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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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»Beefsteak« war keine Anlaufstelle für Soldaten; obwohl ein paar Offiziere des Regiments Mitglieder waren, trugen sie hier selten Uniform, es sei denn, sie waren auf dem Weg zu einem offiziellen Termin. Auch Grey war nur deshalb uniformiert, weil er mit Quarry verabredet war, der niemals etwas anderes in der Öffentlichkeit trug.
    »Muss noch zu einem Witwenbesuch«, erwiderte Stubbs mit resignierter Miene. »Keine Zeit, mich vorher noch umzuziehen.«
    »Oh? Wer ist denn gestorben?« Ein Witwenbesuch war ein offizieller Besuch, den man der Familie eines kürzlich verstorbenen Regimentsmitgliedes abstattete, um das Beileid der Truppe zu entbieten und sich nach dem Wohlergehen
der Witwe zu erkundigen. War der Mann Berufssoldat, beinhaltete der Besuch möglicherweise auch die Aushändigung einer kleinen Summe in bar, das von den Kameraden und den direkten Vorgesetzten des Mannes gesammelt worden war - mit etwas Glück genug für eine anständige Beerdigung.
    »Timothy O’Connell.«
    »Tatsächlich? Wie ist das denn passiert?« O’Connell war ein Ire in den mittleren Jahren, mürrisch, aber fähig; er war sein Leben lang Soldat gewesen und hatte es aufgrund seiner Fähigkeit, seine Untergebenen einzuschüchtern, bis zum Sergeanten gebracht - eine Fähigkeit, um die ihn Grey als siebzehnjähriger Subalterner beneidet hatte und vor der er zehn Jahre später immer noch Respekt hatte.
    »Ist bei einer Prügelei auf der Straße umgekommen, vorletzte Nacht.«
    Bei diesen Worten fuhren Greys Augenbrauen in die Höhe.
    »Da muss ihm aber eine ganze Bande nachgestellt haben«, sagte er, »oder ihn überrascht haben; ich hätte alles auf O’Connell gesetzt, wenn der Kampf auch nur halbwegs fair gewesen ist.«
    »Ich weiß nichts Genaues; ich soll die Witwe danach fragen.«
    Grey nahm auf einem der antiken, aber gemütlichen Sessel des »Beefsteaks« Platz und winkte einem Bediensteten.
    »Brandy - für Euch auch, Stubbs? Ja, zwei Brandy bitte. Und sorgt dafür, dass man mich holt, wenn Oberst Quarry eintrifft, ja?«

    »Danke, Kumpel, nächstes Mal kommt Ihr zu Boodie’s, und dann gebe ich einen aus.« Stubbs schnallte sein Paradeschwert ab und reichte es dem wartenden Bediensteten, um es sich dann ebenfalls bequem zu machen.
    »Habe übrigens neulich Eure Cousine getroffen«, merkte er an, während er seinen nicht unbeträchtlichen Hintern tief in den Sessel bohrte. »Ist im Row Park ausgeritten - hübsche junge Dame. Guter Sitz«, fügte er umsichtig hinzu.
    »Ach, wirklich. Und welche Cousine war das?«, fragte Grey, während ihm das Herz in die Knie sank. Er hatte eine ganze Reihe von Cousinen, aber nur eine, von der er sich vorstellen konnte, dass Stubbs sie bewunderte, und so, wie dieser Tag sich anließ …
    »Die Pearsall«, sagte Stubbs fröhlich und bestätigte Greys Vorahnung. »Olivia? War das der Name? Ist sie nicht mit diesem Trevelyan verlobt? Dachte, ich hätte ihn eben im Speisezimmer gesehen.«
    »Das habt Ihr auch«, sagte Grey knapp. Er brannte im Augenblick nicht sehr darauf, sich über den Ehrenwerten Joseph zu unterhalten. Doch wenn Stubbs erst einmal einen Gesprächskurs eingeschlagen hatte, war er so schwer davon abzubringen wie ein bergab rollender Zwanzigpfünder, und Grey kam nicht umhin, sich alles Mögliche über Trevelyans Tun und seine herausragende gesellschaftliche Stellung anzuhören - Dinge, deren er sich nur allzu gut bewusst war.
    »Irgendwelche Neuigkeiten aus Indien?«, fragte er schließlich verzweifelt.
    Dieser Schachzug funktionierte; dem Großteil Londons war zwar bewusst, dass Robert Clive nach den Fersen des
Nawabs von Bengalen schnappte, doch Stubbs hatte einen Bruder im 46sten Infantrieregiment, das derzeit mit Clive Kalkutta belagerte, und war daher in der Lage, einige grausige Details beizusteuern, die es noch nicht bis in die Zeitung geschafft hatten.
    »… so viele britische Gefangene auf engstem Raum zusammengedrängt, sagt mein Bruder, dass es, wenn sie vor Hitze umgefallen sind, keinen Platz gab, wo sie die Leichen lassen konnten; die Überlebenden waren gezwungen, auf den Gestürzten herumzutrampeln. Er sagt -« Stubbs sah sich um und senkte ein wenig die Stimme. »Er sagt, ein paar der armen Kerle sind vor Durst wahnsinnig geworden. Haben das Blut getrunken. Wenn einer von ihnen gestorben ist, meine ich. Sie haben ihm die Kehle aufgeschlitzt, die Handgelenke, die Leiche ausbluten lassen und sie dann liegen gelassen. Bryce sagt, sie konnten der Hälfte der Toten

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