihm vor dem Ertrinken bewahrte, festzubinden? Wahrscheinlich. Sonst wäre er schon beim erstenmal ertrunken. Vielleicht lag er aber auch auf irgend etwas. Vielleicht…
    Da Sam eh eine Rast einlegen mußte, sah er sich um. Das Schiff war weiter flußabwärts getrieben. Das Wasser stand mittlerweile an den Wänden des Hauptdecks. In Kürze würde auch Johns Kabine unter dem Wasserspiegel liegen.
    Sam schob seinen Balken dem Ufer entgegen. Die dort brennenden Feuer erleuchteten die Szene ein wenig. Obwohl er mehr als genug Treibgut erblickte, war nichts dabei, das Ähnlichkeit mit Joe Miller hatte.
    Er sah nun, daß die Menschen am Ufer Boote zu Wasser ließen. Ihre Hände hielten Hunderte von Fackeln. Es war geradezu unvorstellbar, daß sie sich anschickten, jene Leute zu retten, die ein Viertel ihrer Stadt niedergebrannt hatten.
    Nein. Sie taten für die Zerstörer nur das, was Sam auch für John getan hätte, wäre dazu eine Möglichkeit vorhanden gewesen. Außerdem hatten die Bewohner von Virolando keinen Grund, die Leute von den Schiffen mit der gleichen Intensität zu hassen, mit der er John haßte.
    Sam merkte, daß er dem Ufer inzwischen näher gekommen war, als er vermutet hatte. Er war kaum noch einen Kilometer vom rettenden Land entfernt. Wenn man bedachte, daß die Rettungsschiffe gepaddelt oder gerudert wurden, näherten sie sich ziemlich rasch. Leider nicht rasch genug, denn Sam fror entsetzlich. Zwar war die Luft wärmer als das Wasser, aber auch das reichte nicht aus. Wenn er sich richtig erinnerte, betrug die Temperatur in dieser Gegend nur etwa sieben Grad über Null.
    Bei seinem Weg über den Nordpol hatte der Fluß einen Großteil seiner Wärme verloren, die er erst später wieder hinzugewann. Des weiteren litt Sam nicht nur an starker Erschöpfung, sondern auch unter dem Schock der Schlacht. Wäre es nicht eine unglaubliche Ironie des Schicksals, wenn er unterginge, bevor die Retter ihn erreichten?
    Aber ironisch war das Leben nun einmal. Warum nicht auch der Tod?
    Es wäre so leicht gewesen, mit den Schwimmbewegungen aufzuhören, einfach aufzugeben, sich treiben und die anderen arbeiten zu lassen. Aber er mußte Joe finden. Davon abgesehen würde seine Körpertemperatur nur noch weiter absinken, wenn er sich ruhig verhielt. Aber es wäre so einfach… Sam schüttelte den Kopf, holte tief Luft und versuchte seine erlahmenden Glieder neu zu beleben.
    Plötzlich – wieso plötzlich? Wie viel Zeit war inzwischen vergangen? – hielt neben ihm ein Boot an. Er sah das Licht zahlreicher Fackeln. Starke Arme hoben ihn hoch und legten ihn irgendwohin. Sam zitterte. Man wickelte ihn in warme Decken und flößte ihm heißen Kaffee ein. Er setzte sich aufrecht hin. Die Decken entglitten seinen Schultern. Als sein Körper mit der kalten Luft in Berührung kam, fing er sofort wieder an zu zittern.
    »Joe!« rief Sam aus. »Rettet Joe!«
    »Was hat er gesagt?« fragte jemand auf esperanto.
    »Er spricht englisch«, sagte eine Frau. »Er sagt, wir sollen Joe retten.«
    Eine andere Frau beugte sich zu Sam herab und fragte: »Wer ist Joe?«
    »Mein bester Freund«, erwiderte Sam schwach. »Er ist nicht einmal ein Mensch. Vielleicht liegt es daran.« Er lachte müde. »Das wird es sein.«
    »Wo ist dieser Joe?« fragte die Frau. Sie sah gut aus. Die brennenden Fackeln zeigten ein herzförmiges Gesicht, große Augen, eine hohe Stirn, eine hübsche Nase, volle Lippen und ein selbstbewußt vorgerecktes Kinn. Sie hatte langes, blondes, welliges Haar.
    Wie kam er überhaupt dazu, in dieser Lage auf

Weitere Kostenlose Bücher