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Das Multiversum Omnibus

Das Multiversum Omnibus

Titel: Das Multiversum Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Beschleunigungsmesser einer F-15, und der Autopilot und die Avionik stammen von einem Passagierflugzeug vom Typ MD-11. Der BDB
    hält sich sozusagen für eine MD-11 auf einem speziellen Flugpfad.
    Wir hatten die Studenten losgeschickt, um die Schrottplätze der Raumfahrtindustrie an der Westküste abzusuchen, und sie kamen mit Druckkugeln aus Titan, Hydraulikaggregaten und anderen brauchbaren Sachen zurück. Und so weiter. Montiert und flugbereit in einem halben Jahr …«
    Er schien jeden der ein paar Dutzend Ingenieure hier mit Namen zu kennen. Er verhielt sich wiederum anmaßend, geradezu 141
    wie ein Leuteschinder. Dennoch erkannte sie, dass er schlau genug war, sich nicht mit Speichelleckern und Jasagern zu umgeben.
    Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich mich überhaupt noch für ihn einsetze.
    »Wie sicher ist das alles, Malenfant? Was, wenn das Schiff oder ein Brennstofftank explodiert?«
    Er seufzte. »Emma, meine BDBs explodieren in etwa genauso oft wie eine 747 beim Start. Die Industrie beherrscht seit einem halben Jahrhundert den sicheren Umgang mit LOX und flüssigem Wasserstoff. Ich kann sogar beweisen, dass wir hier sicher sind.
    Wir halten die Prozesse der Qualitäts-und Zuverlässigkeitssiche-rung so einfach wie möglich – keine hundert Kilometer langen Pa-pierbahnen wie bei der NASA –, und wir legen die Qualitätssiche-rung in die Hände der jeweiligen Arbeitsgruppen. Kontinuierliche Verbesserung, nur so läuft es.« Er schaute in die Sonne, und als das Licht auf das mit Staub verkrustete Gesicht fiel, betonte es die weißen Linien, die der Staub in die verwitterte Haut geätzt hatte.
    »Weißt du, das ist erst der Anfang«, sagte er. »Im Moment ist das noch ein Provisorium. Aber irgendwann muss man anfangen. Eines Tages wird das ein richtiger Raumhafen sein.«
    »Wie Cape Canaveral?«
    »O nein. Stell es dir eher wie einen Flughafen vor. Wir werden Beton-Startrampen mit ›minimalistischen‹ Starttürmen errichten, die so einfach gebaut sind, dass es nicht darauf ankommt, wenn wir sie nach jedem Start ersetzen. Wir werden hier Anlagen für ei-ne Brennstoff-und Oxidatorproduktion errichten. Die Abferti-gungs-Gebäude werden aussehen wie auf einem beliebigen Flughafen. Wir werden neue Straßen und eine Eisenbahnanbindung bekommen. Der Raumhafen wird zugleich ein Flughafen sein. Unternehmen werden sich ansiedeln, und Ansiedlungen werden entstehen. Menschen werden hier leben …«
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    Aber sie hörte, dass in der optimistischen Rede Anspannung mitschwang. Sie hatte sich an seine Stimmungsumschwünge ge-wöhnt, an denen er ihrer Meinung nach litt, seit die NASA ihn entlassen hatte. Heute war seine Stimmung offensichtlich instabil, und es hätte ein nichtiger Anlass genügt, dass sie umschlug.
    Die rechtliche Auseinandersetzung war nämlich längst noch nicht gewonnen. Emma verglich sie eher mit einem Wettlauf, bei dem Bootstrap-Anwälte nach einem Weg durchs juristische Labyrinth suchten, der Malenfant den Start oder wenigstens die Fortführung der Tests ermöglichte, bevor die Prüfer der FAA und ihre Anwälte einen Weg fanden, um sich Zugang zur Anlage zu verschaffen und sie zu schließen.
    Morgen, sagte sie sich. Morgen werde ich ihn mit der Wahrheit konfrontieren müssen. Mit der Tatsache, dass wir das Rennen verlieren.
    ■
    Als die Sonne am blauen Himmelszelt sank, forderte Emma einen Army-Bus an, um sie zum Motel in Mojave zurückzubringen.
    Dort zog sie die Rolläden herunter und breitete ihre Softscreen aus. Sie schickte Mails ab, ließ sich vom Zimmerservice ein paar Hamburger bringen und versuchte zu schlafen.
    … Das Telefon schrillte und riss sie aus dem Schlaf. Es war Malenfant.
    Geh ans Fenster.
    »Was?«
    Ich straffe gerade ein paar bürokratische Abläufe, Emma.
    Er klang angetrunken. Und gefährlich. Sie hatte ein flaues Ge-fühl in der Magengrube. »Wovon redest du eigentlich?«
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    Geh ans Fenster, und du wirst es sehen. Ich habe mich mit Cornelius über Doktor Johnson unterhalten. Man hat Johnson einmal gefragt, wie er Solipsismus widerlegen würde. Du weißt schon, die Vorstellung, dass man allein existiert und alles andere eine vom Bewusstsein geschaffene Illusion sei…
    Sie zog die Rolläden hoch. In Richtung des Testgebiets breitete ein Licht sich über die untere Hälfte des Horizonts aus: ein schnell steigendes schmutziges Gelbweiß, das keine Ähnlichkeit mit einer Dämmerung hatte.
    Johnson trat gegen einen Stein. Und sagte: Ach widerlege es folgenderma-
    ßen

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