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Das Niebelungenlied

Das Niebelungenlied

Titel: Das Niebelungenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bierwisch
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tot da. Den Schatz befahl er wieder dahin zu fahren und zu tragen, wo ihn die Leute der Nibelungen fortgeholt hatten. Den mächtigen Alberich machte er zum Wächter und ließ ihn beschwören, daß er sein Knecht sein wolle, und Alberich war ihm in allen Dingen dienstbereit. Das sind Sîfrits Taten, und dann weiß ich noch, daß er einen Drachen erschlug und sich in dessen Blut badete, so daß er eine Haut von Horn bekam. Deshalb kann ihn keine Waffe verletzen, das ist schon zu vielen Malen offenbar geworden. Wir sollten ihn um so freundlicher empfangen, damit er uns nicht feindselig gesinnt wird. Er ist so tapfer und hat so staunenswerte Taten vollbracht, wir sollten ihn uns gewogen machen.«
    Da sagte der König: »Du magst recht haben. Sieh nur, wie streitlüstern er dasteht mit seinen Kriegern. Wir sollten ihm nach unten entgegengehen.«
    »Das könnt Ihr tun, ohne Euch etwas zu vergeben«, sagte Hagen, »er ist der Sohn eines Königs und von vornehmer Herkunft. Weiß Gott, er tritt auf mit einem Benehmen, daß mir scheinen will, er sei nicht wegen geringfügiger Geschichten zu uns hergeritten.«
    »So soll er uns willkommen sein«, antwortete der König. »Ich habe wohl gehört, daß er edel und tapfer ist, das soll ihm im Reich Burgund zugute kommen.«
    Der Hausherr und seine Männer empfingen also den Gast mit fehlerlosem Anstand, und der stattliche Ritter verbeugte sich vor ihnen zum Dank für die freundliche Begrüßung. »Ich frage mich erstaunt«, sagte der König ohneVerzug, »woher Ihr, edler Sîfrit, in unser Land gekommen seid und was Ihr vorhabt am Rhein.« Der Gast antwortete dem König: »Ich will es Euch sagen. In meines Vaters Land wird erzählt, Ihr hättet bei Euch die kühnsten Kämpfer, die ein König je um sich versammelt hat. Davon habe ich gehört, und ich hätte es gern gesehen: darum bin ich gekommen. Auch Euch selbst wird eine Tapferkeit nachgesagt, die kein König übertroffen habe. Im ganzen Land ringsum erzählen die Leute davon, und nun will ich mich nicht zufriedengeben, bis ich mich selbst davon überzeugt habe. Auch ich bin ein Kämpfer und soll einst die Krone tragen. Ich hätte gerne, daß von mir gesagt wird, ich hätte mein Reich und mein Volk mit Recht erworben: Dafür will ich meine Ehre und mein Leben einsetzen. Da Ihr nun so kühn seid, wie ich gehört habe, werde ich nicht ruhen, ob das einem gefallen mag oder nicht; ich will Euch abzwingen, was Ihr besitzt. Die Städte und das ganze Land sollen unter meine Herrschaft kommen.«
    Der König wie seine Männer verwunderten sich über die Worte, die sie hier vernommen hatten: Er habe vor, Gunther sein Reich wegzunehmen. Die Krieger entrüsteten sich. »Wie hätte ich verdient, daß wir durch die Gewalt irgend jemandes verlieren sollten, was mein Vater lange in Ehren besessen hat? Wenn wir das zuließen, würden wir uns schlecht als Ritter erweisen«, sagte Gunther.
    »Ich lasse davon aber nicht ab«, sagte der unerschrokkene Sîfrit. »Ich will über alles gebieten, wenn du nicht mit deiner Kraft den Frieden deines Landes gewinnst, und so soll auch mein Erbe dir untertan sein, wenn du der Stärkere bist. Dein Besitz und der meine sollen einander aufwiegen. Wer von uns den anderen überwinden kann, soll alles beherrschen, das Land und die Menschen.« Dem widersprachen Hagen und Gêrnôt auf der Stelle. Gêrnôt sagte: »Wir haben nicht im Sinn, irgendwelches Land zu erkämpfen, so daß jemand darum tot vor dem Sieger liege. Wir haben reiche Länder, die uns in aller Ordnung untertan sind, und niemand hat ein besseres Recht darauf.« Seine Freunde standen erzürnt neben ihm. Darunter war auch Ortwîn von Metz, der sagte: »Diese Versöhnung ist mir nicht recht. Er hat Euch mutwillig den Frieden aufgesagt. Selbst wenn Ihr und Euer Bruder ohne Waffen wärt, und selbst wenn er ein ganzes Kriegsheer heranführte, traute ich mir wohl zu, so zu kämpfen, daß er mit gutem Grund abläßt von seinem übermütigen Benehmen.« Das brachte den Helden der Niederlande in Wut. »Gegen mich sollst du nicht die Hand erheben«, sagte er. »Ich bin ein König, und du bist einem König dienstbar. Zwölf deinesgleichen werden mich nicht überwältigen im Kampf.« Ortwîn von Metz rief laut nach Schwertern, so konnte er sich wohl als Hagens Schwestersohn erweisen. Daß Hagen so lange schwieg, beunruhigte den König. Da trat Gêrnôt dazwischen. Er sagte zu Ortwîn: »Laßt Euren Zorn. Sîfrit hat uns nichts angetan, das wir nicht mit Anstand

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