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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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Ali Ferrareses, und die Schwestern Costa.«
    »Francesca und … Margherita, so heißen sie doch?«
    »Ja, die Checca hat eine Stimme wie das Quietschen von Kreide auf einer Tafel, und die von Margherita gesungenen Lamenti erträgt nur eine Leiche geduldig. Die Liebste ist mir immer noch Rosina: sie kreischt beim Singen so laut, dass man sich dabei unterhalten kann, ohne gehört zu werden«, lachte er. Kastraten spotten liebend gerne über ihre Konkurrentinnen, die Frauen.
    »Aber was ist aus Margherita geworden? Sie sollte sich doch mit uns einschiffen …«
    »Tja, keiner hat sie gesehen. Vielleicht ist sie früher abgereist wie ihre Schwester, die schon seit einem Monat in Paris weilt. Jedenfalls hat sie Glück gehabt, auf diese Weise ist sie den Klauen der Piraten entkommen.«
    »Auch diese andere venezianische Sängerin, Barbara Strozzi, die Tochter des Dichters Giulio Strozzi, wird bei Hof erwartet, nicht wahr? Das hat mir der Großherzog erzählt, ihr Vater ist aus Florenz gebürtig.«
    Malagigi riss die Augen auf, nahm sich aber sofort zusammen:
    »Ja … ich glaube, sie wird auch bei Hof erwartet …«, bestätigte er sehr zögerlich. »Doch jetzt entschuldigt mich, mir ist kalt und ich möchte zur Torre Vecchia zurückkehren, um mich am Kamin aufzuwärmen.«
    »Gerne, geht nur, ich bleibe hier zu Kemals Überwachung«, sagte ich, ohne mir anmerken zu lassen, dass mir seine plötzliche Eile aufgefallen war.

    Kaum konnte ich meinen Jubelschrei unterdrücken. Barbello und Barbara – was für ein simples Spielchen mit Namen! Jetzt hatte die gefährliche, verkleidete Frau mit den prächtigen Brüsten und dem herrlichen Lockenschopf einen Namen. Ich hatte ihn endlich enttarnt, den kleinen verwöhnten Kastraten mit dem falschen, aufgeblähten Brustkorb und der glatten Perücke, die die Gesichtszüge so veränderte!
    |413| Sie gehörten also der berühmten, berüchtigten Barbara Strozzi, jene breiten Hüften, die mich fast verschlingen wollten. Warum hatte ich das nicht gleich begriffen? Hatte der Gott Momos mir spöttisch die Augen verbunden? Während sie sich wieder ankleidete, nachdem sie meine leidenschaftliche Aufwallung heimlich genossen hatte, hatte sie selbst sich gewundert, dass ich ihre wahre Identität nicht erkannt hatte. Erst die Diskussion über die Accademia degli Incogniti hatte mich auf Giulio Strozzi gebracht, ein Mitglied der Akademie und Vater jener Barbara, die deine erste Liebe war. Darum hattest du mich so sorgenvoll angeschaut! Du fürchtetest, früher oder später würde auch der Name Giulio Strozzi fallen und mit ihm der seiner Tochter. So groß war deine Sorge, deine heimliche Geliebte könnte entdeckt werden, dass du dich sogar fürchtetest, wenn nur ihr Name genannt wurde. Wenn du gewusst hättest, wie fern ihr solche Befürchtungen lagen!
    Ich rekapitulierte, was ich von der Strozzi wusste. Oder besser, von eurer Verbindung. Eben fünfzehnjährig, warst du von ihr in Venedig in die Liebe eingeführt worden. Schon während der Proben zur
Finta Pazza
hatte sie ein Auge auf dich geworfen. Sie war sechs Jahre älter als du und damals schwanger von ihrem adeligen, reichen Liebhaber, jenem Giovanni Vidman, dem ihr Vater sein Libretto der
Finta Pazza
gewidmet hatte. Trotzdem hatte sie sich in dich verliebt, ja, in Venedig kursierte sogar schon ein Spottgedicht über euch beide. Ihr Liebhaber kümmerte sich nicht um eure Leidenschaft, wie ihm auch Barbaras illegitime Schwangerschaft gleichgültig war: ihn belustigte es, dass eine seiner Geliebten sich mit einem kleinen Kastraten von fünfzehn Jahren vergnügte.
    Aber hatte Barbello dich nicht auf dem Schiff provoziert, indem sie damit prahlte, ebenfalls ein Liebhaber der Strozzi gewesen zu sein? Hatte sie dir nicht intime Details zugeflüstert, die nur deine Barbara kennen konnte? Bald darauf hatte sie die dir von ihr selbst geschlagene Wunde mit dem Honig der Liebe und der Würze der Entschleierung geheilt. Doch mir fiel auch ein, dass Barbello ihre wahre Identität keineswegs freiwillig enthüllt hatte, dazu hatte sie die abschreckende Strafe gezwungen, die Ali Ferrarese an ihrem schönen entblößten Fleisch vorgenommen hatte. Als sie sich verarzten lassen musste, hatte sie die Hilfe der anderen beiden Kastraten auf dem Schiff nicht ablehnen können. Und da hattet ihr beide sie als Frau entdeckt.
    |414| Ich stellte mir vor, wie dein junges, liebeshungriges Herz zusammenzuckte, als es sich zum ersten Mal nach fünf Jahren erneut deiner

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