Das magische Land 1 - Der Orden der Rose
in einem Gefängnis. Er mag das Risiko in Kauf nehmen, dass ich einen Ausweg daraus finde oder dass jemand ihn aus dem Weg schafft oder dass er durch seine eigene Magie zerstört wird. In einem Jahr kann eine Menge geschehen.«
»Das ist es, wovor ich Angst habe«, sagte Gereint.
Averil packte ihn an den Schultern. Er war zu kräftig, um ihn zu schütteln, aber sie festigte ihren Griff, bis er sie nicht länger ignorieren konnte. »Ich verspreche dir, dass ich nicht überstürzt handeln werde. Ich werde mich von Bernardin schützen lassen und mich auf meine Wachen und Diener verlassen. Ich werde nicht allein sein.«
Er schaute ihr fest in die Augen. Seine Verdrossenheit war gewichen. An ihre Stelle war unglückliche Gewissheit getreten. »Ihr habt mich mit keinem Wort erwähnt.«
Averils Herz krampfte sich schuldbewusst zusammen. Natürlich hatte er es gesehen, obwohl sie es verborgen hatte. »Du bist immer in meinen Gedanken.«
Mit verdienter Schroffheit tat er ihre Worte ab. »Ihr werdet mich fortschicken.«
»Nicht mit dem König«, sagte sie.
Das kitzelte kein Lächeln aus ihm heraus. »Ihr wollt mich nicht hier. Ihr glaubt, ich bin hier nicht in Sicherheit. Aber Ihr werdet hierbleiben.« »Das ist überhaupt nicht wahr. Ich will tatsächlich, dass du zurück zu den Rittern gehst, um alles zu lernen, was sie dich lehren können. Du solltest das nicht mir zuliebe aufgeben.«
»Meine Magie ist bei Euch. Ihr könnt mich unterrichten. Ihr könnt —« »Ich kann dich nicht lehren, ein Ritter zu sein«, warf sie ein. »Und ein Ritter ist das, was ich am nötigsten brauche. Bernardin ist alt. Er ist stark, aber er kann mich nicht für immer beschützen. Ich brauche dich hier an meiner Seite, wenn er nicht mehr in der Lage ist, Landvogt zu sein.«
Er war sprachlos vor Schreck. Sie wusste nicht, warum, denn es War vollkommen logisch. Aber er war bestürzt. »Ich kann das nicht«, erklärte er. »Ich kann Euch nicht verlassen.«
»Du kannst gehen, wohin man dich sendet«, sagte sie. »Ich werde an dem Ort bleiben, den das Schicksal für mich bestimmt hat.«
»Ich kann nicht«, wiederholte er. »Ich kann Euch nicht allein lassen.« »Doch«, sagte sie. »Du kannst es. Weil du es musst.« Sie legte die Hand auf die Wärme, die immer noch über ihrem Herzen ruhte. »Ein Teil von dir ist immer bei mir und wird immer bei mir sein, einerlei wohin du gehst und wie lange du fort bist. Glaub mir das, liebster Freund. Vertrau darauf.« Die Traurigkeit in seinen Augen verriet ihr, dass er es ebenso klar sah wie sie, sich aber gegen das Unabänderliche sträubte. Auch ihr tat das Herz weh, aber sie konnte hart und kalt sein, wenn die Umstände es erforderten. Sie hatte erkannt, was sie tun musste und wie sie es tun musste, und das war genauso entscheidend wie die Verabschiedung des Königs.
»Wenn ich gehe«, sagte er nach qualvollem Zögern, »werdet Ihr mir etwas versprechen?«
»Wenn ich kann«, antwortete sie.
»Versprecht mir, das Wildvolk hereinzulassen. Wenn der Feind fort ist, wenn das Herzogtum sicher ist, öffnet die Tür. Haltet das Versprechen, das Ihr ihnen gegeben habt. Sie werden über Euch wachen, wenn ich es nicht mehr kann.«
Sie zitterte. Nach allem, was sie gesehen und getan hatte, konnte sie immer noch nicht ohne Schaudern an die wilde Magie denken. Dennoch sagte sie: »Ich werde es versuchen.«
»Ihr werdet es tun. Sonst werde ich nicht fortgehen. Ich werde in den Ställen wohnen, wenn es sein muss, oder in den Straßen betteln. Ich werde Euch nicht ungeschützt zurücklassen.«
»Bernardin —«
»Ungeschützt«, wiederholte er, »von Mächten, die überwinden können, was der Feind gegen Euch im Schilde fuhren mag.«
Gegen derartige Gefahren konnte sie sich von Bernardin keine Hilfe erhoffen, und das wusste sie. »Ich werde die Tür öffnen«, sagte sie, »nachdem der Feind fort ist. Ich werde diesen Palast zu einem Zufluchtsort für sie machen. Aber — «
Er legte den Finger auf ihre Lippen. »Kein Aber. Keine Ausflüchte. Ihr habt den König für die Wahrheit blind gemacht, aber ich kenne Euch zu gut. Ihr werdet genau das tun, was Ihr versprochen habt, sonst werde ich nicht der Einzige sein, der einen Preis einfordert. Die Mutter ist viel älter und viel unversöhnlicher, als ich es bin.«
Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Von allen Abkommen, die sie getroffen hatte, war dies das gefährlichste. Es konnte sie alle retten — oder es konnte sie zerstören. Der Mutter wäre
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