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Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange

Titel: Das magische Land 2 - Das Amulett der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
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gehabt hatte.
    Es hatte noch Hitze in sich. Er blies Kühle darauf, die er aus den Tiefen der Erde zog und aus einer Wolke formte, die sich vor die Sonne geschoben hatte. Das geschmolzene Ding wurde in seinen Händen fest, eine verästelte Figur, wie ein windgepeitschter Baum, aber glasglatt und bleich wie Eis. Magie sang darin, und ohne darüber nachzudenken, dämpfte Gereint die Macht. Der klare, helle Ton wurde leiser, bis er schließlich verstummte. Vorsichtig stellte er den gläsernen Baum zurück in den Sand. Als er sich wieder aufrichtete, nahm er plötzlich die vollkommene Stille wahr. Niemand schien zu atmen.
    Sie fixierten ihn mit derart intensiven Blicken, dass er sich fragte, ob er davonlaufen sollte, solange er noch konnte. Er hatte getötet — etwas. Es war kein Mensch. Aber er musste sicher einen Preis dafür zahlen.
    Zu guter Letzt regte sich jemand. Es war der Ritter Mauritius, auf dessen Befehl hin Gereint heute an diesem Ort war. Er wandte sich an einen etwas älteren Mann, der Großmeister des Rosenordens auf der Insel Prydain war. »Seht Ihr? Habe ich es Euch nicht gesagt?«
    »Das habt Ihr in der Tat«, erwiderte Vater Owain und lehnte sich ungezwungen zurück. »Verfahrt also nach Eurem Gutdünken.« Mauritius verneigte sich. »Habt Dank, Messire«, sagte er.
    Gereint zögerte, hin und her gerissen zwischen Verblüffung und Neugierde. Nachdem er genug klaren Kopfes war, um an Flucht zu denken, war der Weg bereits versperrt. Die Novizen, die ihm die Waffen angelegt hatten, traten auf ihn zu. Ihnen folgten weitere, die Eimer, Becken und einen silbernen Kessel herbeischleppten, der mit einem schillernden Muster aus Kristall und Emaille verziert war. Den Schluss bildete der Knappe Riquier mit einem länglichen, mit dunklem Wollstoff umwickelten Bündel.
    Sie entkleideten ihn vor aller Augen und ließen ihn splitternackt dastehen. Es kostete ihn ein ungeheures Maß an Selbstbeherrschung, nicht vor Scham zu erröten und seine Blöße zu bedecken, während sie den großen Kessel mit dampfendem Wasser füllten. Als sie ihn hineinhievten, stellte er fest, dass das Wasser zwar ziemlich heiß, aber nicht kochend war. Sie schrubbten ihn, bis seine Haut brannte, rieben ihn mit Kräutern ab, die schäumten und prickelten und einen würzigen angenehmen Geruch verströmten. Schließlich gössen sie kübelweise kaltes Wasser über ihn, bis er nach Luft schnappte.
    Als sie mit ihm fertig waren, war er sauberer als je zuvor in seinem Leben. Sie kleideten ihn in frisches, neues Leinen, eine fein gewebte Hose und eine nachtblaue Cotte, die im Brustbereich mit einer goldenen Rose bestickt war. Er erwachte aus seinem erstaunten, freudigen Trancezustand und versuchte, die Cotte wegzuschieben. »Das ist nicht die richtige«, sagte er. »Sie sollte grün sein. Ich sollte nicht …«
    »Du solltest wohl«, sagte Riquier. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber Gereint merkte, dass er innerlich lachte. Seine eigene Cotte hatte denselben tiefblauen Farbton, aber die Rose hatte vier blutrote Dornen anstelle von einem. »Ich sollte Novize werden«, sagte Gereint bockig. »Ihr kleidet mich wie einen Knappen.«
    »Ja«, sagte Riquier. »Hör auf, dich zu winden, und lass sie weitermachen.« »Aber ich kann doch nicht …«
    Riquier faltete den Rest des Bündels auseinander und zog einen tiefblauen Umhang mit goldener Schließe sowie ein Langschwert in einer blauen, mit Gold eingefassten Scheide hervor. Er kniete nieder, um das Schwert um Gereints Mitte zu gürten, was das Gestammel verstummen ließ, doch nichts an Gereints Abwehrhaltung änderte.
    Als er sich wieder erhob, hielt Gereint den Mund geschlossen. Riquiers Lippen kräuselten sich kaum merklich. Er verbeugte sich schwungvoll vor der Versammlung und verkündete mit klarer, tragender Stimme: »Messires, hiermit stelle ich Euch den Knappen Gereint vor, der durch den Test von Geist und Herz, Herz und Hand bewiesen hat, dass er über die Fähigkeiten und Kräfte verfügt, die seinem Rang angemessen sind.«
    »Aber ich kann doch gar nicht …«, wollte Gereint protestieren, aber Riquiers Finger schlossen sich mit eisernem Griff um sein Handgelenk, bis die Knochen knirschten. Der plötzliche Schmerz vertrieb die Worte aus seinem Kopf. Der Hof brach in frenetischen Jubel aus. Gereint bemühte sich, so auszusehen, als sei er dessen würdig — seinem eigenen Empfinden zum Trotze. Sie hatten ihm eine große und unvorhergesehene Ehre erwiesen.
    Er würde glücklich sein, wenn er

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