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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Überzeugung, als ich zu Ende erzählt hatte.
    »Das liegt daran, dass du eben immer nur auf Vergnügen aus bist«, neckte ich sie. »Dir fehlt der wahre Abenteuergeist.«
    »Und was ist falsch daran, auf Vergnügen aus zu sein, Mami?«
    Sie sagte es mit so viel Doppeldeutigkeit in der Stimme, dass ich laut lachen musste. »Deirdre O’Kelly, du bist durch und durch schlecht, ein ›schamloses Weibsstück‹, wie du selbst sagen würdest.«
    »Ich gebe mir jedenfalls Mühe«, erwiderte sie lachend.
    »Irgendwelche Neuigkeiten bei dir?«, fragte ich.
    »Nicht viel: Hast du von dem Grenzzwischenfall gehört?«
    »Grenzzwischenfall? Nein.«
    »Es ist die Hauptmeldung auf CNN. Du weißt ja, dass es gestern in Mexico City eine große Studentendemonstration gab… wegen der Reisebeschränkungen für Hispanios zwischen Mexiko und Kalifornien.«
    »Hm.« Ich wusste ungefähr Bescheid. In der Folge des freien Handels zwischen allen amerikanischen Staaten hatten die USA angefangen, sich Sorgen zu machen, sie könnten von illegalen Einwanderern überschwemmt werden, und deshalb eine Regelung eingeführt, die den Zustrom mexikanischer Arbeiter zwar erlaubte, aber streng regulierte. Und nun drängte die spanischstämmige Gemeinde in Kalifornien auf größere Flexibilität, was den Zugang zu diesem Staat betraf. Eine Forderung, die bei den Studenten auf der anderen Seite offensichtlich Widerhall fand.
    »Ein Bus voll Studenten war zur Grenze aufgebrochen und hat sie dann am Nachmittag auf einer abgelegenen Wüstenstraße zu überqueren versucht. Eigentlich nur eine symbolische Aktion, aber sie wurden aus dem Hinterhalt angegriffen, und vier Studenten ließen dabei ihr Leben.«
    »Das ist ja furchtbar.« Ich spürte, wie ich vor Scham rot wurde. »Wer hat sie denn angegriffen? Doch hoffentlich nicht die Grenzwachen?«
    »Washington behauptet, es waren Mitglieder einer Bürgerwehr, und ihr Vorgehen wurde offiziell verurteilt. Aber die Überlebenden sagen aus, es seien Grenzsoldaten zugegen gewesen, und sie hätten weggeschaut.«
    »Klingt, als würde sich da Ärger zusammenbrauen.« Dann sah ich eine mögliche Verbindung. »Vielleicht hat Goldbergs Tod etwas mit diesem Zwischenfall zu tun.«
    »Da könntest du Recht haben. Aber wenn es so wäre, würde die Polizei wohl kaum zwei Amerikaner bitten, sich an der Untersuchung zu beteiligen.«
    »Stimmt. Aber ich habe es vielleicht nicht erklärt - es ist nicht direkt die Polizei, die den Fall bearbeitet. Es ist diese neue Bundesbehörde.«
    »Ach so? Was ist das denn?«
    Ich erklärte Deirdre, so gut ich konnte, Mexikos neue Strafverfolgungsstruktur.
    »Hört sich an, als würde hinter diesem Mord mehr stecken, als du dachtest. Haben sie schon irgendwelche Verdächtigen im Sinn?«
    »Einige Maya, die sonst immer Zugang zum Ausgrabungsgelände hatten, könnten ihrer Verärgerung Luft gemacht haben. Das ist alles, was sie uns gegenüber durchblicken lassen.«
    »Hm… Klingt unwahrscheinlich, oder?«
    »Finde ich auch.«
    »Ich wäre sehr vorsichtig an deiner Stelle. Lass dich von denen bloß nicht unnötig in Gefahr bringen.«
    Deirdre und ich hatten in unserer Zeit bei Greenpeace persönliche »Linker-und-Zinker-Sensoren« entwickelt, wie wir es nannten, da wir uns damals routinemäßig mit Ausflüchten, Behinderungen und Einschüchterungsversuchen seitens der Regierungen und Ordnungsbehörden auseinander setzen mussten.
    Ich spürte, sie hatte da einen wichtigen Punkt berührt. Warum wollte man, dass wir diese Sache erledigten? Dr. de Valdivias Erklärung war zu dürftig. Und die Tatsache, dass man ihn selbst aus dem Ruhestand geholt hatte, ließ den Eindruck entstehen, als würde die gesamte Untersuchung an offiziellen Kanälen vorbeigeführt. Aber warum?

5
    Ken und ich standen im Dunkeln am Rand des Heiligen Brunnens. Hinter uns winkten zwei Arbeiter mit Schutzhelmen auf dem Kopf einen auf einem LKW montierten Kran in die richtige Position. Der Kranwagen manövrierte ächzend und knarrend um die Kalksteinfelsen am Brunnenrand herum. Hin und wieder schwenkten seine Scheinwerfer kurz über den Zenote; ihr Licht warf die flatternden Schatten aufgescheuchter Fledermäuse an die fünfundsechzig Meter entfernte Wand gegenüber und gewährte uns die ersten Blicke auf das große Loch in der Erde. In den Bäumen rund um den Brunnen flirrte es von Insektengeräuschen; eines davon stach heraus, es war wie ein hartnäckiges Morsesignal, das von der Erde ausgesandt wird und keine andere Antwort

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