Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
mindestens 635
    drei Erwachsene, vielleicht auch mehr. Emma machte die charakteristischen bugförmigen Silhouetten der Schädel aus.
    Das Nussknacker-Kind erwachte aus dem Schlaf. Mit verquolle-nen Augen schaute es auf die Bäume und jaulte leise.
    Die Schemen rückten näher, glitten zwischen den Bäumen hindurch und prägten schließlich identifizierbare Merkmale aus: Ge-krümmte Finger, wachsame Augen, die unverkennbare Morphologie von Hominiden. Einer, vielleicht eine Frau, streckte die Hand aus. Das Kind kletterte von Manekatos Schoß herunter, richtete sich auf und schaute die Nussknacker-Frau nervös und unsicher an.
    Die Nussknacker-Frau trat einen Schritt auf die Lichtung vor, ohne den Blick vom Kind zu wenden. Das Kind wimmerte und machte auch einen Schritt nach vorn.
    »Hören Sie mir zu«, sagte Nemoto zischend zu Emma. »Ich habe noch eine Theorie. Die Alten sind nicht in irgendeiner theoreti-schen universalen Abstraktion verschwunden. Sie sind noch immer hier. Es spricht doch viel dafür, dass sie in der Welt aufgehen wollten, die sie erschaffen hatten und von ihr leben wollten. Vielleicht haben sie die Gestalt von Nussknackern angenommen, der be-scheidensten, friedlichsten und bewusstlosesten aller Hominiden-Spezies. Sie haben allem entsagt, um die Lebensweise von Hominiden nachzuempfinden – eine Lebensweise, die wir nie kennen gelernt oder vergessen haben. Was meinen Sie …?«
    Das Kind drehte sich zu Emma um und schaute sie wissend an.
    Dann hob die Nussknacker-Frau das Kind mit einer fließenden Bewegung auf und verschmolz mit den grünen Schatten.
    Nach der Rückkehr ins gelbe Plastik-Lager der Daimonen gönnte Emma sich den Luxus einer heißen Dusche, eines Frottierbade-mantels und eines Frühstücks aus Zitrusfrüchten.
636
    Das war wirklich ein Luxus. Du weißt nämlich, dass du ihn die längste Zeit genossen hast, Emma. Und vielleicht wirst du für den Rest des Lebens nicht mehr in den Genuss solcher Annehmlichkei-ten kommen.
    Aber den Kaffee wirst du auf jeden Fall vermissen.
    Sie kleidete sich an und verließ die kleine Unterkunft. Der Himmel war stark bewölkt, und es wehte ein starker, mit Feuchtigkeit gesättigter Wind. Ein Sturm zog auf.
    Sie sah Nemoto und Manekato in eine Unterhaltung vertieft.
    Nemoto sah so aus, als ob sie nicht allzu viel Schlaf bekommen hätte: Sie hatte dunkle Ränder um die Augen. Manekato hingegen ruhte lässig auf den Knöcheln und hatte die Ohren zu Nemoto geschwenkt. Ihr großer schwarzhaariger Körper verharrte so reglos wie eine Statue. Und Julia, das Ham-Mädchen, stand in der Nähe und hörte aufmerksam zu.
    Als Emma sich näherte, wandte Mane sich mit der Präzision eines herumschwenkenden Geschützturms um. »Guten Morgen, Em-ma.«
    »Euch auch. Nemoto, Sie sehen beschissen aus.«
    Nemoto funkelte sie an.
    »Was liegt an?«
    »Zukunftspläne schmieden.« Nemoto trommelte wieder in der für sie charakteristischen Art wie ein gefangenes Tier mit dem Fuß auf den Kunststoffboden. Wenn sie überhaupt imstande war, ihre wahren Gefühle auszudrücken, dann wohl auf diese Art.
    »Graue Erde«, sagte Julia.
    »Oh. Das Geschäft, das wir gemacht haben.«
    »Das Geschäft, das Sie gemacht haben«, sagte Nemoto. »Und zwar gleich mehrmals. Sie sagten, dass Sie die Hams zu ihrer Heimatwelt zurückbringen würden, wenn sie Ihnen behilflich wären.«
    »Ich weiß selbst, was ich gesagt habe.«
    »Nun wird die Rechnung fällig.«
637
    Emma seufzte. Sie trat vor und fasste Julia an den großen Händen; obwohl ihre eigenen Finger durch viele Wochen rauen Lebens gekräftigt waren, waren sie trotzdem nur blasse weiße Striche im Vergleich zu Julias muskulösen Gliedmaßen. »Julia, ich habe das auch so gemeint, wie ich es gesagt habe. Wenn ich einen Weg wüsste, würde ich deine Leute nach Hause bringen.« Sie wies auf die aktuelle Erde am Himmel, eine stark geschrumpfte Welt, die in einem engen Orbit von einem zweiten Mond umlaufen wurde.
    »Aber du erkennst die Situation selbst. Eure Welt ist weg. Sie ist verloren. Du siehst …«
    »Emma, Sie haben schon genug Fehler gemacht«, sagte Nemoto.
    »Es würde Ihnen gut anstehen, würde uns beiden gut anstehen, diese Frau nicht zum Narren zu halten.«
    »Es tut mir leid«, sagte Emma. Das tut es mir wirklich, sagte sie sich. Aber ich habe ein Versprechen gegeben, das ich nicht einzuhalten vermochte, und nun muss ich mich möglichst geschickt aus der Affäre ziehen. So ist das Leben. »Das Problem ist, dass die Graue Erde

Weitere Kostenlose Bücher