Das Maschinenvolk (Oki Stanwer und das Terrorimperium) (German Edition)
mussten sich die Yantihni mühsam über hohe Schwellen aus Gusskunststoffen unbekannter Zusammensetzung quälen, vorbei an glimmenden Keramikpolen, die von Zeit zu Zeit Energiepulse aussandten. Wechselnde Magnetfelder irritierten die Ortungen der Anzug-KIs, und immer wieder mussten sie sich ducken, wenn seltsam gestaltete Robotabteilungen und niedrig fliegende Automatikzüge über sie hinwegjagten.
Noch immer achtete niemand auf sie.
„Das ist eine höllische Welt“, murmelte die Funkerin Iniyaa beklommen. Sie starrte in den weißlichen Nebel, der über dem Großteil der unbeschreiblich fremden Landschaft lag, einer gebauten Landschaft, die so gigantisch war, dass es ihr einfacher vorkam, sich kurzerhand vorzustellen, man lebe in einer Art von Traum. Freilich leider ein Alptraum, aus dem das Erwachen zudem nicht mehr möglich war. „Sie ist nicht für Yantihni gemacht. Sie ist überhaupt nicht für Lebewesen gemacht.“
„Das ist möglich“, gab Yerranith zu und half ihr über eine fast neenhohe Schwelle aus schwarzem Metall, deren Zweck unerkennbar blieb. Es gab hier viele solcher Schwellen, und je näher sie der Position kamen, von der sie sich umschauen wollten, um das Ziel genauer in den Blick zu bekommen, das sie immer noch nicht ausmachen konnten, desto häufiger wurden diese lästigen Schwellen. Der Pilot kam sich selbst vor, als sei er mikrominiaturisiert auf einmal auf den Schaltungen einer altertümlichen Platine gelandet. „Wenigstens nicht hier draußen. Drinnen sieht es zweifelsohne anders aus, weil dieses Gebilde ja irgendwie bemannt sein muss. Die Crew hat lebensfreundlichere Umgebung, davon bin ich fest überzeugt. Aber wir sind nun mal hier draußen und müssen erst noch dorthin gelangen. Bis dahin sollten wir versuchen, nicht zu resignieren.“
Sie stolperten weiter und kamen nach einer knappen Stunde endlich zu einer Struktur, die aus der Ferne wie ein Ring aus schwarzer Keramik ausgesehen hatte, die sich teleskopartig in die Höhe schraubte. Yerranith hatte vorgehabt, diese Struktur zu erklimmen, weil sie immerhin mindestens vierzig Neen hoch in den Dunst aufragte und sich in ihrer Nähe keine Roboter herumtrieben. Von hier gedachte er, Ausschau zu halten nach Einstiegsluken in der Umgebung, Treppen oder etwas ähnlichem, was sie aus dieser feindseligen Ebene herausführte. Denn erstens mussten sie unbedingt aufsteigen, und zwar wenigstens zweihundert Neen, um auf die Etage des Hangars zu gelangen, wo sich die großen Schottsysteme befanden. Zum anderen würde der Weg hier unten einfach zuviel Zeit brauchen.
Laut den Anzuginstrumenten lagen gerade einmal vierhundert Neen hinter ihnen. In diesem Tempo würden sie es gerade im letzten Moment schaffen, das Portal zu erreichen… aber dort war natürlich mit weiteren Komplikationen zu rechnen. Yerranith hätte darum gern wenigstens eine Atemluftreserve von zehn oder mehr Stunden, ehe sie ihr Ziel erreichten.
Sie mussten sich also dringend erst mal orientieren und eine sinnvolle nächste Marschetappe festlegen.
Aus der Nähe erwies sich das bizarre schwarze Ringtürmchen allerdings als eine recht gefährliche Angelegenheit: was vorher glatt ausgesehen hatte, erwies sich als in Wahrheit fein gerippt. Jede dieser Rippen war rasiermesserscharf. Und heiß.
„Zweihundertvierzig Grad“, maß die Physikerin Nayeeni beklommen und schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass wir das Ding ersteigen können. Es ist zu gefährlich.“
„Verdammt!“
Yerranith hatte eine Minute mit seiner wütenden Frustration zu kämpfen. Nichts als Probleme! Das warf jetzt all seine Pläne durcheinander! Dabei hatten sie nun wahrlich nicht ewig Zeit…!
Während er das noch dachte und sich einen alternativen Plan zu überlegen versuchte, lösten die Anzug-KIs simultan Alarm aus.
„
Vorsicht, Anflug von robotischen Flugobjekten!“
, sagte seine eigene Anzug-KI warnend. „
Sie halten direkten Kurs auf uns!“
„Alle hinlegen!“, schrie Yerranith unverzüglich. Das war offensichtlich nicht einer der zahllosen Robotkonvois, die hier durchzogen.
Im wabernden, weißen Dunst, der über der Maschinenwüste hing, tauchte eine Gruppe von blau flammenden Punkten auf und wurde als kleine, annähernd diskusartige Flugmaschinen identifizierbar.
Doch mehr konnte Yerranith nicht erkennen, dafür blieb keine Zeit.
Die fremden Maschinen der Planetenplünderer schossen sofort auf die Yantihni…
*
Intermezzo II:
Landeplatz der Gleiter, etwa zeitgleich
Die
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