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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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verlassenen Insel im Toskanischen Meer zu suchen haben und obendrein zusammen mit Petronius?« Hardouins Ton war so misstrauisch wie zuvor, sein Blick irrte zwischen Naudé und Guyetus hin und her.
    Mir fiel auf, dass diese Tagebuchnotiz sich auf die Liste der Lügengeschichten der antiken Historiker bezog, die wir bereits gelesen hatten. Bouchard schien gründliche Nachforschungen über sie angestellt zu haben. Aber was bedeutete es, dass diese Geschichten »die Zeit verderben«? Und was war die
impia cohors
, die »gottlose Bande«, die »die Suppe verlängert«?
    »Eines ist sicher«, erklärte Naudé, »das alles muss mit Philos Ptetès zu tun haben, also höchstwahrscheinlich auch mit unseren drei Schlafenden dort am Tisch. Mehr kann ich nicht sagen.«
    »Ich sagte es ja«, stimmte Guyetus kopfschüttelnd ein, »wir befinden uns im Schloss des Zauberers Atlante. Vielleicht sind wir auch nur Opfer einer Sinnestäuschung.«
    »Vielleicht schlafen die drei gar nicht«, überlegte Malagigi an Guyetus gewandt, »und wussten genau, dass Ihr Euch sofort auf ihre Tasche stürzen würdet. Wenn es so ist, haben wir uns alle schön blamiert! Ich frage mich, ob es nicht besser ist, mit offenen Karten zu spielen …«
    »Achtung, sie sind aufgewacht!«
    Die Warnung kam von Hardouin. Einer der drei bärtigen Kumpane war erwacht, die anderen schienen kurz davor, die Augen aufzuschlagen.
    Pasqualinis Vorschlag, den dreien die Wahrheit zu sagen, wurde sofort verworfen, schweren Herzens stopfte man die Papiere zurück in die Tasche (nicht ohne sich vorzunehmen, bei nächster Gelegenheit in den Aufzeichnungen Bouchards zu lesen), und bevor die drei von ihren Stühlen aufstehen konnten, kam die ganze Schar auf sie zu, um sie mit allerlei Schmeicheleien zu bewegen, die Nacht bei uns zu verbringen.

|411| DISKURS LVIII
    Darin man sich der sogenannten Piana dei Morti nähert und hofft, weitere Schätze von Philos Ptetès zu ergattern.
    Am nächsten Morgen schnarchten unsere drei bärtigen Gäste noch lange. Ich war wie üblich früh erwacht und schlug Malagigi, Barbello und dir vor, Naudé und Hardouin ein wenig länger ruhen zu lassen, obwohl sie von dem gestrigen Unfall schon vollständig genesen schienen. Wir teilten dies Schoppe und Guyetus mit, die es in Anbetracht ihres Alters durchaus nicht verschmähten, sich wieder schlafen zu legen. So würde keiner der Gelehrten beim Erwachen mit unseren drei Gästen allein sein und daraus unverdienten Vorteil zuungunsten seiner Kollegen ziehen können.
    Da Naudé nicht mit uns auf die Jagd gehen konnte, beschlossen wir, Kemal ausnahmsweise einmal zu vertrauen und begaben uns zu viert auf die Suche nach einem Tierchen des Waldes, das man auf den Tisch bringen konnte. Mustafa wurde losgeschickt, um Kräuter für den Braten zu sammeln, Barbello blieb in der Torre Vecchia. Wie zu erwarten, dauerte die Jagd nicht lang: der Statthalter von Ali Ferrarese schoss ein einziges Mal, und das genügte, um eine wilde Ziege zu erbeuten. Gehorsam erstattete Kemal mir das Gewehr gleich nach dem Schuss zurück und band das Tier mit den Beinen an einen langen Ast. So kehrten wir mit der Trophäe zurück, die unser Mittagessen sichern würde.
    Als wir schon in Sichtweite der Torre Vecchia waren, bat Kemal mich um eines seiner Messer, entfernte sich ein wenig und machte sich an das Ausweiden und Häuten des Tieres. Du wolltest zu Barbello zurück, und ich erlaubte dir zu gehen, Pasqualini und ich würden warten, bis der Korsar sein blutiges Werk beendet hatte. In Wirklichkeit konnte ich es nicht abwarten, mit Malagigi allein zu sein, um ihm die Frage zu stellen, die mir seit gestern auf der Seele lag:
    »Wisst Ihr, dass ich Tag und Nacht darum bete, dass wir doch noch rechtzeitig nach Paris gelangen, damit Ihr und Atto nach den Plänen von Kardinal Mazarin singen könnt«, hub ich an.
    »Von denen man jedoch nichts weiß«, gab Malagigi zu bedenken. Sein Kopfschütteln mochte den unbekannten Absichten des Kardinals gelten oder unseren sehr geringen Aussichten, die Insel alsbald verlassen zu können.
    |412| »Die sonderbaren Ereignisse, die wir erleben, seit wir uns eingeschifft haben, haben mich sehr beschäftigt. Hoffentlich hat Seine Eminenz wenigstens eine ausreichende Anzahl von Musikern, um die durch unsere Verspätung entstehenden Lücken zu füllen. Wisst Ihr zufällig, wie viele und welche Sänger in Paris erwartet werden?«
    »Rosina Martini, wie wir beide wissen, doch sie befindet sich in der Gewalt

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