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Das Multiversum Omnibus

Das Multiversum Omnibus

Titel: Das Multiversum Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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überschüssiges Kohlendioxid in der Atmosphäre absorbieren sollten. (Maura stellte mit grimmiger Freude fest, dass Bootstrap einer der Großinvestoren in beiden Projekten war.) Und es war noch viel mehr möglich. Die Umwelt war ›systembe-dingt‹ instabil oder zumindest quasi-stabil. Falls jemand einen Weg fand, diese Stabilität zu erschüttern, dann bedurfte es wirklich nur noch eines kleinen Anstoßes …
    Das waren die von Menschen verursachten Risiken. Hinzu kamen Naturkatastrophen. Dieser alte Angstgegner, der Asteroiden-einschlag, rangierte noch immer ganz oben.
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    Und die Erde, so stand zu lesen, sei überfällig für einen gewaltigen Vulkanausbruch, der alle Ereignisse, die in der Geschichts-schreibung dokumentiert waren, in den Schatten stellen würde.
    Das Ergebnis wäre ein ›vulkanischer Winter‹, vergleichbar mit den Auswirkungen eines Nuklearkriegs.
    Oder die Strahlung einer nahen Supernova merzte alles Leben auf der Erde aus; sie wusste nämlich, dass das Sonnensystem derzeit eine Blase im Weltraum durchquert, die im interstellaren Medium durch eine solche Explosion entstanden war.
    Und dann gab es noch etwas, das ihr neu war: Vielleicht würde beim Durchgang der Erde durch eine interstellare Wolke eine neue Eiszeit ausgelöst werden.
    Der Bericht endete mit weiteren bizarren Spekulationen. Was war mit der Auslöschung durch Außerirdische? Was, wenn eine fremde Spezies in diesem Moment fleißig damit zugange war, das Sonnensystem umzuformen, ohne überhaupt von unsrer Existenz zu wissen?
    Und was war mit dem ›Vakuum-Zerfall‹? Es schien, dass der Weltraum selbst instabil war, wie eine Statue, die auf einem zu schmalen Sockel stand. Sie vermochte kleinen Erschütterungen zu widerstehen (wobei ›klein‹ in diesem Fall solche Dinge wie Explosionen im galaktischen Kern bedeutete), doch ein hinreichend ›starker‹ – vielleicht vorsätzlicher – Stoß würde bewirken, dass die ganze Chose kippte und eine neue Gestalt annahm. Das Fazit schien zu sein, dass so ein ›Schadensfall‹ nicht nur das Ende der Welt bedeutete, sondern das Ende des Universums.
    Et cetera. Die spektakuläre Liste der Apokalypse wurde ausführlich fortgesetzt und war sogar mit einer Reihe von Anhängen versehen.
    Die Verfasser des Berichts hatten versucht, diese Risiken mit Zahlen zu untermauern. Die Gesamtwahrscheinlichkeit, dass die Spezies über die nächsten paar hundert Jahre hinaus überlebte, 184
    wurde mit einundsechzig Prozent veranschlagt – die präzise Angabe belustigte Maura –, wobei dieses Ergebnis noch als ›optimistisch‹ bezeichnet wurde.
    Das sollte freilich nicht heißen, dass der Welt all diese Katastrophen erspart blieben; es sollte auch nicht heißen, dass die menschliche Rasse nicht in einem großen Maßstab von Tod und Leid heimgesucht würde. Es sollte damit nur gesagt werden, dass es unwahrscheinlich sei, dass die Welt eine Katastrophe erfahren wür-de, die die Auslöschung der Menschen zur Folge hätte.
    Zumindest relativ unwahrscheinlich.
    Ob die Welt nun unterging oder nicht, schon die Prognose an sich hatte reale Auswirkungen. Die Wirtschaft steckte in der Krise.
    Verbrechen und Selbstmorde schnellten in die Höhe, und die Zuversicht der Investoren schwand. Es hatte auch eine Flucht ins Gold stattgefunden, als ob das helfen würde. Die Mitglieder der Denkfabrik hielten das ironischerweise für eine Nebenwirkung des jüngsten Anstiegs des Verantwortungsbewusstseins. Nach Generationen düsterer Warnungen vor dem desolaten Zustand der Erde hatten die Menschen damit begonnen, Verantwortung für eine Zukunft zu übernehmen, die sich über einen größeren Zeitraum erstreckte als nur über ein oder zwei Generationen. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts mochte die Welt in zwei Generationen unendlich fern erschienen sein. Nun schien sie gleich um die Ecke zu liegen, zum Greifen nah und in den Grenzen heutiger Planun-gen und Handlungen.
    Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass die Leute sich just in dem Moment der ferneren Zukunft zuwandten, als sie ihnen entrissen wurde.
    … Vor allem müssen wir uns aber vor Schopenhauer'schem Pessimismus hüten, las sie. Der von der Existenz des Bösen besessene Schopenhauer schrieb, es wäre besser gewesen, wenn der Planet ohne Leben geblieben wä-
    re, tot wie der Mond. Von dort ist es nur noch ein kurzer Schritt bis zur 185
    Suggestion, dass wir den Tod der Erde herbeiführen sollten. Es mag sein, dass die Zerstörung, die wir seit kurzem

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