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Das Magische Labyrinth

Das Magische Labyrinth

Titel: Das Magische Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
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Rex. Ein solches Ereignis konnte einem reaktionsschnellen und adleräugigen Fechter genügen, dem anderen die Klinge in den Leib zu bohren.
    Darüber dachte Burton, während der Hauptteil seiner Aufmerksamkeit sich auf den Tanz der Klingen konzentrierte, unterbewußt nach. Sein Gegenspieler war größer als er und hatte eine größere Reichweite. Aber das mußte für ihn nicht unbedingt ein Nachteil sein. Sobald er näher an den Franzosen herankam, würden dessen lange Arme ihm nur im Wege sein. Dann lag der Vorteil auf Burtons Seite.
    De Bergerac wußte das, und da er alles wußte, was für einen Fechter von Belang war, hielt er den Abstand zu Burton aus reinem Eigennutz aufrecht.
    Während sie keuchend nach Luft rangen, klirrten ihre Klingen aufeinander. Um selbst außerhalb der Reichweite der gegnerischen Waffe zu bleiben, spielte de Bergerac die Länge seiner Arme voll aus und konzentrierte sich auf Angriffe, die Burtons Handgelenken und Unterarmpartien galten.
    Burton selbst nahm eine Position ein, in der er seinen Kampfarm leicht gebeugt hielt, um die Klinge seines Gegners unterlaufen und wegdrücken zu können. Er behielt den Franzosen genau im Auge und versuchte, dessen Schwächen zu erkennen. Da er jedoch keine fand, hoffte er, daß de Bergerac, der ihn nicht weniger analysierte, auch an ihm keine zu entdecken vermochte.
    Wie bei ihrer ersten Begegnung hatten sie auch diesmal einen bestimmten Kampfrhythmus entwickelt, der im wesentlichen aus Angriff, Abwehr und Gegenschlag bestand. Sogar die Finten, deren sie sich bedienten, hatten darin ihren festen Platz, da sie sich beide nicht davon narren ließen und es demzufolge auch vermieden, sich eine Blöße zu geben.
    Beide warteten darauf, daß der andere seine Deckung öffnete, ohne in der Lage zu sein, sie rechtzeitig wieder zu schließen. De Bergeracs Gesicht schwamm im Schweiß. Dort, wo der dunkle Pulverstaub verlief, bildeten sich Streifen. Die salzige Flüssigkeit lief Burton fortwährend in die Augen und brachte sie zum Brennen. Wenn es allzu schlimm wurde, machte er einen Rückzug und wischte sich mit dem Rücken seiner freien Hand über Stirn und Augen. Meistens nutzte auch der Franzose die auf diese Art gewonnene Zeit dazu, sich mit einem Stück Stoff, das in seinem Kiltgurt steckte, die Stirn abzuwischen. Diese Pausen kamen bald immer regelmäßiger und dienten schließlich sogar zum Luftholen.
    Schließlich, als sie wieder einmal keuchend dastanden, nahm Burton das Brusttuch einer Toten an sich. Während er de Bergerac im Auge behielt, um sicherzugehen, daß dieser keinen Sturmangriff wagte, band er sich das Tuch um den Kopf. Der Franzose kniete sich hin, nahm einer anderen Toten das Brusttuch ab und bastelte sich ebenfalls ein Stirnband.
    Burtons Mund war sehr trocken. Seine Zunge fühlte sich an wie ein verwittertes Stück Holz.
    »Lassen Sie uns den Kampf für einen Moment unterbrechen, Monsieur de Bergerac«, krächzte er. »Bevor wir verdursten, sollten wir einen Schluck trinken.«
    »Einverstanden.«
    Burton begab sich hinter den Tresen, aber die Wasserleitung funktionierte nicht mehr. Er trat an die Vitrine, die der Franzose geöffnet hatte, und förderte eine Flasche zutage, zog den Plastikkorken mit den Zähnen heraus und spuckte ihn auf den Boden. Als er de Bergerac den ersten Schluck anbot, lehnte dieser ab. Burton machte einen tiefen Schluck und reichte die Flasche dann dem Franzosen über die Bar. Der Schnaps brannte in seiner Kehle, wärmte seine Brust und verlieh ihm neue Kraft. Er löschte den Durst zwar ein wenig, aber Burton wußte, daß er nicht zufrieden sein würde, ehe er nicht etwas Wasser bekam.
    De Bergerac hielt die Flasche gegen das Licht.
    »Ah! Sie haben mindestens drei Unzen getrunken, mein Freund. Ich werde dasselbe zu mir nehmen, damit wir gleichmäßig vergiftet sind. Es wäre ungerecht, wenn ich Sie umbrächte, nur weil Sie betrunkener sind als ich. Dann würden Sie sagen, ich sei unfair gewesen, und die Frage, wer von uns nun der beste Fechter ist, bliebe unbeantwortet.«
    Auf die eigenartige Weise, die ihm zu eigen war, lachte Burton durch die Zähne.
    De Bergerac hob die Flasche. Dann sagte er: »Sie hören sich an wie eine Katze, mein Freund.«
    Er trank. Als er die Flasche wieder absetzte, mußte er mit tränenden Augen husten.
    »Mordioux! Das ist gewiß kein französischer Wein! Es ist für die Barbaren aus dem Norden – oder Engländer!«
    »Sie haben es nie probiert?« fragte Burton. »Nicht einmal

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