Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)
Zwieback und unterhielten sich. Max erzählte, dass die junge Frau von der Perowo , Lara, die er so angeschrien hatte, bei Marina hätte bleiben, sich um sie kümmern sollen, während Max unterwegs war. Aber Lara hatte eine Familie an der Perowo und lief jeden zweiten Tag durch den Tunnel zu ihrem Mann. Das Mädchen war also auf sich allein gestellt. Und das hatte Max so wütend gemacht. Die Sorge um seine Tochter war auch der Grund gewesen, warum er so darauf gedrungen hatte, unverzüglich zur nächsten Station weiterzuziehen.
»Er ist trotzdem gut, glaubt mir!« Marina streichelte ihren Vater über die Schulter. »Ein guter alter Löwe …«
Denis gefiel das Mädchen sehr, was ihn äußerst schüchtern machte.
»Papa, weißt du eigentlich, dass Denis dich in der Kolonie gerettet hat«, sagte Marina. »Wenn er nicht gewesen wäre, hättest du womöglich nicht überlebt …«
»Ich habe nur Onkel Chirurg ein bisschen geholfen«, murmelte Denis verwirrt. Am liebsten hätte er sich unterm Bett verkrochen.
»Ich weiß.« Max nickte. »Natürlich weiß ich das.«
Eine Weile schwiegen alle.
»Sie hat von dir geträumt«, sagte Max zu Denis. »Sie hat mir von dir erzählt … Und da ich weiß, was für eine erstklassige Märchentante sie ist, dachte ich immer, sie hätte dich einfach erfunden. Damals wusste ich noch nicht, dass du mal mein Auftrag werden würdest. Wie im Leben alles miteinander verbunden ist …«
»Ich habe auch von ihr geträumt«, piepste Denis, ohne Marina anzusehen, und wurde rot. Sein Wunsch, sich zu verstecken, wuchs mit jeder Minute.
»Ich werde euch ein Geheimnis erzählen.« Marina blickte verschwörerisch zu ihrem Vater hinüber. »Wisst ihr, was er als Kind für einen Spitznamen hatte?«
»Tochter …«, sagte Max warnend.
Aber bei Marina verfehlte sein strenger Ton jede Wirkung.
»Komm schon, Papa. Sie sind doch deine Freunde, das hast du selbst gesagt. Sie erzählen es nicht weiter. Ich habe es doch auch niemandem erzählt …«
»… und dabei belässt du es besser!« Max’ Stimme verriet jetzt eine Spur von Panik.
»Aber ich habe so schreckliche Lust dazu!«
»Da bin ich aber wirklich neugierig«, sagte Sergej und spürte einem Anflug von Rachsucht. Er hatte die unangenehme Szene an der Perowo noch deutlich in Erinnerung, wie ihn dieser gutmütige Löwe dort fast erwürgt hätte.
»Seine Großmutter, also meine Urgroßmutter, hat ihn als Kind gern meine ›Pusteblume‹ genannt. Er hatte ein richtig pausbackiges Gesicht. Es gibt bestimmt noch irgendwo ein Foto von ihm …«
»Ach was?«, sagte Sergej. Plötzlich sah er den unbesiegbaren Profi Max mit ganz anderen Augen. Der zog eine leidende Miene und atmete geräuschvoll ein.
»Ja«, fuhr Marina fort, »und wenn sie sich über ihn ärgerte, nannte sie ihn ›Pusterchen‹!«
»Das reicht, Tochter, ich werde dich nicht in den Spionagedienst aufnehmen«, brummte Max beleidigt. Dann blickte er sich suchend um, als habe er etwas verloren.
»Hast du deine Hausaufgaben wieder nicht gemacht, du faules Pusterchen?«, fragte Sergej drohend, und seine Lippen verzogen sich zu einem schadenfrohen Grinsen.
»Und dich nehme ich auch nicht auf.« Mehr wusste Max nicht zu entgegnen.
Marina war jetzt richtig in Fahrt: »Einmal, als sie ihn aus dem Kindergarten abholte …«
»Max, warst du wirklich mal ein Kind?«, fragte Sergej leise, aber eindringlich. »Ich dachte, Männer wie du kommen schon kahlköpfig, tätowiert, kraftstrotzend und mit einem Gewehr in der Hand auf die Welt.«
»… nannte meine Urgroßmutter ihn wieder Pusteblume«, fuhr das Mädchen fort. »Die Kinder hörten das und riefen ihn von da an …«
»Marina!«, bellte Max.
Sergej und Denis zuckten zusammen, aber seine Tochter blieb unbeeindruckt.
»… ›Blümchen‹«, schloss das Kind erbarmungslos seine Erzählung und klapperte ein paarmal unschuldig mit den Wimpern.
Sergej grunzte.
»Angeklagter Blümchen«, sagte er. »Verzeihung, Maxim Nikolajewitsch. Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?«
Denis stellte seine Tasse ab und trat mit ernstem Gesicht zu Max, der rot und verärgert dasaß.
»Onkel Max, bist du ein Blümchen?«, fragte er mitfühlend.
Sergej grunzte wieder, Marina kicherte.
»Mach dir keine Sorgen.« Denis klopfte mit seiner kleinen Hand auf Max’ große Pranke. »Wir werden es niemandem sagen. Ich werde auch immer geärgert.«
Dann kehrte er auf seinen Platz zurück.
»Und dich, mein Junge, nehme ich nicht nur nicht auf
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