Das Model und der Scheich
die weite Reise auf dich genommen, hierher in mein Land und zu meiner Familie, wenn nicht deswegen?“
Er bot ihr noch ein Stück gerolltes Kräuterbrot an. Doch diesmal schüttelte sie den Kopf und griff selbst in den Korb. „Gegenfrage: Warum willst du mich begleiten? Dafür gibt es keinen ersichtlichen Grund.“
„Doch! Mein Vater hat dich gewissermaßen eingeladen. Das Weitere hat sich von selbst ergeben.“
„Mir hat er gesagt, dass er einen Führer engagieren will. Von dir war nicht die Rede.“
„Nach allem, was ich deiner Familie schulde? So viele Sommer habe ich ihre Gastfreundschaft genossen, dafür möchte ich mich revanchieren.“
Das war nicht alles, wie Desirée instinktiv erkannte.
„Also, Desi, gib zu, dass du von vornherein gewusst hast, dass ich dich führen würde. Es war unvermeidlich, dass wir zusammentreffen. Ich frage dich noch einmal: Was willst du von mir?“
„Nichts, Salih.“ Schon wollte sie ihm sagen, dass sie auf eigene Faust einen Begleiter engagieren würde, doch da fiel ihr Samiha ein – und sie schwieg. Außerdem hatte er recht: All das gehörte zum Plan. Nur ahnte Salih nicht, von wem dieser Plan stammte.
„Warum streitest du es ab? Frauen sollen die Chance haben, sich zu vergnügen. Und wenn sie in der westlichen Zivilisation niemanden finden, warum sollen sie dann nicht in die arabische Welt kommen?“
„Klingt ganz gut. Aber sei versichert, dass ich so etwas nicht nötig habe“, konterte sie.
„Das kann ich kaum glauben, denn dass du hier bist, ist ja der Gegenbeweis.“
Sie lachte kurz auf. „Und selbst wenn es so wäre, wärst du der Letzte, zu dem ich gehen würde.“
„Natürlich“, sagte er ironisch.
„Glaub mir bitte, Salih. Du redest dir etwas ein. Ich habe wirklich nicht das geringste Interesse daran, mit dir die alten Zeiten aufleben zu lassen.“
Er lachte, und bevor sie sich versah, packte er sie, wie schon im Wagen, am Handgelenk. Desirée klopfte das Herz bis zum Hals, und sie glaubte, er würde sie wieder an sich ziehen. Doch zu ihrer Überraschung ließ er sie plötzlich los.
„Du kannst nicht anders. Genauso wenig wie ich“, sagte er.
Auf eine kurze Geste von ihm hin erschien der Diener wie aus dem Nichts und trug ab.
Entspannt auf den Ellbogen gestützt, lag er auf den Kissen und betrachtete sie. Obwohl Salih sich nicht bewegte, erschien es Desirée, als käme er ihr immer näher. Sie hätte sich seinem fast magischen Einfluss nicht entziehen können.
„Sollen wir uns hier lieben, Desi? So wie damals unter dem Pier?“
„Sei doch nicht …“
„Ich kann die Bediensteten wegschicken, und wir blasen die Kerzen aus. Wir ganz allein unter dem Sternenhimmel. Nur du und ich.“
„Und dein schlechtes Gewissen“, fügte sie hinzu, in einem verzweifelten Versuch, ihn abzuhalten.
„Wieso?“, fragte er verwundert.
„Bist du nicht mit Samiha verlobt?“
5. KAPITEL
Das hatte Desirée nicht ausplaudern wollen. Sie hatte vorgehabt, so zu tun, als wüsste sie nichts davon. Denn es war alles andere als einfach, so zu tun, als wäre sie eine Frau, die ihrer besten Freundin den Verlobten ausspannt.
Doch sie hatte nach diesem Strohhalm greifen müssen. In den letzten paar Minuten war ihr klar geworden, dass sie sich, was Salih anging, selbst nicht trauen konnte. In seiner Gegenwart versagten all die Abwehrstrategien, die sie sich in den vergangenen Jahren zurechtgelegt hatte. Sie empfand eine tiefe Traurigkeit darüber, dass ihre Beziehung gescheitert war, während gleichzeitig all ihre Sinne bis zum Äußersten gespannt waren.
Sie würde es nicht zulassen. Ihr schien, als würde sie es nicht überleben, wenn Salih und sie miteinander schliefen. „Aber das ist nicht der Grund, weshalb du gerade jetzt gekommen bist?“
„Wie meinst du das?“
„Es kann doch kein Zufall sein. Du weißt, dass ich dich niemals mehr lieben würde, wenn ich erst verheiratet bin. Jetzt haben wir eine letzte Chance.“
„Und dass du mit meiner besten Freundin verlobt bist, hältst du nicht für einen Hinderungsgrund?“
„Wir sind nicht verlobt. Darüber wurde noch nicht gesprochen. Und muss ein Mann nicht mit seiner Vergangenheit abschließen, bevor er heiratet? Um ohne … Bedauern seiner Ehefrau gegenübertreten zu können? Ich weiß nicht, ob du dir vorstellen kannst, wie sehr du mich bezaubert hast, Desi. Wenn ich eine Ehe eingehen will, muss ich zuerst – wie drückt man es aus? – einen Schlussstrich ziehen.“
Desirée spürte ihr Herz
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