Das Magische Labyrinth
Eingang des Salons zukam. Er machte einen großen Sprung zurück und schrie: »Stop!«
De Bergerac sah, daß Burton an ihm vorbeischaute. Um zu verhindern, daß er einem Trick auf den Leim ging, entfernte er sich ebenfalls rückwärts von seinem Gegenspieler. Erst jetzt fiel ihm auf, daß das Wasser bereits unter der Saaltür hereinfloß.
Schwer nach Atem ringend, sagte er: »Oha! Das Schiff hat bereits ziemlich viel Wasser geschluckt, Monsieur Burton. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Wir sollten der Sache ein schnelles Ende bereiten.«
Burton fühlte sich ungeheuer müde. Sein Atem ging rasselnd. Seine Rippen fühlten sich an, als hätten mehrere Messer sie durchbohrt.
Er wollte gerade zu einem Sturmangriff ansetzen, als der Franzose ihm zuvorkam. De Bergerac explodierte förmlich. Er machte den Eindruck, als habe er in seinem dürren Körper ein spezielles Energiepaket zurückgehalten. Vielleicht hatte er endlich eine Schwachstelle in Burtons Deckung gefunden. Oder er glaubte es. Möglicherweise nahm er auch an, daß er nun, wo die Schwäche seinen Opponenten in den Krallen hatte, einfach schneller sein müsse.
Was immer er sich dabei auch gedacht hatte – er hatte sich verrechnet. Vielleicht war sein Vorstoß auch zu perfekt vorbereitet, denn die Signale, die sein Körper abgab, als er bestimmte Muskeln anspannte und die Augen leicht zusammenkniff, sagten Burton sofort, was der Franzose vorhatte. Er wußte es deswegen, weil er im Begriff gewesen war, dasselbe zu tun, und sich darauf konzentrierte, alle Anzeichen, die seinem Gegner verraten konnten, wie sein nächster Schritt aussah, zu unterdrücken.
De Bergerac schlitterte auf ihn zu, und sein Degen glitt leicht an der Waffe seines Opponenten ab. Man wandte diese Taktik manchmal an, um den Gegner zu verwirren. Wäre Burton nicht darauf vorbereitet gewesen, hätte es vielleicht geklappt. Aber er hatte den Franzosen genau im Auge behalten und war sich – da er nach dem gleichen Konzept hatte vorgehen wollen – vorgekommen wie jemand, der in einen Spiegel schaut.
Ein Vorstoß dieser Art erforderte, daß man die Überraschung auf seiner Seite hatte und die Klinge des Gegners beiseite drücken konnte. De Bergerac hatte zwar die nötige Geschwindigkeit, aber sein Vorstoß kam nicht mehr überraschend. Deswegen schlug seine Aktion fehl.
Ein wissender Beobachter würde gesagt haben, de Bergerac hätte den Vorteil der Kontrolle besessen. Er stand aufrechter als Burton. Seine Kampfhand kam von oben herab. Normalerweise hätte er Burton die Klinge aus der Hand schlagen müssen.
Aber Burton fing den Schlag mit dem Handschutz seines Degens auf, wehrte de Bergerac mit einer geschickten Drehung ab, stieß blitzschnell zu und trieb seinem Gegner die Spitze seiner eigenen Waffe in die Schulter.
Dort, wo das Gesicht des Franzosen nicht von Pulverdampf verschmiert war, wurde es grau; er ließ die Waffe jedoch noch immer nicht fallen. In diesem Moment hätte Burton ihn töten können.
Schwankend und von einem starken Schock ergriffen, brachte de Bergerac ein Lächeln zustande.
»Sie haben mein Blut vergossen, Monsieur«, sagte er. »Sie haben gewonnen. Ich erkenne Sie als Sieger an. Ich schäme mich nicht einmal…«
»Lassen Sie mich Ihnen helfen«, sagte Burton. Im gleichen Moment krachte von der Eingangstür her ein Pistolenschuß.
De Bergerac kippte nach vorn und fiel schwer auf das Gesicht. Eine Wunde in seinem Rücken – dicht neben der Wirbelsäule – zeigte, wo die Kugel in ihn eingedrungen war.
Burton wandte sich um.
Alice stand in der Tür. Sie hielt eine rauchende Pistole in der Hand.
»Mein Gott!« rief er aus. »Das hättest du nicht tun sollen, Alice!«
Sie lief auf ihn zu. Das eindringende Wasser umspülte bereits ihre Knöchel.
Burton kniete sich hin, drehte den Franzosen herum und legte dessen Kopf in seinen Schoß.
Alice blieb neben ihm stehen. »Was soll das heißen?« fragte sie. »Ist er nun ein Feind oder nicht?«
»Ja, aber er hatte sich gerade ergeben. Weißt du, wer er ist? Cyrano de Bergerac!«
»Oh, mein Gott!«
De Bergerac öffnete die Augen und schaute Alice an. »Sie hätten warten und sich vorher über die Lage informieren sollen, Madame… Aber… wer tut das schon?«
Das Wasser strömte nun immer schneller in den Salon. Der Boden des Saals lag bereits schief. Wenn es so weiterlief, mußte es de Bergeracs Kopf in Kürze überspülen.
Der Franzose schloß die Augen und öffnete sie erneut.
»Burton?«
»Ja?« sagte
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