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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
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Mitgliedsgabe und Anwärterschaft sollen Sie eines der Gesetze zum Verfassen unvergesslich schöner Melodien beschreiben. Da keines mehr als einmal genannt werden darf, müssen Sie zunächst herausfinden, welche bereits erläutert wurden, um eine neue Regel bestimmen zu können.
     
    Die Mitglieder unserer Gesellschaft haben bereits zahlreiche Gesetze formuliert, doch ich konnte durch Anwendung der Kompositionsregeln beweisen, dass es ihrer noch mehr bedarf: Meine nach diesen Gesetzen komponierten Musikstücke, die alle bekannten Regeln der Tonkunst befolgen, begeistern die Zuhörer nicht.
    Nur wenn Sie ein weiteres Gesetz entdecken, das uns überzeugt und erklärt, wodurch Melodien und Musik wahre Begeisterung erzeugen, bestehen Sie die Prüfung. An genau dem 2ten des Monats November werden Sie uns in Leipzig die Ergebnisse präsentieren.
    Beachten Sie bitte: Es ist nicht zu empfehlen, diese Einladung abzuweisen.
     
    Lorenz Christoph Mizler von Kolof.‹
     
    Damit endete der erste Briefbogen. Ich war erschüttert vom Ausmaß der Schwierigkeiten, die uns erwarteten. Auch der drohende Unterton des Schreibens war mir nicht entgangen. Der zweite Briefbogen war ebenfalls äußerst kalligrafisch gehalten.
     
    ›Rätsel 1
     
    Trete eyn
    Und schreite nun
    Gen Paradeis.
    Ohn’ Furcht sei’st Du,
    Musst Du doch geh’n
    Durch diese Tür.
    Diese find’st Du nur,
    Wenn 16, 16, 18
    Und die 22
    Sind vereint.
    Auch ging ein letztes Mal den Weg,
    Den Du zu beschreiten hast,
    Der, durch den –
    Kein Heil’ger war er –
    Der erste Stein zum Weg
    Geleget ward.
    Leg’ ab
    Dein Hab und Gut.‹
     
    Diese rätselhaften Worte ergaben so wenig Sinn, dass ich große Zweifel hatte, ob wir jemals die Lösung – geschweige denn die Lösungen der folgenden Rätsel – finden würden.
    Auch hatte Mozart gesagt, dass das Gerücht umging, unlängst sei ein Bewerber der Societät grausam zu Tode gekommen.
     
    Mozart entzündete sich eine Pfeife, die leise knisterte und einen würzigen Duft verbreitete.
    Ich sah durch die Rauchschwaden hindurch ins Freie und ließ meinen Blick über die hohen Fassaden der Satteldächer in der Getreidegasse schweifen. Trotz des sonnigen Tages hatten die Häuser Salzburgs einen scheinbar drohenden Ausdruck und die offenen Fenster des gegenüberliegenden Hauses starrten mich wie leere Augenhöhlen an.
    »Immerhin: Meine Violinschule«, sagte Mozart schließlich, »die Mizler als Beitrittsgabe vorschlägt, ist beinahe fertig. Doch erstaunt es mich, wie genau Mizler über meine Angelegenheiten Bescheid weiß!«
    Obwohl Mozart erwähnt hatte, dass er und Mizler einen gemeinsamen Bekannten hatten, Sperontes, so fand auch ich Mizlers Kenntnisse über Mozarts Privatangelegenheiten erstaunlich.
    Der Adlatus Franz trat ein: »Herr Maestro, Sie haben Besuch! Ein Herr Giacomo de Lucchesini?« Franz sprach den Namen gedehnt und fragend aus, offensichtlich war er wenig überzeugt von der Person. »Soll ich ihn hereinbitten?«
    »Einen Moment bitte!« Mozart räumte hastig Mizlers Brief in die Schreibtischschublade. »Lassen Sie ihn eintreten!«
    Nach wenigen Sekunden führte der Adlatus einen Herrn herein, der überaus groß gewachsen und schlank war, mit vollen schwarzen Haaren und leicht dunkelhäutigem Gesicht. Zusammen mit dem schwarzen Mantel entstand ein düsterer Eindruck.
    »Boungiorno, meine Herren!«, sprach er mit singendem Akzent.
    »Ja?«, fragte Mozart den unerwarteten Gast.
    Lucchesini trat rasch zum Fenster und blickte hinaus, während er weitersprach; er gab sich gelöst, als ginge es um Belanglosigkeiten: »Sie haben gestern einen Brief aus Leipzig erhalten. Wie ist Ihre Meinung dazu?«
    Mozart behagte dieses Auftreten nicht: »Würden Sie uns bitte enthüllen, wer Sie sind und woher Sie Kenntnis von einem Brief erhalten haben wollen?«
    Lucchesini wandte sich an uns mit einer plötzlichen Bewegung und ließ dabei seinen weiten Mantel durch die Luft wehen: »Ha! Sie kennen mich nicht! Ich besuche Sie im Namen der Societät der korrespondierenden Wissenschaften, die neben Herrn Mizler von Kolof auch mir untersteht!«
    Mozart erschrak sichtlich. »Bitte nehmen Sie meine Entschuldigung an! Wir sind uns nie zuvor begegnet und in den Schriften der Gesellschaft erscheint immer nur der Name Mizlers!«
    »Nun … wie ist Ihre Meinung?«
    »Selbstverständlich werde ich mich als Mitglied bewerben! Es ist eine große Ehre, dass Sie mich dazu auserwählt haben!«
    Lucchesini gab sich nun gönnerhaft: »Dann,

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