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Das Magische Labyrinth

Das Magische Labyrinth

Titel: Das Magische Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
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schreiende Gesicht verschwand. Der von den Kanonen ausgestoßene schwarze Rauch, der durch die zerstörten Fenster und Löcher in den Wänden hereindrang, verzog sich. Fenster und Wände lösten sich auf. Das tosende Wummern der russischen Artillerie, die sich bemüht hatte, den Altsopran des Führers zu übertönen, wurde leiser, verlor sich in der Ferne und wurde zu einem heiseren Gebell. Schließlich erstarb das Dröhnen, das die Begleitmusik zu dem Kreischen des Irrsinnigen geliefert hatte, ebenfalls. Diese Geräusche, dessen war er sich vage bewußt, hatten die amerikanischen und britischen Bomber erzeugt.
    Die Dunkelheit des Alptraums wurde durch die auf der Flußwelt herrschende Nacht ersetzt.
    Aber sie war beruhigend und friedlich. Hermann lag rücklings auf einem Bambusbett und berührte Krens warmen Arm. Sie bewegte sich und murmelte etwas. Möglicherweise sprach sie in ihren Träumen mit jemandem. Sie war weder in Bedrängnis noch aufgeregt oder gar entsetzt. Krens Träume waren stets angenehm. Sie war ein Flußkind und auf der Erde im Alter von etwa sechs Jahren gestorben. Was ihren Heimatplaneten anging, so erinnerte sie sich an nichts. Ihre früheste Erinnerung – und auch die war nur schwach – betraf das Aufwachen im Flußtal, ohne Eltern und alles, was sie gekannt hatte.
    Hermann erwärmte sich an ihrer Berührung und den angenehmen Erinnerungen an die Jahre, die sie nun zusammen waren. Dann stand er auf, bedeckte seinen Körper mit der üblichen Morgenkleidung und ging hinaus. Er gelangte auf eine Plattform aus Bambusstäben. Vor ihm und hinter ihm – auf der gleichen Ebene – befanden sich viele andere Hütten. Über ihm befand sich eine andere Unterkunftsebene, und darüber noch eine. Unter ihm waren drei weitere Ebenen. Sie waren samt und sonders fortlaufende Brücken, die sich so weit von Süden nach Norden erstreckten, wie das Auge reichte. Die Pfähle, auf denen sie standen, waren in der Regel dünne, aber feste Gerüste aus Fels oder Eisenbäumen; die Länge einer Brücke umfaßte selten weniger als fünfzig oder mehr als hundert Meter. Wo eine zusätzliche Stütze nötig war, hatte man Säulen aus Eichenholz oder bearbeitete Steine verwendet.
    Das Tal durchmaß etwa fünfundvierzig Kilometer. Der Fluß verbreiterte sich hier zu einem See, der fünfzehn Kilometer breit und sechzig lang war. Die Berge waren nicht höher als zweitausend Meter, und das war ein Glück für die Bewohner dieser Gegend, da das Tal sich ziemlich weit in der nördlichen Hemisphäre befand und man jeden einfallenden Sonnenstrahl gebrauchen konnte. Am westlichen Ende des Sees lief das Gebirge direkt in den See hinein. Hier rauschte das Wasser durch eine enge Kluft. In den wärmeren Nachmittagsstunden jagte der Wind mit einer Geschwindigkeit von gut dreißig Kilometern in der Stunde durch die Enge. Dann verlor er ein wenig von seiner Kraft, aber die eigentümliche Topographie, die die Einheimischen zu nutzen wußten, verlieh ihm dann einen starken Auftrieb.
    Überall auf dem Land erhoben sich felsige Türme, große Säulen. Viele davon waren Statuen, und zwischen ihnen befanden sich die hölzernen Balken, die die einzelnen Stockwerke trugen. Sie waren aus Bambus, Pinien-, Eichen- oder Eibenholz. Auf ihnen standen in unterschiedlichen Abständen – je nachdem, wie viel der Unterbau tragen konnte – die Hütten. Auf den dickeren Balken hatte man Gleiter und zusammengefaltete Ballonhüllen abgestellt.
    Trommeln wurden geschlagen; Fischknochenhörner dröhnten. Die Leute erschienen in den Eingängen ihrer Hütten, reckten sich und gähnten. Es war der offizielle Tagesbeginn. Die Sonne zeigte gerade ihren Rand. Die Temperatur, die sie erzeugte, würde in diesem Gebiet siebzehn Grad nicht übersteigen; das war weniger als die Hälfte dessen, was man während der Mittagsstunde in den Tropen erwarten konnte. Nach fünfzehn Stunden würde sie wieder hinter den Bergen verschwinden, um neun Stunden später erneut aufzutauchen. Die Länge ihres Verweilens entsprach durchaus der Schwäche ihrer unschlüssigen Strahlen.
    Mit zwei Gralzylindern, die sich auf seinem Rücken in einem Netz befanden, kletterte Hermann die siebzehn Meter zum Boden hinab. Da Kren heute keinerlei Pflichten hatte, würde sie sich ausschlafen. Sie würde später herunterkommen, dem in der Nähe des Steins befindlichen Regal ihren Gralzylinder entnehmen und ein verspätetes Frühstück genießen.
    Während er sich auf den Weg machte, grüßte er jeden, den

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