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Das Nazaret-Projekt

Das Nazaret-Projekt

Titel: Das Nazaret-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Hanf
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Bodyguards verzichten und mit meinen Security-Leuten vorlieb nehmen. In diesem Punkte müssten Sie mir also vollständig vertrauen. Ist das ein Problem für Sie?«
    »Das ist in der Tat ein Problem für mich! Diese ganze Aktion könnte auch eine raffiniert geplante Entführung sein! Warum sollte ich Ihnen auch nur ein einziges Wort glauben?«
    Nathan Brock gab wieder sein sparsames Lachen zum Besten. »Ich verstehe Ihre Bedenken sehr gut, mein Lieber. Lassen Sie uns die Sache einmal so herum betrachten: Was im Allgemeinen wird mit einer Entführung beabsichtigt? Doch wohl das Erpressen einer größeren Summe Geldes! Was denken Sie, lieber Bruder Suntide, wie hoch wäre wohl Ihr gegenwärtiger Auslösekurs? Fünf Millionen Dollar? Oder sagen wir zehn Millionen?«
    »Das könnten auch fünfundzwanzig sein!«, warf Telly etwas hochmütig ein.
    »Nun denn, was halten Sie davon: Ich überweise Ihnen heute noch fünfzehn Millionen US-Dollar als Pfand und zum Zeichen meiner Vertrauenswürdigkeit auf ein Konto Ihrer Wahl. Würde das Ihre Ängste und Bedenken beseitigen?«
    Dieser Kerl hat ziemlich sicher einen unglaublichen Knall , dachte Telly und kratzte sich verblüfft am Kinn. »Beseitigen wohl nicht ganz. Aber es würde mich doch ein wenig beruhigen und mir die Ernsthaftigkeit Ihres Anliegens etwas deutlicher vor Augen führen!«

    *

    Drei Stunden später erhielt Telly ›The Truth‹ tatsächlich die codierte Nachricht seiner Bank auf den Cayman Islands über den Eingang einer elektronischen Cash-Anweisung in Höhe von fünfzehn Millionen Dollar auf seinem Konto. Auftraggeber war eine ominöse ›Gesellschaft zur Förderung der harmonischen Entwicklung des Christentums‹ mit Sitz auf einer ominösen Insel, von der Telly noch nie gehört hatte. Suntide war tief beeindruckt und gleichzeitig stärker verunsichert denn je. Schließlich gewannen seine Eitelkeit und seine versteckte Abenteuerlust die Lufthoheit über seinen brummenden Schädel und er begann wie in Trance mit den Vorbereitungen für eine zwei- bis dreitägige Reise, die ihn, so vermutete er, nach Europa führen würde.
    Ein Blick in den Weltatlas belehrte Telly, dass jenes Eiland zwischen den Kanal-Küsten von Frankreich und England lag. Das Selbstverständnis eines amerikanischen Predigers hatte zwar logischerweise fest mit einer Ankunft bzw. Wiederkehr des Herrn innerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika gerechnet, aber Tellys romantische Ader befand den alten Kontinent ob seiner Last der mehr als zweitausendjährigen christlichen Religionsgeschichte und seiner vielfältigen Spiritualität im Grunde viel passender.

    *

    Brock hatte ihm, wie angekündigt, am nächsten Morgen einen Chauffeur mit Wagen für die Fahrt zum Flughafen geschickt, und die Stunden des frühen Tages vor der Abreise hatte Telly in seiner Kapelle verbracht. Entsprechend seiner inneren Verfassung war er die meiste Zeit aber nur ruhelos vor den Stationen des Kreuzweges auf und ab gelaufen, von gelegentlichen, etwas unkonzentrierten Gebeten abgesehen, auf die Gott aber ganz so wie immer keine konkrete Antwort geben mochte.
    Als das Auto samt Fahrer in der Auffahrt zu seinem Anwesen auftauchte, erhielt Telly einen ersten Eindruck von der generalstabsmäßigen Planungsarbeit des Nathan Brock. Das Fahrzeug war ein silberfarbener Siebener-BMW, der in Farbe und Ausstattung vollständig seinem eigenen Geschäftswagen glich. Da wurde ihm schlagartig klar, dass dieser Mann nichts dem Zufall überließ und außerdem genaueste Informationen über ihn und seine Lebensumstände sowie Gewohnheiten besitzen musste. Für die Dauer einer New Yorker Sekunde wurde Telly ›The Truth‹ Suntide noch einmal unsicher. War er nicht ein Verrückter, der sich in die Hände eines noch Verrückteren begab? War das wirklich Gottes Fügung oder nur grenzenlose Naivität und Dummheit?
    »Wahrlich, wer an mich glaubt, der wird ewig leben!«
    Das sagte eine Stimme, die ganz unmöglich seine eigene sein konnte. Dann sah er sich seinen Koffer nehmen und in die Limousine einsteigen.
    Der Fahrer würdigte ihn keines Blickes. Er sagte nur höflich »Guten Tag, Sir« und gab sofort Gas. Der BMW schoss in einer Staubwolke die Auffahrt hinunter und tauchte ein in das betäubende Verkehrsgewühl von Los Angeles.
    Erst als Telly sicher war, dass die Fahrt tatsächlich in Richtung Flughafen ging, ließ seine Anspannung ein wenig nach. Der anfangs so wortkarge Fahrer wurde sogar richtig gesprächig, als er auf die

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