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Jerry Cotton - 0549 - Ich und der schleichende Tod

Jerry Cotton - 0549 - Ich und der schleichende Tod

Titel: Jerry Cotton - 0549 - Ich und der schleichende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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Natürlich sah er den blauen Lieferwagen. Aber der war weit genug entfernt. Außerdem gab es doch die beiden Verkehrsschilder, die alle Autofahrer auf den Überweg und auf Schulkinder aufmerksam machen sollten. Und schließlich war es eine schmale Straße. Der Junge war sicher, daß er sie noch vor dem blauen Auto überqueren konnte, also lief er auf die Fahrbahn. Er dachte an das Gedicht, das sie gelernt hatten und das er möglicherweise aufsagen mußte. »Drei Äpfel, drei Birnen, drei Kirschen so rund…«
    Der Achtjährige hörte plötzlich den aufröhrenden Motor laut und nah. Erschrocken blieb er stehen. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. Das war doch nicht möglich! Der blaue Lieferwagen konnte doch nicht fliegen! Und warum bremste der Fahrer denn nicht einmal? Ralph stand vor Schreck wie gelähmt. Drüben auf dem Gehsteig schrie gellend eine Frau. Die Scheinwerfer des Wagens schienen dem Jungen plötzlich wie die glotzenden Augen eines phantastischen Üngeheuers. Dabei ging alles so schnell. Die Frau auf dem Gehsteig sah noch, wie der Junge abwehrend seine Ärmchen hochriß. Als ob er damit das Verhängnis noch auf halten könnte.
    ***
    »Wo ist Ralph?« fragte Allan Eagle, als er frisch rasiert aus dem Badezimmer kam. In der Wohnung hing der Duft von frischem Kaffee. Eileen Eagle war dabei, den Frühstückstisch zu decken. Sie blickte verwundert hoch.
    »Zur Schule natürlich. Er ist gerade gegangen.«
    »Warum sagt er seinem Vater nicht wenigstens ›Wiedersehen, Daddy‹ oder so was. Hat mein Sohn etwas gegen mich?«
    Eileen Eagle schüttelte eine Strähne ihres kupferbraunen Haares aus der Stirn. Sie lachte. Es war noch immer das gleiche perlende, silberhelle Lachen, das sie in ihrer Jungmädchenzeit so anziehend gemacht hatte. Eigentlich sah sie auch immer noch recht jungmädchenhaft aus, trotz ihrer zweiunddreißig Jahre.
    »Aber rede doch keinen Unsinn, Liebling. Er liebt dich, er verehrt dich, er betet dich an, das weißt du genau. Außerdem braucht er es schließlich nur dir nachzumachen. Du hast mir noch nicht ›guten Morgen‹ gesagt.«
    »Guten Morgen, Mrs. Eagle«, sagte Allan und gab seiner Frau einen Klaps. »Also schön, meine Familie betet mich an. Das ist ein erhebendes Gefühl für einen schwer arbeitenden Wissenschaftler. Trotzdem finde ich, daß sich mein Sohn von mir verabschieden könnte, bevor er zur Schule geht.«
    »Er wird es vergessen haben, Allan. Ihm geht sein Gedicht im Kopf herum.«
    »Drei Birnen, drei Kirschen — so ein Quatsch, wie heißt das nun eigentlich?«
    »Drei Äpfel, drei Birnen, drei Kirschen so rund, zwei Augen, zwei Hände, ein huhgriger Mund…«
    »Meine Güte«, sagte Allan Eagle, während er sich die Krawatte band. »Mit der amerikanischen Literatur scheint’s bergab zu gehen. Äpfel, Birnen und Kirschen — das gibt’s doch gar nicht zur gleichen Zeit.«
    »Das ist eben eine poetische Vorstellung, mein Lieber. Aber du mit deiner nüchternen Chemie!«
    »Nichts gegen die Chemie, Mrs. Eagle! Sie ernährt uns.«
    Das Telefon schlug an. Allan sah verwundert hinüber zu dem hellgrünen Apparat, der so gut zu ihren lichtgrünen Tapeten paßte.
    »Es sollte ein Gesetz gemacht werden«, brummte Allan Eagle, während er auf den Apparat zuging, »daß Telefonanrufe vor dem Frühstück verboten sind. Hallo? Hier ist Allan Eagle.«
    »Guten Morgen, Mr. Eagle. Hier ist die Fairbanks-Wäscherei. Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir Ihnen Ihre Wäsche gleich bringen? Einer unserer Fahrer ist krank, und wir müssen die Auslieferungstouren neu zusammenstellen…«
    »Augenblick mal«, sagte der Chemiker und drehte sich nach seiner Frau um. »Liebling, die Wäscherei will wissen, ob es uns was ausmacht, wenn sie unsere Wäsche gleich bringen. Die müssen irgendwas umorganisieren. Macht’s uns was aus?«
    »Es macht uns nichts aus«, antwortete Eileen Eagle, während sie die gekochten Eier aus dem Wasser fischte.
    »Schön«, sagte Allan und sprach wieder in den Hörer: »Es macht uns nichts aus.«
    »Vielen Dank, Sir. Unser Fahrer kommt dann gleich vorbei.«
    »Fein!« sagte Allan und legte auf. »Dafür telefonieren die in der Gegend herum. Wem macht es schon was aus, wenn die Wäsche früher kommt als gewöhnlich! Wenn es umgekehrt wäre, dann würde sich ein solcher Anruf…«
    »Liebling, es können nicht alle Menschen auf dieser Welt Wissenschaftler sein und alles und jedes streng nach der Logik tun, einverstanden? Komm frühstücken, sonst wird der Kaffee

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