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Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Titel: Das magische Land 1 - Der Orden der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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sein. Als die ersten Tropfen fielen, schmerzten sie auf der Haut, als sei ihr Inneres zu Eis erstarrt.
    Er hatte das halbe Feld gepflügt. Er wollte sich an eine weitere Furche machen, aber der nördliche Horizont war bereits blauschwarz. Die langen Ohren der Maultierstute legten sich zurück. Sie wusste, was bevorstand, sie konnte es riechen.
    Er ließ den Pflug in der Furche zurück und spannte sie so schnell aus, wie er es mit seinen steifgefrorenen Fingern vermochte. Der Regen war stärker geworden und mit Schneeflocken vermischt. Er kletterte auf den Rücken der Stute und ließ sie den Weg zum Stall finden.
    Das letzte Stück war ein Albtraum aus heulendem Wind und blendendem Schnee. Die Maultierstute blieb so abrupt stehen, dass Gereint über ihren Kopf hinweg gegen das Stalltor flog.
    Fluchend rappelte er sich hoch und tastete nach dem Riegel. Der Wind riss ihm das Tor aus den Händen und schleuderte es gegen die Wand. Das Maultier trabte an ihm vorbei.
    Seine Mutter würde niemals anklopfen; sie würde einfach hereinkommen. Es musste ein Fremder sein, der vom Sturm überrascht worden war. Vielleicht, dachte er, war es ja ein Magiersucher.
    Er hätte nicht gewagt, es zu hoffen. Er schob den Riegel beiseite und hielt ihn gut fest, für den Fall, dass der Sturm zurückkam, und öffnete die Tür. Ein Mann stand auf der Schwelle, eingehüllt in einen Umhang, mit dicken Schneeflocken auf Schultern und Kapuze. Schatten von anderen Männern waren hinter ihm.
    Gereint lauschte in sein Inneres auf ein Anzeichen von Furcht. Da war etwas, so als würde etwas Warmes seinen Rücken hinabrinnen, aber er spürte keine Gefahr.
    »Messire«, sagte der Mann auf der Schwelle, »würdet Ihr so gütig sein, uns und unseren Pferden Unterschlupf zu gewähren?«
    Das war weder die hiesige Mundart, noch war der Sprecher von niederer Geburt. Gereint schluckte seine Aufregung hinunter. »Natürlich, Sire. Wie viele Pferde?«
    »Zwölf, Messire«, sagte der Mann, »und sechs Männer. Wenn Ihr Platz in der Scheune oder im Stall hättet —«
    »Natürlich«, sagte Gereint und hüllte sich in seinen Winterumhang. Die Pferde waren durchnässt und zitterten, und um die Männer war es nicht besser bestellt. Der Sturm nahm wieder zu. Gereint führte alle in den Stall. Jetzt stand darin nur das Maultier mit ein paar Ziegen als Gesellschaft. Enid war mit dem Zugpferd zum Markt geritten.
    Zwölf Pferde waren eine ganze Menge, und die Hälfte von ihnen waren Hengste — edle, glänzende Tiere. Die anderen waren Wallache, stämmige Lastenträger, die sich willig zu zweit in eine Box führen ließen. Sie standen alle gut im Futter, trugen Schabracken und ordentliche Hufeisen. Das Abzeichen aufjedem Zaumzeug und Sattel ließ Gereint fast das Herz in der Brust zerspringen: eine blutrote Rose, ins Leder geprägt oder auf Silber emailliert. Es war ein kleines, scheinbar einfaches Zeichen, aber es bedeutete unsagbar viel. Dies waren Ritter der Rose — bedeutsamer als Magier, und weitaus bedeutsamer als einfache Krieger. Sie verfügten über großes Wissen und Macht. Sie waren die Verteidiger des Reiches und Beschützer all dessen, was heilig war. Der Junge Gott selbst hatte ihren Orden gegründet. Die Zwölf Paladine waren seine ersten Ritter gewesen.
    So lange er denken konnte, hatte Gereint die Geschichten über die Ritter geliebt. Bevor er dem Alter des Träumens entwachsen war, hatte er sich ausgemalt, einer von ihnen zu werden, bis er erfahren hatte, dass nur Adlige diesen Rang erreichen konnten und er selbst so gemein war wie der Schmutz unter seinen Füßen.
    Und nun waren sie hier, im Stall seiner Mutter, rieben ihre Pferde trocken und fütterten sie mit Hafer und Gerste aus ihren Vorräten und mit Heu vom Dachboden. Es war fast mehr, als Gereint ertragen konnte. Einen ängstlichen Moment lang erwog er, sie weiterzuschicken — nicht weit, nur bis zum nächsten Hof, aber weit genug fort, dass er ihnen nicht gegenüberstehen musste. Das wäre Feigheit, möglicherweise sogar Mord. Er konnte sie eine Nacht lang ertragen. Nur um sich an seine alten Träume zu erinnern, Träume von einem Leben, auf das er niemals hoffen konnte.
    Sie wirkten recht menschlich und auch nicht arbeitsscheu. Als sie erklärten, sie seien mit einem Lager auf dem Heuboden über den Pferden zufrieden, sagte Gereint: »Oh, nein. Im Haus ist genug Platz. Meine Mutter würde mir was hinter die Ohren geben, wenn sie erfährt, dass ich unsere Gäste im Stall schlafen

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