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Das Möwennest (Het Meeuwennest) (German Edition)

Das Möwennest (Het Meeuwennest) (German Edition)

Titel: Das Möwennest (Het Meeuwennest) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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einen solchen Schlammassel bringen würde, hätte er sich damals gegen diesen Auftrag gewehrt. Leider hatte er viel zu schnell Freude daran gefunden, fern ab von den hektischen Botengängen und kriminellen Spießrutenläufen in Rotterdam zu sein. Dieses Leben war nichts für ihn gewesen, dafür war er zu träge und zu wenig ehrgeizig gewesen und es immer geblieben. In all den Jahren hier hatte er letztlich nicht mehr den Drang verspürt, je zurück in die Stadt zu kommen. Harry mochte das einsame Leben in Schouwen-Duiveland . Er war zufrieden in seinem kleinen Haus, mit ein paar Bier im Kühlschrank, hin und wieder einem Joint und den sexuellen Befriedigungen, die ihm die Prostituierte aus der näheren Umgebung in unregelmäßigen Abständen verschaffte. Er hatte sich in diesem Leben eingerichtet und war damit einigermaßen glücklich gewesen. Es war mehr, als sich so mancher andere in seinem Alter gönnen konnte.
    Ja, er hatte sein Leben sehr gemocht, bis Sem heute auf einmal hineingetreten war und alles kaputt gemacht hatte.
    „Mieser Dreckskerl“, flüsterte er und schwor sich Sem notfalls mit den blanken Fingern zu erwürgen, wenn er sich ihm noch ein weiteres Mal in den Weg stellte. Harry wollte zurück nach Hause, daran würde Sem ihn nicht hindern, egal wie die Situation auf der Terrasse aussehen mochte.
    Das laute Klacken eines wütend gegen die Glasscheibe gestoßenen Schnabels erinnerte ihn aber gleichzeitig daran, dass es besser war Sem und dessen Pistole auf seiner Seite zu haben und sich nicht allein zum Boot durchzuschlagen zu müssen. In gewisser Weise brauchte Sem ihn und er brauchte Sem. Natürlich wusste Harry, dass der Killer ihn früher oder später versuchen würde zu töten, aber zunächst war nur wichtig, dass er diese Nacht überlebte und hier heraus kam.
    Im Krieg muss man eben manchmal verlogene Allianzen eingehen.
     
    Sorgsam den Boden ausleuchtend näherte er sich der Öffnung. Dabei achtete er auf alle Geräusche, aber seit dem Schrei und dem Schuss waren wieder nur der Sturm, die Wellen, das Klagen des Gebäudes und die einzelne Klack-Geräusche einiger  besonders hartnäckiger Möwen zu hören.
    Harry schob sich näher an die Wand heran. Der Ausgang war nur noch wenige Schritte entfernt. Das Getöse von draußen war hier deutlich lauter als hinten bei der Tür. Dafür hörte er die Vögel jetzt nicht mehr. Besonders beruhigend fand er das nicht. Zitternd griff er in die Tasche und zog das Messer heraus.
    Immerhin bist du nicht ganz unbewaffnet , dachte er.
    Was ihm jedoch - dieser dürftige Zahnstocher - bringen würde sobald er im Freien war, musste sich erst noch herausstellen. Er hoffte inständig erst gar nicht zum Gebrauch genötigt zu werden. Noch nie in seinem Leben hatte Harry einen Kampf mit einem Messer bestritten. Einige Male hatte er mehr schlecht als recht die Fäuste fliegen lassen, aber dabei war es dann auch geblieben. Schwer verletzt hatte er noch nie jemanden.
    Die Schulter dicht an die Wand gepresst erreichte er die Öffnung und bemühte sich dabei ruhig zu atmen. Es gelang ihm nicht wirklich.
    „Also gut, Harry. Das ist der einzige Weg. Wird schon schief gehen“, versuchte er sich gut zuzureden, glaubte jedoch keines seiner Worte.
    Wieso ausgerechnet ich? Wieso ausgerechnet heute? Wieso überhaupt?
    „Herrjeh!“
    Ein letztes Mal zögerte er, dann ließ er alle Bedenken fallen. Das war sein Weg, seine einzige Möglichkeit auf Rettung, was auch immer dort draußen auf ihn wartete.
    Mit einem weiten Schritt begab er sich aus der Deckung des Restaurants und trat in den Sturm.
     
    ***

Kapitel 6
     
     
    01:36
    Der Regen setzte ihm sofort zu. Harry kniff die Augen halb zusammen und starrte über die schwarzen Planken der Terrasse. Nicht weit von ihm tosten die Wellen unterhalb des abgebrochenen Balkons. Sein Blick blieb kurz an dem imposanten Anblick purer Naturgewalt hängen, riss sich aber dann hektisch los, lief suchend von links nach rechts und traf schließlich auf etwas, das ihm kurzzeitig das Herz stillstehen ließ. Seine schlimmsten Befürchtungen schienen wahr zu werden.
    Oh nein , dachte er nur noch und humpelte los, das Messer fest in der einen, das Knicklicht in der anderen Hand.
     
    ***
     
    Sem rutschte auf den nassen Planken rückwärts, bis sein Rücken gegen das Geländer stieß. Ari Sklaaten folgte ihm. Die langen, strähnigen Haare klebten nass an seinem Kopf. Ein schwarzer Regenmantel schützte den Rest des Körpers gegen den Sturm. Durch die

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