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Das Monster von Moskau

Das Monster von Moskau

Titel: Das Monster von Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Geheimdienst arbeitete und sich um Fälle kümmerte, bei denen andere Menschen abwinkten. Sie machte ihren Job gut, denn Karina war das, was man eine taffe Frau nannte.
    Sie schaute sich während des kurzen Weges immer wieder um. Viel war nicht zu sehen. Die Birken zu beiden Seiten des Weges standen zwar nicht so dicht beisammen, aber die Räume zwischen ihnen wurden schon von der grauen Dämmerung ausgefüllt.
    Und es gab noch eine Veränderung, je näher sie dem eigentlichen Ziel kamen. Die Luft verlor ihre Klarheit. Wie seichte Geister breitete sich so etwas wie ein Dunst aus, der über dem Boden schwebte und auch die Stämme der Bäume umwallte.
    Valentin blieb stehen und wartete, bis Karina ihn erreicht hatte. »Es ist nichts Besonderes, was du hier siehst. Nur der übliche abendliche Nebel. Der gehört dazu.«
    »Schon klar.«
    »Es sind auch nur ein paar Meter bis zum Ziel. Dann kannst du den Friedhof sehen.«
    »Und was ist mit dem Teich?«
    Valentin lächelte. »Den können wir uns später anschauen, denke ich mal.«
    »Gut.«
    Valentin hatte nicht gelogen. Sie brauchten wirklich nicht mehr weit zu gehen, bis sie die ersten Gräber sahen. Zwar schützte eine Mauer das Gelände, aber sie war kaum der Rede wert. Jedes normal gewachsene Kind hätte darüber hinwegschauen können.
    An der linken Seite sah Karina die Umrisse eines kleinen Steinhauses. Sie brauchte nicht zu fragen, denn sie wusste auch so, dass dort die Toten aufgebahrt wurden, bevor man sie beerdigte.
    Der schmale Weg teilte sich. Auf der einen Seite führte er nach links am Friedhof vorbei und auf das kleine Haus zu. Aber sie konnten auch geradeaus gehen und das Gelände betreten, was sie taten.
    Ein Tor, das erst hätte geöffnet werden müssen, war nicht vorhanden. So schritten sie auf das Gelände, auf dem sich jetzt die Dunkelheit des Abends ausbreitete.
    Licht gab es nicht in der Nähe. Auch vom Dorf her schimmerten keine Lichter zu ihnen hinüber. Es herrschte genau die Stille, die die Toten brauchten.
    »Hier also liegen sie«, stellte Karina mit leiser Stimme fest.
    »Ja, hier hat man sie zur letzten Ruhe gebettet.«
    Sie räusperte sich und atmete recht laut. Es war nichts zu sehen, was sie hätte misstrauisch werden lassen. Vor ihr lag das Gräberfeld, um das herum sich einige schwache Dunstfetzen verteilt hatten.
    Sie sah die uralten Kreuze ebenso wie die schlichten Steine. Es war kein Unkraut vorhanden, das die Gräber überwuchert hätte. Und die wenigen Sträucher waren so gestutzt worden, dass sie den Besucher des Friedhofs nicht störten.
    Karina holte die Taschenlampe aus ihrer gefütterten Lederjacke. In der herrschenden Kälte war sie froh, dass sie sich für dieses Kleidungsstück entschieden hatte. Auch ein weicher Schal umschlang ihren Hals. Wenn es ihr zu kalt auf dem Kopf wurde, konnte Sie noch auf eine Mütze zurückgreifen.
    Valentin ließ seine Lampe stecken. In seinem langen alten Pelzmantel sah er aus wie ein Wildhüter, der nur zufällig anwesend war und in den nächsten Minuten wieder in den Wäldern abtauchen würde.
    Karina ließ den Strahl wandern. Das helle Licht kam ihr fahl vor. Totenlicht. Aber es passte hierher, und so schaute sie auf die alten Grabsteine und Kreuze, die aus der gefrorenen Erde ragten und die Lebenden immer daran erinnerten, wer hier begraben lag.
    Tot ist tot!
    So sagte man. Aber Karina glaubte nicht mehr daran. Zu viel hatte sie schon erlebt, und deshalb sah sie die Aussagen des alten Valentin auch nicht als Spinnereien an.
    Harte Erde. Verkrustete Grabsteine. Manches Gestein war sehr alt und zeigte auch Risse. Vor Karina’s Mund dampfte der Atem. Sie versuchte, die Gefühle zu unterdrücken, und wollte sich nicht vorstellen, was passieren könnte.
    Cool bleiben, hieß die Devise...
    Als sie den Arm weit schwenkte und mit ihrem Körper die Bewegung mitmachte, da sah sie den mächtigen Baum an der linken Seite. Er musste sein Wurzelwerk tief in die Erde eingegraben haben, und das am Rand des Friedhofs.
    Es war keine Birke, die sich in die Höhe drängte. Dieser Baum besaß breite Äste. Sie konnte sich vorstellen, dass im Sommer Eichen- oder Platanenblätter im Wind wehten.
    An schattigen und geschützten Stellen schimmerte es auf, wenn das Licht dort hinglitt. Es waren die kleinen, mit Eis bedeckten Pfützen, die noch nicht aufgetaut waren. Nachdem sie wusste, was sie vor sich hatte, zeigte sie sich auch nicht mehr irritiert.
    Valentin war über eine recht lange Zeit still geblieben.

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