Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Magische Labyrinth

Das Magische Labyrinth

Titel: Das Magische Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
und grausame König Gélélé von Dahomey, der nicht einmal gewußt hatte, wie blutrünstig und grausam er gewesen war, da er nur das getan hatte, was die Gesellschaft von ihm erwartete? Aber das war natürlich auch nicht gerade eine Entschuldigung.
    Erschöpft und deprimiert ging er zu Bett. Er hatte mit Alice reden wollen, aber sie machte einen abwesenden Eindruck und schien ihren Gedanken nachzuhängen. Zumindest schien sie nicht vor sich hin zu träumen, um der schmerzlichen und frustrierenden Realität zu entgehen. Ganz offensichtlich dachte sie über das gegenwärtige Dilemma nach.
    Schließlich schlief Burton ein. Wenn er seiner Uhr trauen konnte, hatte er, als er erwachte, sechs Stunden geschlafen. Es herrschte Zwielicht. Alice stand neben ihm.
    »Ist irgendwas?« fragte er schläfrig.
    »Nichts. Hoffe ich jedenfalls. Ich komme gerade aus dem Kontrollraum.«
    »Was hast du da gemacht?«
    Alice legte sich neben ihn.
    »Ich konnte einfach nicht schlafen. Ich mußte über dies und das nachdenken. Meine Gedanken waren beinahe so zahlreich wie die Wathans. Ich versuchte, mein Bewußtsein auf den Computer zu konzentrieren, aber mir gingen tausend Dinge gleichzeitig durch den Kopf. Ich glaube, ich habe über mein gesamtes Leben nachgedacht. Über mein Leben hier und auf der Erde.
    Ich erinnere mich daran, über Mr. Dodgson nachgedacht zu haben, bevor ich einschlief. Ich habe viel geträumt. Es waren die unterschiedlichsten Träume: ein paar angenehme, aber auch ein paar schreckliche. Hast du mich nicht einmal aufschreien gehört?«
    »Nein.«
    »Dann mußt du geschlafen haben wie ein Toter. Als ich wach wurde, zitterte und schwitzte ich am ganzen Körper. Aber ich konnte mich an das, was mich so entsetzt hat, nicht mehr erinnern.«
    »Es ist leicht, sich vorzustellen, was das gewesen sein muß.«
    Alice war aufgestanden, um einen Schluck Wasser zu trinken. Als sie wieder zum Bett zurückgekommen war, hatte sie nicht wieder einschlafen können. Unter anderem hatte sie an Reverend Charles Lutwudge Dodgson, die Freude, ihn zu kennen, und die Bücher gedacht, zu denen sie ihn inspiriert hatte. Alice hatte sie so oft gelesen, daß sie keinerlei Schwierigkeiten hatte, sich an den Text und Tenniels Illustrationen zu erinnern.
    »Das erste, was mir einfiel, war die verrückte Teegesellschaft.«
    Der Hutmacher, der Schnapphase und die Haselmaus hatten an einem Tisch Platz genommen. Obwohl Alice nicht eingeladen gewesen war, hatte sie sich dazugesetzt. Nach einem verrückten Wortwechsel hatte der Schnapphase sie gefragt, ob sie einen Schluck Wein wolle.
    Alice sah sich um, aber sie sah nur eine Teekanne.
    »Das«, sagte Alice, »stimmt natürlich nicht ganz: Es gab auch Milch, Brot und Butter.«
    Die Buch-Alice sagte: »Ich sehe keinen Wein.«
    »Ist auch gar keiner da«, sagte der Schnapphase.
    Später hatte Alice sich Gedanken darüber gemacht, worin der Unterschied zwischen einem Raben und einem Schreibtisch bestand. Schließlich hatte der Hutmacher das Schweigen gebrochen und sie gefragt: »Den wievielten haben wir heute?« Er hatte seine Uhr aus der Tasche gezogen, sie mit einem bekümmerten Blick gemustert, sie mehrmals geschüttelt und schließlich ans Ohr gehalten.
    Alice dachte ein wenig nach und sagte dann: »Den Vierten.«
    Die wirkliche Alice sagte zu Burton: »Mr. Dodgson nahm diesen Tag, weil diese Stelle im Mai spielte und der vierte Mai mein Geburtstag ist.«
    Der Hutmacher seufzte und sagte: »Zwei Tage geht sie nach! Ich habe dir ja gleich gesagt, Butter ist für das Uhrwerk nichts!«
    »Es war aber echte Tafelbutter«, erwiderte der Schnapphase sanft.
    Burton stand auf und lief hin und her.
    »Mußt du dermaßen ins Detail gehen, Alice?«
    »Ja. Es ist wichtig.«
    Die nächste Szene, die ihr eingefallen war, stammte aus dem Schlaf-und-Ruder-Kapitel von Alice hinter den Spiegeln. Sie unterhielt sich mit der Weißen und der Roten Königin.
    »Könnt Ihr denn mit dem Weinen aufhören dadurch, daß Ihr etwas bedenkt?« fragte Alice.
    »Ja, so wird das gemacht«, sagte die Weiße Königin sehr entschieden. »Zwei Dinge auf einmal kann man ja nicht tun, oder?«
    »Alice!« sagte Burton. »Worauf willst du mit diesem Unfug hinaus?«
    »Es ist kein Unfug. Hör zu!«
    In ihrer Erinnerung war Alice von der Weißen Königin zu Goggelmoggel gewechselt.
    »Vielleicht deswegen, weil Loga so fett ist. Er erinnert mich an ihn.«
    Sie – die Alice aus dem Buch – unterhielt sich mit dem großen, auf einer Mauer sitzenden,

Weitere Kostenlose Bücher