Das Nibelungenlied
stehn.«
»Das will ich«, sprach Hagen · Zum Fenster schritt er drauf,
Da ließ er nach den Gästen · den Augen freien Lauf.
Wohl gefiel ihm ihr Geräte · und all ihr Gewand;
Doch waren sie ihm fremde · in der Burgunden Land.
Er sprach, woher die Recken · auch kämen an den Rhein,
Es möchten selber Fürsten · oder Fürstenboten sein.
»Schön sind ihre Rosse · und ihr Gewand ist gut;
Von wannen sie auch ritten · es sind Helden hochgemut.«
Also sprach da Hagen · »Soviel ich mag verstehn,
Hab' ich gleich im Leben · Siegfrieden nie gesehn,
So will ich doch wohl glauben · wie es damit auch steht,
Daß er es sei, der Degen · der so herrlich dorten geht.
»Er bringt neue Mären · her in dieses Land:
Die kühnen Nibelungen · schlug des Helden Hand,
Die reichen Königssöhne · Schilbung und Nibelung;
Er wirkte große Wunder · mit des starken Armes Schwung.
»Als der Held alleine · ritt aller Hilfe bar,
Fand er an einem Berge · so hört' ich immerdar,
Bei König Niblungs Horte · manchen kühnen Mann;
Sie waren ihm gar fremde · bis er die Kunde hier gewann.
»Der Hort König Nibelungs · ward hervorgetragen
Aus einem hohlen Berge · nun hört Wunder sagen,
Wie ihn teilen wollten · die Niblung untertan.
Das sah der Degen Siegfried · den es zu wundern begann.
»So nah kam er ihnen · daß er die Helden sah
Und ihn die Degen wieder · Der eine sagte da:
›Hier kommt der starke Siegfried · der Held aus Niederland.‹
Seltsame Abenteuer · er bei den Nibelungen fand.
»Den Recken wohl empfingen · Schilbung und Nibelung.
Einhellig baten · die edeln Fürsten jung,
Daß ihnen teilen möchte · den Schatz der kühne Mann:
Das begehrten sie gar dringend · zu geloben es der Herr begann.
Er sah so viel Gesteines · wie wir hören sagen,
Hundert Leiterwagen · die möchten es nicht tragen,
Noch mehr des roten Goldes · von Nibelungenland:
Das alles sollte teilen · des kühnen Siegfriedes Hand.
»Sie gaben ihm zum Lohne · König Niblungs Schwert:
Da wurden sie des Dienstes · gar übel gewährt,
Den ihnen leisten sollte · Siegfried der Degen gut.
Er konnt' es nicht vollbringen · sie hatten zornigen Mut.
»Da hatten sie zu Freunden · kühne zwölf Mann,
Die starke Riesen waren · was konnt' es sie verfahn?
Die erschlug im Zorne · Siegfriedens Hand,
Und siebenhundert Recken · zwang er vom Nibelungenland.
»Mit dem guten Schwerte · geheißen Balmung.
Vom Schrecken überwältigt · war mancher Degen jung
Zumal vor dem Schwerte · und vor dem kühnen Mann:
Das Land mit den Burgen · machten sie ihm untertan.
»Dazu die reichen Könige · die schlug er beide tot.
Er kam durch Albrichen · darauf in große Not:
Der wollte seine Herren · rächen allzuhand,
Eh' er die große Stärke · noch an Siegfrieden fand.
»Mit Streit bestehen konnt' ihn · da nicht der starke Zwerg.
Wie die wilden Leuen · liefen sie an den Berg,
Wo er die Tarnkappe · Albrichen abgewann:
Da war des Hortes Meister · Siegfried der schreckliche Mann.
»Die sich getraut zu fechten · die lagen all erschlagen.
Den Schatz ließ er wieder · nach dem Berge tragen,
Dem ihn entnommen hatten · Die Niblung untertan.
Alberich der starke · das Amt des Kämmrers gewann.
»Er mußt' ihm Eide schwören · er dien ihm als sein Knecht,
Zu aller Art Diensten · ward er ihm gerecht.«
So sprach von Tronje Hagen · »Das hat der Held getan;
Also große Kräfte · nie mehr ein Recke gewann.
»Noch ein Abenteuer · ist mir von ihm bekannt:
Einen Linddrachen · schlug des Helden Hand;
Als er im Blut sich badete · ward hörnern seine Haut.
So versehrt ihn keine Waffe · das hat man oft an ihm geschaut.
»Man soll ihn wohl empfangen · der beste Rat ist das,
Damit wir nicht verdienen · des schnellen Recken Haß.
Er ist so kühnen Sinnes · man seh' ihn freundlich an:
Er hat mit seinen Kräften · so manche Wunder getan.«
Da sprach der Herr des Landes · »Nun sei er uns willkommen.
Er ist kühn und edel · das hab' ich wohl vernommen;
Des soll er auch genießen · im Burgundenland.«
Da ging der König Gunther · hin, wo er Siegfrieden fand.
Der Wirt und seine Recken · empfingen so den Mann,
Daß wenig an dem Gruße · gebrach, den er gewann;
Des neigte sich vor ihnen · der Degen ausersehn,
Daß ihm so ehrend Grüßen · von ihrer Seite war geschehn.
»Mich wundert diese Märe« · sprach der König zuhand,
»Von wannen, edler Siegfried · ihr kamt in dieses Land,
Oder was ihr wollet suchen · zu Worms an dem Rhein?«
Da sprach der
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