Das Moskau-Komplott
daran, Iwan macht schöne Dinge gern kaputt.«
Gabriel legte den Pinsel weg, dann trat er zurück und begutachtete das Gemälde lange, die Hand am Kinn, den Kopf zur Seite geneigt. Chiara, die von der obersten Treppenstufe aus zusah, fragte: »Ist es fertig, Signor Vianelli?«
Gabriel schwieg einen Augenblick. »Ja«, sagte er schließlich. »Ich glaube, es ist fertig.«
»Was machst du mit der Signatur?«, fragte Schamron.
»Ich weiß noch nicht.«
»Darf ich dir einen kleinen künstlerischen Rat geben?« »Wenn es sein muss.«
»Signiere mit dem Namen, den dir deine Mutter gegeben hat.«
Er tauchte den Pinsel in schwarze Farbe und schrieb den Namen
Gabriel Allon
in die linke untere Ecke.
»Glaubst du, es wird ihr gefallen?«
»Ganz bestimmt. Ist es jetzt fertig?«
»Noch nicht ganz«, antwortete Gabriel. »Es muss noch dreißig Minuten in den Backofen.«
»Ich hätte dich an der Bezalel lassen sollen«, sagte Schamron. »Du hättest ein Großer werden können.«
Anmerkung des Verfassers
Moscow Rules
ist ein Roman. Die in diesem Werk vorkommenden Personen, Orte und Ereignisse sind das Produkt der Phantasie des Autors oder von ihm fiktiv gestaltet worden. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen, Firmen, Unternehmen, Ereignissen oder Schauplätzen wäre rein zufällig.
Zwei Kinder am Strand
von Mary Cassatt existiert nicht und konnte daher nicht gefälscht werden. Würde das Bild existieren, hätte es eine frappierende Ähnlichkeit mit dem Gemälde
Spielende Kinder am Strand,
das in der National Gallery of Art in Washington hängt. Besucher des französischen Skiorts Courchevel werden vergeblich nach dem Grandhotel suchen, denn auch das existiert nicht. Riviera Flight Services ist frei erfunden, und ich habe Flugpläne von verschiedenen Airlines für meine Geschichte angepasst. Der Friedhof Nowodewitschi ist ebenso getreulich wiedergegeben wie das »Haus an der Uferstraße«, obgleich es heute nicht mehr ganz so düster ist, wie ich es beschrieben habe. Der FSB ist tatsächlich der Inlandsgeheimdienst der Russischen Föderation, und über die Vielzahl seiner Sünden ist ausführlich berichtet worden. Aufrichtig entschuldigen möchte ich mich beim Direktor der Abteilung für impressionistische und moderne Kunst des Londoner Auktionshauses Christie's. Ich bin überzeugt, dass er nicht die geringste Ähnlichkeit mit Alistair Leach hat. Meines Wissens gibt es in der N Street in Georgetown kein sicheres Haus der CIA.
Die
Moskowskij Gaseta
existiert nicht, doch die Gefahren für russische Journalisten sind leider nur allzu real. Laut dem Komitee zum Schutz von Journalisten mit Sitz in New York wurden in Russland seit 1992 siebenundvierzig Reporter, Redakteure, Kameraleute und Fotografen ermordet, was bedeutet, dass die Ausübung des Journalistenberufs nur im Irak und in Algerien gefährlicher ist. Vierzehn Morde geschahen unter Präsident Wladimir Putin, der seit seiner Machtübernahme 1999 Pressefreiheit und politisch abweichende Meinungen systematisch unterdrückte. Praktisch alle Morde waren Auftragsmorde, und nur wenige sind aufgeklärt oder vor Gericht verhandelt worden.
Das bekannteste Mordopfer unter Putins Präsidentschaft war Anna Politkowskaja, die im Oktober 2006 im Aufzug ihres Moskauer Wohnhauses niedergeschossen wurde. Als lautstarke Kritikerin der Regierung veröffentlichte sie Artikel, in denen sie detaillierte Anschuldigungen gegen russische Armee- und Sicherheitskräfte in Tschetschenien erhob und sie der Folter und Entführung bezichtigte. Putin bezeichnete Anna Politkowskaja als Person von »marginaler Bedeutung« und machte sich nicht die Mühe, ihrer Beerdigung beizuwohnen. Wie übrigens niemand, der dem Kreml nahestand.
Sechs Monate nach Politkowskajas Ermordung wurde der Journalist Iwan Safronow, hoch angesehener Militärexperte der Tageszeitung
Kommersant,
tot im Hof seines Moskauer Wohnhauses aufgefunden. Die russische Polizei behauptete, er habe sich in selbstmörderischer Absicht aus einem Fenster im vierten Stock gestürzt, obwohl er im zweiten Stock wohnte. Bei meinen Recherchen in Moskau fand ich heraus, dass Safronow auf dem Nachhauseweg seine Frau angerufen hatte, um ihr mitzuteilen, dass er unterwegs noch Orangen kaufen wolle, was jemand, der sich mit Selbstmordgedanken trägt, wohl kaum tun würde. Die Orangen wurden später gefunden. Sie lagen verstreut auf der Treppe zwischen dem dritten und vierten Stock, zusammen mit Safronows Mütze.
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