Alles fuer ihn - Band 5
1. Schutt und Asche
Ich spüre, wie uns eine Hand zum Sofa führt, uns dazu bringt, Platz zu nehmen. Conrad, Adams treue, rechte Hand, spricht mit uns, er sagt, dass alles gut werden wird. Dass wir nicht allein sind. Claire ist in Tränen aufgelöst, meine Tränen wollen nicht fließen. Dabei hat sie mir gerade eröffnet, dass unser Zuhause angezündet und dass alles, was uns gehörte, ausgelöscht wurde. Die gute Stimmung, die nach Adams Pressekonferenz in diesem Salon herrschte, ist einem Moment der Betroffenheit gewichen. Man lacht nicht länger, keiner erhebt mehr die Gläser.
Das ist kein Unfall …
Alles, was seit heute Morgen passiert, ist kein Zufall: die Verunglimpfungen in der Zeitung, die Lügen, die Verleumdungen, die aufgebauschten Inszenierungen der Werkstillegungen und jetzt dieser Brand, der mich persönlich trifft, schlimmer noch, der auch das Leben meiner Mitbewohnerin und besten Freundin Claire betrifft; nichts davon ist zufällig geschehen. Als ich Adams Blick kreuze, merke ich, dass er dasselbe denkt: Uns beiden ist klar, dass die Schlacht noch lange nicht zu Ende ist.
Adam, mein Milliardär, sonst so sexy, nun mit ernster Miene. Er nimmt mich in die Arme, streichelt mein Haar. Ich kann die Gefühle in mir unmöglich beschreiben, denn ich fühle nichts. Ich bin wie betäubt. Vielleicht hoffe ich sogar darauf, dass die Feuerwehr sich geirrt hat, dass es gar nicht unser Haus ist. Wenn wir erstmal dort sind, werden wir über dieses Missverständnis nur noch lachen können.
„Auf geht’s, Eléa. Die Feuerwehr wartet auf uns. Wir kommen mit Euch“, flüstert Adam mir zu.
Ich löse mich aus meiner Erstarrung. Gerade soweit, dass ich mich in Bewegung setze, Claires Arm greife und wir uns zu Adams Wagen begeben. Conrad eilt uns voraus und hält uns die Türen auf. Claire sagt kein Wort. Ich glaube, dass sie wie ich darauf wartet, mit eigenen Augen unser Zuhause zu sehen, verkohlt oder noch immer unberührt.
Kurz vor unserem Stadtviertel rieche ich den Brand, mein Magen zieht sich zusammen, mir wird übel. Claires Hand umklammert die meine. Hier hat es tatsächlich einen Brand gegeben.
Lass es nicht unser Zuhause sein!
Wir fahren unsere Straße hinauf, und jedes Haus, das an uns vorbeizieht, lässt mich mit dem Schlimmsten rechnen. Je näher wir kommen, desto beißender ist der Geruch. Ein Polizist lässt uns die Absperrung passieren. Der Wagen kommt vor unserem Haus zum Halten. Da stehen hinter den Absperrungen unsere Nachbarn. Adam bittet uns, sitzen zu bleiben. Er will als Erstes mit Conrad aussteigen.
Ja, geh nur, und komm mit einem Lächeln zu mir zurück.
Claire und ich sehen uns an. Hofft sie dasselbe wie ich?
Die Tür wird geöffnet, Adam reicht mir die Hand. Ich habe verstanden. Sein Gesicht ist undurchdringlich, sein Kiefer ist verkrampft, er beißt die Zähne zusammen. Ich spüre seine Wut. Ich muss nicht weit gehen, um das Haus zu sehen, oder besser, was davon übrig ist. Ich spüre einen Stich im Herz, eine schallende Ohrfeige hat mir gerade die Wirklichkeit offenbart. Vor meinen Augen erhebt sich unser geliebtes Zuhause, unser Universum, unser Kokon. Die Fassade ist schwarz, das Dach fehlt, anstelle der Fenster klaffen große Löcher, aus denen Rinnsale fließen. Der Brand war gewaltig und an unseren Wänden ist nichts mehr von unseren Rahmen, unseren Bildern zu erkennen. Ich drehe mich um, um Claire an mich zu drücken. Ich sehe sie in Conrads Armen weinen. Ihr Schmerz ist größer als meiner, sie hat weitaus länger in diesem Haus gelebt als ich. Ich löse mich aus Adams Umarmung, um zu ihr zu gehen. Wir halten uns gegenseitig fest. Plötzlich kommt mir ein Gedanke.
Es ist meine Schuld, wenn Claire nun alles verloren hat …
Der Feuerwehrhauptmann kommt auf uns zu.
„Ist das Ihr Haus, meine Damen?“
Wir nicken, unfähig, einen Laut von uns zu geben. Adam kommt uns zu Hilfe.
„Ja, das ist ihr Haus. Wissen Sie, was passiert ist?“
„Die Nachbarn haben uns verständigt. Anscheinend hat sich das Feuer rasch ausgebreitet. Wir haben unser Möglichstes getan, um zu retten, was zu retten war, aber als wir eintrafen, mussten wir in erster Linie die angrenzenden Häuser schützen.“
Ich betrachte die Häuser unserer Nachbarn. Immerhin sind sie nicht von unserem Unglück betroffen. Es ist bestimmt ein neuer Anstrich nötig, um die Spuren von unserem Brand zu beseitigen, aber ansonsten ist ihnen nichts geschehen.
„Wissen Sie, was den Brand ausgelöst hat?“
Adam
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