Das Niebelungenlied
Wapnewski, der das Nibelungenlied unter anderem in suggestiven Rundfunklesungen nicht nur akademischen Hörern erschlossen hat, war Uwe Johnson über Jahre in einem sehr eigenwilligen Verhältnis verbunden. In ihren Gesprächen war allerdings das Nibelungenlied kein Thema – von unserer Übersetzung hat Peter Wapnewski erst lange danach in einem Gespräch über seine Beziehung zu Johnson erfahren. 12 Daß er dann aber unseren nüchternen, spröden Text billigen konnte als eine sachliche Möglichkeit, sich der Aura und dem Ungeheuerlichen dieses Gedichts zu nähern, ist fast so etwas wie eine nachträgliche Rechtfertigung des Unterfangens. In einem Brief vom März 2005 vermutet er, »daß diese Fassung von allen Versuchen, des vertraut-befremdlichen Monstrums Herr zu werden, die bedeutsamste Form der (distanzierten) Aneignung sein wird.«
Das Resultat dieses Versuches liegt nach mehr als vier Jahrzehnten nun endlich in korrekter Zuweisung der Autorschaft vor.
Manfred Bierwisch
Zu dieser Ausgabe
insel taschenbuch 4528: Das Nibelungenlied. Der Text des vorliegenden Bandes folgt dem insel taschenbuch 3133: Das Nibelungenlied. In Prosa übertragen von Uwe Johnson und Manfred Bierwisch. Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 2006.
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