Das Monster von Moskau
nicht, dass widerliche Krallen sie hochrissen und dabei mit den Spitzen an ihrem Gesicht entlang bis zum Hals hinfuhren und dort die Haut aufrissen.
Sie hörte sich schreien, oder schrie sie nicht?
Sie wusste es nicht, aber das Monster griff bereits nach ihrem Hals. Mit einer Hand hielt er sein Opfer dabei fest und drehte es, um sich so seinem zweiten Gegner zu zeigen.
Den sah es nicht mehr.
Aber er befand sich in seinem Rücken!
***
Genau dorthin war ich geschlichen. Es war meine einzige Chance gewesen. Ich wollte für eine Überraschung sorgen, und die gelang mir perfekt. Der Griff der Waffe hämmerte gegen den blanken Schädel mit einer so großen Wucht, dass ich es knacken hörte.
Kozak, dieser verfluchte Höllenzombie, sank nach vorn und geriet ins Straucheln. Er ließ Karina los, die zusammenbrach. Um sie konnte ich mich nicht kümmern, denn jetzt rammte ich Kozak meinen rechten Fuß mit voller Wucht in den Rücken.
Er konnte den Stoß nicht ausgleichen, fiel auf den Bauch und rutschte nach vom.
Dass das Monster nicht vernichtet war, stand für mich fest. Es schrie jetzt hoch und schrill, während es sich gleichzeitig um die eigene Achse rollte, um eine gewisse Distanz zwischen uns zu bringen.
Während es sich drehte, verwandelte es sich.
Was hatte man noch über Kozak gesagt?
Er war Vampir, Hexer, Teufel in einem. Ein ehemaliger Mensch, ein Gottesleugner und Selbstmörder, der sich nach seinem Tod den Kräften der Hölle überlassen hatte und dies auch bewies.
Denn während er sich drehte, verwandelte er sich. Es lief rasend schnell ab, und plötzlich war er so etwas wie ein Fabeltier. Seine Hände und auch die Füße blieben, aber die Arme erinnerten mich an kantige Schwingen, die er rasend schnell auf- und abbewegte und sich plötzlich in die Luft erhob.
Das passierte auch für mich so überraschend, dass ich zunächst nicht reagierte und nur staunen konnte. Er flatterte tatsächlich in die Höhe, kam allerdings nicht sehr hoch, sackte wieder zurück und versuchte es erneut.
Dann flog er.
Ich war noch immer überrascht und schaute fasziniert zu, wie ein fliegender Teufel durch die Kirche irrte. Er stieß wütende Schreie aus. Es gab keine Verwandtschaft mit einer Fledermaus, er war einfach zu einem teuflischen Geschöpf geworden.
Ich hatte meine Lampe fallen lassen. Die riss ich jetzt wieder an mich und leuchtete in die Höhe. Ich holte ihn mit dem Lichtkegel ein, der zufällig sein Gesicht traf, das sich auch verändert hatte und noch abstoßender wirkte.
Es war zu einer breiten Fratze mit schmalen Augen geworden. Blut klebte darin, aber nicht sein eigenes. Es musste von Karina Grischin stammen, denn auch die Klauen des Monsters waren blutig.
Wieder dieser Brüller!
Ich wich zurück. Kozak sollte glauben, dass ich Angst vor ihm hatte. Erst als ich den Widerstand des Altars in meinem Rücken spürte, blieb ich stehen.
Ich holte das Kreuz hervor.
Ich legte es auf die Altarplatte.
Dann nahm ich die Waffe in meine Hände und baute mich in einer geduckten Haltung auf.
Das Monster griff an.
Es flog direkt auf mich zu. Es war kein glatter schneller Flug, wie man ihn von einem Vogel her kannte. Diese Bewegungen waren mehr schwerfällig und auch flattrig, als müsste Kozak das Fliegen noch lernen.
Schussechos zerrissen die Stille in der Kirche. Ich schoss nicht nur einmal, sondern mehrere Male in den Körper hinein, der bei jedem Treffer in der Luft zusammenzuckte und sich plötzlich nicht mehr halten konnte. Ungefähr dort, wo ich noch vor zwei Sekunden gestanden hatte, fiel das Monster von Moskau wie ein dicker Stein zu Boden und landete genau auf der Altarplatte mit dem Kreuz und der zerstörten Bibel.
Ich ging zurück. Die Mündung wies dabei auf das Monster, das keine Kraft mehr besaß. Mehrmals durchlief ein Zucken seinen Körper, das diesen sogar noch bewegte, sodass er über die Altarkante rutschte und auf dem Boden liegen blieb.
Jemand fasste nach meiner linken Hand und hielt sie fest. »Sei vorsichtig«, warnte mich Karina mit leiser Zitterstimme.
Sie war in diesem Augenblick wichtiger als Kozak. Ich drehte mich und schaute in ihr blutverschmiertes Gesicht. Auch die roten Streifen am Hals blieben mir nicht verborgen.
»Keine Sorge, ich bin okay.«
»Ja, das weiß ich.«
Wir traten gemeinsam an das Monster heran. Von ihm sahen wir nur seinen Rücken. Da es noch mit dem Altar Verbindung hatte und in einer Schräglage lag, drehte ich es mit dem Fuß herum.
Vor uns lag ein
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