Das Molekular-Café
jedoch für schlechten Stil.«
»Dann müßten wir ja diesem Hellseher auch imponieren. Prächtig!« freute sich Worth.
»Leise! Er steht dort.«
»Was? Der verrostete Kasten?« Worth warf einen verächtlichen Blick auf den Automaten.
»Das ist die Patina des Alters, dadurch unterscheiden sich die edlen Automaten verflossener Zeiten vorteilhaft von den heutigen, die in einer billigen Panzerhaut stecken.« Taff sagte das laut, sehr laut.
»Bloß, daß sie unzerstörbar ist, während die Dinger da in den nächsten hundert Jahren zerfallen werden«, ergänzte Worth.
»Noch so eine Äußerung, und wir können hier getrost verschwinden«, mahnte Taff streng. »Auf solch Bemerkungen reagieren sie sehr empfindlich.«
Unerwartet heulte der Suprastratojäger auf.
»Taff, befiehl ihm, daß er still ist oder sich ausschaltet«, verlangte Worth.
»Man merkt, daß du in unserem Jahrhundert aufgewachsen bist. Die Psychologie der Roboter interessiert dich überhaupt nicht.«
»Einen Vortrag über die Psychologie dieser höchst liebenswerten Systeme kannst du uns das nächste Mal halten, dazu sind wir nicht hergekommen.«
»Laß uns endlich mit dem reden, der da weilt«, schlug Lili vor und trat auf den Automaten zu.
»Geh nicht zu dicht ‘ran«, warnte Taff. »Mit ihm unterhält man sich aus einer Entfernung von mindestens fünf Metern.«
»Warum?«
»Keine Ahnung. Sonst antwortet er nicht.«
»Jetzt stehen wir genauso, wie der verehrte Roboter es wünscht«, bemerkte ich. »Nun kann’s losgehen.«
»Fang an, Taff«, unterstützte Lili mich.
Taff holte tief Luft und begann mit erhobener Stimme: »O du, der du an der Grenze zweier Zeiten weilst, wir sind zu dir gekommen…«
Der Roboter gab keinen Mucks von sich. Einen Augenblick verharrten wir schweigend, bis Lili ungeduldig fragte: »Was nun?«
»Wiederhole noch einmal«, riet ich.
»Ö du, der du an der Grenze zweier Zeiten weilst, sprich zu uns«, rief Taff.
»Antworte schon«, sagte Worth in völlig normalem Tonfall. Vielleicht hatte gerade das gewirkt, denn in dem Automaten schnarrte etwas. Im nächsten Augenblick vernahmen wir eine tiefe, etwas blecherne Stimme.
»Was wollt ihr wissen? Ob eine Eiszeit naht, wann die Sonne sich in eine Supernova verwandelt, oder wann Raumschiffe das Siriussystem erreichen? Vielleicht wollt ihr auch erfahren, welches der bedeutendste Tag eures Lebens ist, des größten Erfolgs oder der schmerzlichsten Niederlage. Der Tag, der über euer weiteres Leben entscheidet.«
»Nein… ich… ich möchte nur wissen, ob ich morgen die Prüfung bestehe«, stammelte Lili schüchtern.
»Du meinst die Bewährungsprobe deines Lebens, ob du dich in ihr so verhältst, wie der Mensch sich seiner Bestimmung nach zu verhalten hat…« Der Automat brach ab.
»Nein… ich werde von der Halbautomatischen über das Jupitersystem geprüft.«
Diesmal blieb die Antwort aus. Taff wurde zunehmend nervös, schließlich schaltete er sich in das Gespräch ein.
»O du, der du an der Grenze zweier Zeiten weilst, vergib, daß wir dich mit einer solchen Lappalie belästigen. Doch die Sache ist nicht so belanglos, wie sie scheint. In Wirklichkeit ist sie sehr wichtig, nur du, der du an der Grenze zweier Zeiten weilst, bist niemals Student gewesen und kannst das nicht wissen…«
Der Automat schwieg.
»… das heißt, ich habe mich ungeschickt ausgedrückt, wenn ich sagte, du weißt es nicht. Für dich, der du an der Grenze zweier Zeiten weilst, ist es natürlich schwierig, diese Angelegenheit vom Standpunkt eines Studenten zu betrachten… Denn schau…«, stotterte Taff.
Plötzlich ließ der Automat sich vernehmen: »Ich verstehe nicht. Ich verstehe nicht, was ›Halbautomatische‹ bedeutet.«
»Eine Prüfungskommission, die sich aus Menschen und Automaten zusammensetzt«, erklärte Lili sofort.
»Ich begreife nicht, was Menschen dort zu schaffen haben, wenn Automaten da sind. Aber das gehört wahrscheinlich auch zu den Merkwürdigkeiten der Gegenwart… Zu meiner Zeit wäre es undenkbar gewesen.«
»O du, der du an der Grenze zweier Zeiten weilst, kannst du also unsere Bitte erfüllen und uns Auskunft geben?« Taff trat einen Schritt vor, wich aber augenblicklich wieder zurück.
»Ich werde sie erfüllen.« Der Automat sprach jetzt lauter, zumindest kam es uns so vor. Dann rauschte es, und – er verschwand.
»Wo ist er?« rief Worth als erster.
»Er ist weg. Was ist mit ihm passiert?« Lili wollte vorwärts stürzen, doch Taff hielt sie am Arm zurück.
»Vorsicht, jetzt
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