Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
Vom Netzwerk:
habe hier die Schlüssel zu Onslow Terrace. Nehmen Sie die mit?«
    »Ich glaube schon. Es müßten da einige Papiere liegen, die ich durchsehen sollte.«
    Ich sann dem merkwürdigen Brauch nach, der Briefe, Rechnungen und nutzlose Einkaufszettel mit dem Wort »Papiere« adelt, sobald ihr Verfasser tot ist. Gegenstände wie Hausschlüssel werden naturgemäß zu Effekten.
    Greene reichte sie mir mit feierlichem Nicken.
    »Und das zweite?« fragte ich.
    »Das zweite betrifft folgendes«, sagte er und griff mit schüchternem Lächeln nach einem Buch auf dem Schreibtisch.»Ich frage mich, ob Sie mir wohl den unschätzbaren Gefallen tun würden, eine Ausgabe Ihrer
Gesammelten Werke
zu signieren?«
     
    Die Jungen saßen im oberen Abschnitt des »Restaurants«, wie sich der Laden zu nennen beliebte.
    »Alles paletti, Dad?«
    »Ja, danke«, sagte ich. »Mein Gott, mögt ihr diese Dinger wirklich?«
    »Nein, Dad«, sagte Roman, »wir essen die, weil wir sie hassen. Natürlich mögen wir die, verdammt gern sogar. Probier mal einen.«
    »Danke ergebenst.«
    »Ach los, Ted«, drängte Davey. »Du mußt sie wenigstens probieren, weißt du. Andernfalls hast du kein Recht, sie zu kritisieren.«
    »Ey, nun warte mal …«
    »Ich flitz runter und hol dir einen«, sagte er.
    »Warum hat er keiner Kellnerin Bescheid gesagt?« fragte ich, als er die Treppe hinabsauste.
    »Tu doch nicht so, Dad«, sagte Roman. »Stell dich doch nicht dümmer, als du bist.«
    »Hm.«
    »Wußtest du, daß Davey bis vor zwei Wochen noch nie einen Big Mac gegessen hat?«
    »Ja, wußte ich«, sagte ich.
    »Und jetzt ist er richtig süchtig danach.«
    »Roman«, sagte ich.
    »Woll?«
    »Ich weiß, daß wir selten mal dazu kommen, uns so richtig auszusprechen, aber ich wollte bloß mal sagen …«
    »Was sagen?« rülpste er.
    »Na ja, ich wollte bloß mal sagen, daß es verdammt guttut, dich dazuhaben. Ich wußte gar nicht was … was für ’n prima Kerl du bist.«
    Er grinste. »Dad, du hast zu viele von diesen verflixten amerikanischen Fernsehserien gesehen«, sagte er.
    »Ich habe genauso viele amerikanische Fernsehserien gesehen, wie ich Large Macs gegessen habe«, erwiderte ich. »Kann ich nicht wenigstens
versuchen
, mich etwas väterlich zu benehmen, egal, was für eine schlechte Figur ich dabei mache? Die Sache ist doch folgende: Ich weiß, daß Helen dich nur dann in London ablädt, wenn sie mit Brian in ihren Sommerurlaub fährt, aber wenn du sonst irgendwann in der Wohnung rumhängen willst, also dann …«
    »Klar, nichts dagegen«, sagte er.
    »Guter Mann.«
    »Also, was geht den restlichen Nachmittag ab?«
    »Na ja, ich hätte noch einiges zu erledigen. In einer halben Stunde muß ich zum Harpo Club rüber. Deine Schwester Leonora will mich sehen. Ich glaube, ihr Freund hat sie an die Luft gesetzt.«
    »Wieder mal?«
    »Wieder mal. Sie weiß nicht, wo sie wohnen soll. Ich kann ihr vielleicht ein Haus zuschustern. Danach hab ich ’n Treffen mit einem Verleger.«
    »Schreibste wieder Gedichte?«
    »Diesmal geht’s um einen Roman über … über einen Einfall, den ich letzten Monat hatte, als ich in Swafford war.«
    »Und wie lange wird das dauern?«
    »Keine Ahnung. Hab noch nie einen geschrieben.«
    »Nein, das Treffen. Mit dieser Verlagsperson. Wie lange wird das dauern?«
    »Ach, auch nicht länger als ’ne halbe Stunde, denk ich. Aber danach muß ich mich wirklich sputen, um Oliver im Krankenhaus zu besuchen.«
    »Voll kraß; und was sollen wir die
ganze
Zeit anfangen?«
    »Ach richtig. Dazu kommen wir jetzt. Laß mal sehen … halt mal die Hand her.« Ich zückte meine Brieftasche. »Ich glaube, dreißig Pfund pro Nase müßten reichen.«
    »Ja bitte!« sagte Roman. »Wofür reichen?«
    »Eure Aufgabe für heute nachmittag«, sagte ich und zählte ihm sechs Zehnpfundnoten in die Hand, »besteht darin, daß ihr die Brewer Street entlanglauft und versucht, in einen schmutzigen Film oder eine Peep-show reinzukommen. Die Eintrittskarten müßt ihr mir als Beweis mitbringen.«
    »Und was gibt’s als Belohnung, falls wir’s schaffen?«
    »Die Belohnung, Roman, du undankbarer Bastard, ist der Genuß, einen schmutzigen Film oder eine Peepshow gesehen zu haben. Reicht das nicht?«
    »Alles klar. Gebongt.«
    »Fein.«
    »Aber wieso eigentlich?« fragte Roman und verstaute das Geld. »Willst du bloß Mum ärgern, falls die das je rauskriegt?«
    »Das hat absolut nichts mit deiner Mutter zu tun. Überhaupt nichts. Es dient dem Heil eurer

Weitere Kostenlose Bücher