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Das Multiversum Omnibus

Das Multiversum Omnibus

Titel: Das Multiversum Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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tummelten: dem Raunen der Fische, die in den dichten Schulen umherschwammen, dem blubbernden Gemurmel des Krills, von dem sie sich ernährten und dem Zischen der Kieselalgen und sonstigen Algen, die 148
    ihnen als Nahrung dienten und dem tiefen Infraschall-Rumoren des Wassers, das Druckwellen aussandte.
    Und wie jede Sphäre aus Wasser größer war als diejenige, die in ihr enthalten war, so wusste Sheena auch, dass es eine Hierarchie des Lebens gab. Um sie am Leben zu erhalten, mussten das Zehnfa-che ihres Gewichts in Krill und das Hundertfache in Kieselalgen vorhanden sein.
    Und wenn es noch einen Kalmar gegeben hätte, wären diese Zahlen entsprechend höher gewesen. Aber es gab hier keinen weiteren Kalmar außer ihr.
    Fürs Erste.
    Sie sah durch trübes, mit Leben gesättigtes Wasser die Hülle des Schiffs – eine Membran, die sie wie die Oberfläche eines Meeres überwölbte. Nur dass sie nicht über ihr war wie eine Meeresoberflä-
    che. Genauso wenig, wie es einen sandigen Meeresboden unter ihr gab. Vielmehr spannte diese Membran sich um sie, krümmte sich in sich selbst und flimmerte im Rhythmus der großen, langsamen Wellen, die über die Hülle der Sphäre wanderten.
    Dies war offensichtlich eine komplexe Welt, eine gekrümmte Welt, eine Welt ohne das eindeutige Oben und Unten des Meeres.
    Und das Licht war ebenso komplex; die Polarisations-Ebenen waren zufällig, und das Licht fiel in spiralförmigen Bahnen um sie herum ein.
    Doch Sheena jagte in drei Dimensionen. Sie vermochte sich an die fremdartigen Bedingungen zu gewöhnen. Und nicht nur das – sie wusste, dass sie sich daran gewöhnen musste.
    Sie erreichte die Wand des Schiffs.
    Die Membran war eine feste, aber flexible Wand. Wenn sie dagegen drückte, erwiderte die Wand den Druck. Menschliche Augen hätten gesehen, dass die Wand eine goldene Färbung hatte. Dan hatte ihr gesagt, dass dieses große goldene Ei den Himmel geschmückt hätte, während es sich zu den Sternen emporschwang.
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    Sheena Schiffgut schön, hatte er gesagt. Wie die Erde. Menschen sehen Schiff, goldene Blase, Schiff voll mit Wasser …
    Grasalgen wuchsen an der Wand, und die langen Stränge baumelten und trieben in der Strömung. Krabben und Muscheln er-nährten sich von den Algen. Die Bewohner des Meeresgrundes dienten ihr als Nahrung und hielten obendrein die Wände sauber.
    Jedes Lebewesen in diesem kleinen Meer hatte eine Rolle zu spielen. So driftete sie zum Beispiel an einer Bank mit sich wiegendem Seetang vorbei. Der Seetang reinigte das Wasser und verwertete schwebende Nährstoffe, die für die Algen und Kieselalgen unge-nießbar waren. Doch der Seetang hatte auch einen Wert an sich.
    Eine von Sheenas Aufgaben bestand darin, das ›Unkraut‹ zu jäten, wenn es zu üppig wucherte und einem Häcksler in der Maschinengruppe zuzuführen. Dort wurde es zu Fasern gesponnen, die Dan als Meerseide bezeichnete. Wenn sie ihr Ziel erreicht hatte, würde die Meerseide für die Herstellung und Reparatur der Ausrüstung dienen, die sie dort verwenden sollte.
    Nun beförderte die Rotation des Schiffs Sheena ins Licht einer milchigen, verwaschenen Scheibe. Es war die Sonne – durch die Membran gefiltert, um die Augen zu schonen – mit einer kleineren Sichel in der Nähe. Sie wusste, dass das die Erde mit den gro-
    ßen Meeren war, die nun auf ein Tröpfchen reduziert waren. Auf der Suche nach dem Gesteinsbrocken, der sein Ziel war, kreiste das Raumschiff um die Sonne und folgte der Erde wie ein Fisch, der seiner Schule hinterher schwamm.
    Sie war früher schon unter der gewölbten Membran umherge-schwommen und nicht weit von hier von einem Lichtblitz erschreckt worden. Er war zwar genauso schnell verschwunden, wie er erschienen war – doch hatte sie den Eindruck gehabt, dass die Membran einen Fehler hatte, eine kleine Stelle, die das helle Glü-
    hen verloren hatte. Und sie sah anhand der unregelmäßigen Pola-150
    risation, dass die Zusammensetzung des Wassers unter der Stelle gestört war.
    Dann hatte sie hinter der Membran eine Bewegung gesehen. Sie erschrak und erzeugte in der Annahme, dass es sich um einen Weltraum-Räuber handelte, Signale der Pseudo-Drohung und der Tarnung.
    Es war aber kein Räuber. Es war nur ein Kasten, der sich vor und zurück bewegte und dabei kleine Wolken glitzernder Kristalle ausstieß. Er ›flickte‹ das Loch.
    Dan sagte ihr, dass es ein Glühwürmchen-Robot sei, eine intelligente kleine Box mit eigener Energieversorgung, miniaturisierter

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