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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Anzug aus feinem, rotbraunem Stoff darauf zugeschnitten war, der schlanken Figur des Mannes zu schmeicheln. Storchenbeine noch dazu; Trevelyan verlagerte das Gewicht und auf seinem linken Bein erschien ein Schatten an der Stelle, wo sein Wadenpolster sich unter dem bestickten Seidenstrumpf verschob.
    Lord John wendete das Sträußchen kritisch in der Hand, als suchte er nach welken Stellen, während er den Mann mit gesenkten Wimpern beobachtete. Er wusste sehr gut, wie man jemanden beobachtete, ohne dass es ihm anzusehen war. Er wünschte, diese Gabe der unauffälligen Betrachtung wäre ihm nicht so sehr zur Angewohnheit
geworden - dann stünde er jetzt nicht vor diesem Dilemma.
    Die Entdeckung, dass ein Bekannter an der Franzosenkrankheit litt, hätte normalerweise schlimmstenfalls eine angewiderte Reaktion hervorgerufen, bestenfalls neutrales Mitgefühl - gepaart mit tiefer Dankbarkeit, dass man nicht selbst von dergleichen betroffen war. Unglücklicherweise war der Ehrenwerte Joseph Trevelyan nicht einfach nur eine Clubbekanntschaft; er war mit Greys Cousine verlobt.
    Der Steward murmelte ihm etwas zu; aus einem Reflex heraus reichte er dem Mann den Blumenstrauß und machte eine abwinkende Handbewegung.
    »Nein, ich esse noch nicht. Ich warte noch auf Oberst Quarry.«
    »Sehr wohl, Mylord.«
    Trevelyan hatte sich wieder zu seinen Begleitern an einen Tisch am anderen Ende des Zimmer gesetzt, und sein schmales Gesicht errötete gerade vor Lachen über einen Witz, den Pitt gemacht hatte.
    Grey konnte nicht einfach so dastehen und den Mann finsteren Blickes anstarren; er zögerte, unsicher, ob er sich ins Raucherzimmer begeben und dort auf Quarry warten sollte, oder vielleicht den Flur entlang in die Bibliothek gehen sollte. Schließlich kam ihm jedoch das plötzliche Eintreten von Malcolm Stubbs zuvor, eines Leutnants aus seinem Regiment, der ihn angenehm überrascht begrüßte.
    »Major Grey! Was führt Euch denn hierher? Ich dachte, Ihr wärt Stammgast bei White’s. Habt wohl die Nase voll von den Politikern, was?«
    Stubbs war nicht größer als Grey, aber doppelt so breit.
Er hatte ein pausbäckiges Engelsgesicht, große, blaue Augen und eine unverkrampfte Art, die ihn bei seinen Männern sehr beliebt machte, wenn auch nicht immer bei seinen vorgesetzten Offizieren.
    »Hallo, Stubbs.« Grey lächelte trotz seiner inneren Unruhe. Stubbs war ein guter Bekannter, wenn sich ihre Pfade auch außerhalb des Regiments kaum kreuzten. »Nein, Ihr verwechselt mich mit meinem Bruder Hal. Ich überlasse ihm das Räuberschach.«
    Stubbs wurde rot im Gesicht und prustete leise.
    »Räuberschach! Guter Witz, Grey, ehrlich. Den muss ich unbedingt dem Alten erzählen.« Der Alte war Stubbs’ Vater, ein unbedeutender Baronet, der mit Sicherheit sowohl mit dem White’s Club als auch mit Lord Johns Bruder vertraut war.
    »Nun, Grey, seid Ihr hier Mitglied? Oder Gast, so wie ich?« Stubbs, der sich wieder von seinem Lachanfall erholt hatte, wies mit einer Handbewegung auf das geräumige, weiß eingedeckte Speisezimmer und warf einen bewundernden Blick auf die beeindruckende Sammlung von Dekantern, die der Steward auf einer Anrichte zurechtstellte.
    »Mitglied.«
    Trevelyan nickte gerade dem Herzog von Gloucester zu, der den freundschaftlichen Gruß erwiderte. Himmel, Trevelyan kannte auch wirklich jeden. Mit einem kleinen Ruck wandte Grey seine Aufmerksamkeit wieder Stubbs zu.
    »Mein Patenonkel hat mich schon bei meiner Geburt im ›Beefsteak‹ angemeldet. Seit ich sieben bin, das Alter, in dem seiner Meinung nach die Vernunft einsetzt, hat er
mich jeden Mittwoch zum Mittagessen mitgenommen. Auf diese Gewohnheit musste ich natürlich unterwegs verzichten, aber wenn ich in der Stadt bin, finde ich mich regelmäßig hier ein.«
    Der Steward beugte sich zu Trevelyan hinab, um ihm einen Dekanter mit Portwein anzubieten; Grey erkannte das goldene Siegelrelief am Hals des Gefäßes - Vielle St. Moreau, hundert Guineen per Fass. Gut betucht, reich an Beziehungen… und mit der Syphilis infiziert. Verdammt, wie bekam er das nur in den Griff?
    »Ist Euer Gastgeber noch nicht da?« Er berührte Stubbs am Ellbogen und wandte ihn zur Tür. »Dann kommt - trinken wir ein schnelles Glas in der Bibliothek.«
    Sie spazierten den wohnlichen Teppich entlang, der über den Flur lief, und betrieben Konversation.
    »Warum so herausgeputzt?«, fragte Grey beiläufig und versetzte die geflochtene Tresse an Stubbs’ Schulter in Bewegung. Das

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