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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Ketten bildeten ein umgedrehtes V im Griff des Hakens. Ich bemerkte, dass eine Reihe von Zementblöcken in dem offenen Spalt zwischen den beiden Ebenen der Palette steckten und als Ballast dienten. Die Plattform kam anderthalb Meter über dem Boden zum Stehen, und einer der Arbeiter schraubte eine Metallklammer an die Front eines Bretts auf der Unterseite.
    »Lass mich raten«, sagte ich zu Ken. »Wir beginnen die Suche von einem festgelegten Punkt aus?«
    »Ja«, sagte er und trat an den Rand. »So, nun stell dir vor, du würdest von hier aus einen schweren Stein werfen - was meinst du, wo er versinken würde?«
    »Wir könnten es einfach ausprobieren.«
    »Das würde zu viel Schlamm aufwühlen. Was schätzt du?«
    »Nicht weit - vielleicht drei Meter vom Rand.«
    »Gut. Und genau da wirst du suchen, während ich von der Mitte her auswärts kreise.« Er gab dem Kranführer ein Zeichen, der senkte die Palette, und wir stiegen hinauf. Ken winkte noch einmal, wir hielten uns an je einer Kette fest, und die Plattform wurde angehoben, blieb jedoch stehen, als Ken erneut den Arm hob. Er zog ein wenig Leine von seiner Spule und bedeutete dem Mann, der die Klammer angeschraubt hatte, herzukommen. Ken gab ihm den Karabiner am Ende seiner Leine und deutete auf die Palette hinunter. Der Mann verstand und befestigte die Leine an der Klammer.
    Wir begannen, uns erneut nach oben zu bewegen und gleichzeitig auf den Zenote hinaus, doch als wir gerade dessen Rand hinter uns gelassen hatten, hörten wir das Heulen einer Polizeisirene. Entlang der Piste, auf der wir heruntergekommen waren, stieg eine Staubwolke aus dem Dschungel auf und raste auf uns zu. Dann brach ein Streifenwagen der PJE aus dem Wald hervor und kam neben dem Kran zum Stehen, der uns inzwischen sanft zur Mitte hinschwenkte.
    Sanchez sprang aus der Beifahrertür und gestikulierte dem Kranführer, er solle warten. Nach Sanchez stieg ein finster dreinblickender, uniformierter Fahrer aus und öffnete die hintere Tür des Streifenwagens. Langsam kletterte Dr. de Valdivia aus dem Fond und trat neben Sanchez, der die Hände um den Mund wölbte und rief:
    »Viel Glück, amigos.«
    Wir winkten zurück, während Dr. de Valdivia aufmunternd seinen Spazierstock hob.
    Dann setzten wir uns wieder in Bewegung. Aus unserer neuen Perspektive wirkte die Wasserfläche wesentlich größer, und der Kranarm musste weiter ausfahren, um uns bis zu dem Punkt zu bringen, wo Ken dem Führer das Zeichen zum Anhalten gab.
    Wir spähten beide nach unten.
    »Sieht aus, als wäre die Mitte relativ frei von Algen«, sagte Ken und deutete mit gesenktem Daumen zum Kranführer.
    Der Abstieg war, als würden wir in die Pupille eines riesigen Auges hinabgelassen, ein glänzendes schwarzes Loch, umgeben von einer trüben, grünen Iris.
    »Es ist unheimlich«, sagte ich. »Außer uns beiden waren nicht viele Leute in diesem Wasser, die eine Chance hatten, lebend wieder herauszukommen.«
    »Na, dann viel Spaß bei der Kopfjagd«, sagte Ken und grinste boshaft.

6
    Wir nutzten die Zeit, in der wir hinabgesenkt wurden, um uns auf die Plattform zu setzen und unsere Flossen überzustreifen. Dann standen wir auf, und Ken wartete, bis die Plattform die Oberfläche durchbrach, ehe er ein Zeichen gab. Das grünliche Wasser umspülte unsere Knie, bevor die Palette zum Stillstand kam. Das war eine ideale Tiefe für den Einstieg, noch wichtiger aber war, dass wir damit auch leicht wieder zurück auf die Plattform kamen. Als das Wasser durch meinen Tauchanzug drang, spürte ich, dass es lauwarm war; der scharfe Geruch pflanzlicher Verwesung stieg von ihm auf.
    »Wer als Letzter drin ist, gibt eine Runde aus«, sagte Ken, spuckte auf die Innenseite seiner Maske und verschmierte den Speichel, ein Trick, mit dem Taucher verhindern, dass die Brille anläuft. Dann merkte er, dass er den Speichel nicht abwaschen konnte, es sei denn, er benutzte das faulige Wasser des Zenote.
    »Tu’s nicht«, warnte ich ihn. »Du kannst das hier haben, wenn ich fertig bin.« Ich hatte eine Sprühflasche aus Plastik aus einer Tasche meiner Weste geholt und spülte damit meine Taucherbrille aus.
    »Sieht aus wie mein Anginaspray.« Ich gab ihm die Flasche.
    »Igitt, Parfüm«, sagte er, als er das Etikett las.
    »Nein, reines Wasser. Ich denke eben immer voraus.«
    Er brummte etwas, besprühte einige Male seine Maske und gab mir die Flasche dann zurück. Als er den Riemen der Brille dehnte, um sie aufzusetzen, bemerkte ich, dass er an einer

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