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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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perfektes Oval.
504
    Er hob den Kopf und grinste sie mit herausgestreckter verstümmelter Zunge an.
    Die Angriffsarmee der Eiferer war in unregelmäßiger Formation vor dem Zaun angetreten. Die Leute waren mit Armbrüsten, Messern und Piken bewaffnet. Die Truppe schien aus fünfzig Männern und Jungen zu bestehen, und sie hatten einen Tross aus etwa genauso vielen Läufern. Sie humpelten alle und waren mit Bündeln aus Waffen und Verpflegung beladen.
    Emma verfolgte neugierig die Vorbereitungen der Soldaten. Die Pikenträger mit den langen Lanzen trugen eine Lederrüstung mit Brust-und Rückenplatten, so genannten Gorgets zum Schutz des Halses und Helme, die sie als Pots bezeichneten. Den Proviant trugen sie in Lederbeuteln, die sie Knapsack nannten. Es gab sogar ei-ne Art Kavallerie, nur dass die Reiter auf den Schultern hominider Läufer saßen. Angeführt wurden sie von einem klerikal anmutenden Typ mit irrem Blick, der eine lange Kutte aus holzkohlege-färbtem Leder trug – und von einem Hominiden, einer mächtigen gorillaartigen Figur mit schnellen, abrupten Bewegungen und beweglichen Ohren. War das etwa ein Daimon? Die etwa zweieinhalb Meter große Gestalt machte einen intelligenten Eindruck und handelte zielstrebig; eine solche Kreatur hatte Emma nie zuvor gesehen.
    Das ist nicht dein Problem, Emma.
    Nun hatte die Armee die Vorbereitungen fast abgeschlossen und sang Hymnen und Psalmen. Dann stellte ein Mann, den sie Constabler Sprigge nannten, sich vor ihnen auf einen Felsen und sprach ein Gebet. »Herr, du weißt, wie geschäftig ich an diesem Tag sein muss. Wenn ich Dich vergesse, so vergiss Du mich nicht…« Emma fand das Gebet der Soldaten irgendwie anrührend.
    Und dann brachen sie zum Marsch durch den Wald auf. Die Eiferer-Festung war mehr oder weniger ungeschützt.
505
    Sie duckte sich am Tor der Festung. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie schnappte sich den kürzesten und spitzesten Stoß-
    speer, den sie fand und inspizierte ihre kleine Truppe. Am Ende hatten sich nur der große Mann, Abel – Joshuas Bruder – und das abenteuerlustige Mädchen Mary bereiterklärt, sie und Joshua auf dieser Expedition zu begleiten. Drei Hams zählten körperlich mehr als doppelt so viele Eiferer. Zumal sie nur ein Kommando-unternehmen plante, einen Einsatz mit einem einzigen Ziel. Dennoch waren sie nur zu viert – drei Kind-Leute und sie, und sie war bestimmt kein Soldat.
    Sie hatte Angst um die Hams und verspürte jetzt schon Schuldgefühle wegen der Gefahren, denen sie heute sicherlich ausgesetzt sein würden – und sie hatte natürlich auch Angst um sich selbst, um die Buchhalterin mittleren Alters, die der Not gehorchend zum Soldaten geworden war. Aber das war die einzige Möglichkeit, Malenfant wiederzusehen. Und sie musste zu ihm durchkom-men, wenn sie jemals wieder von diesem tristen und bizarren Ort verschwinden wollte – falls er überhaupt hier war, falls sie Joshua nicht missverstanden hatte und durch seine undeutliche Aussprache und ihren Schmerz irregeführt worden war. Also schob sie Ängste, Zweifel und Schuldgefühle beiseite, denn sie hatte keine andere Wahl.
    Sie mahnte die Hams zur Ruhe, bis sie sicher sein konnte, dass die Eiferer-Truppe außer Hörweite war.
    Manekatopokanemahedo:
    Auf der Basis ging es ruhig und gesittet zu. Arbeiter rollten über den hellgelben Boden aus Formenergie und gingen ihren monoto-nen Verrichtungen nach.
506
    Aber es regte sich keine einzige Person. Sie standen, saßen oder lagen wie Statuen oder Leichen in einer Vielzahl von Positionen unter der großen, sich drehenden Abbildung der Welt. Die Kern-aktivität geschah intern, während jede Person das große Rätsel des Roten Monds schaute.
    Nach zwei Millionen Jahren kontinuierlicher Zivilisation hatte es niemand mehr eilig.
    Doch für Manekato mutete die Basis nach den spannenden Abenteuern im Wald wie ein Mausoleum an. Sie fand einen stillen Platz und warf sich auf den Boden. Ein Arbeiter kam herbei und diente ihr eine therapeutische Entlausung an, doch Manekato verscheuchte ihn mit einer Handbewegung.
    Nemoto kam zu ihr. Sie hatte den bekritzelten Notizblock dabei.
    Sie setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und schaute Manekato an. »Renemenagoto von Rano stellt eine große Gefahr dar.«
    Manekato klapperte verärgert mit den Zähnen. »Was weißt du denn schon von den Herzen der Leute? Du bist nicht einmal eine Person.
    Du gleichst einem Arbeiter …«
    Nemoto wirkte völlig ungerührt. »Person oder

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