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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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haben. Je älter man wird, wirst du noch sehen, desto weniger Angst hat man vor sentimentaler Sprache. Wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.«
    »Ich muß jetzt Soda ausführen«, sagte er und ging rückwärts zur Tür.
    »Gute Idee.«
    An der Tür hielt er an.
    »Ähm, Tante Rebecca. Es tut mir sehr leid wegen Jane. Du hast mein … du weißt schon. Tiefstes …«
    Er wandte sich zum Gehen, aber sein Weg wurde von Annie versperrt.
    »Simon!« sagte sie »Davey ist nicht in seinem Zimmer.«

III
     
     
    Mary Clifford dachte zuallererst an ihre Tochter.
    »Was ist mit Clara?« jammerte sie.
    Alberne Gans. Als könnte David sie gekidnappt haben oder mit ihr nach Gretna Green ausgebüchst sein, die hilflose Kreatur, die sich vergeblich zu befreien versucht, an den Sattelbaum gebunden. Ich bezweifelte, daß er sie oder ihre riesigen Pferdezähne jemals wiedersehen wollte.
    »Clara ist im Bett und schläft tief und fest«, sagte Annie.
    »Tedward«, sagte Michael. »Das Geräusch, das wir vor dem Eßzimmer gehört haben …«
    Mir war derselbe unwillkommene Gedanke durch den Kopf gegangen. Wenn David meine wichtigtuerische und gnadenlose Analyse seiner verwirrten Psyche mit angehört hatte, dann wußte Gott allein, wie er reagieren würde. Ich bin so ein plumpes Arschloch, so ein hoffnungslos plumpes Arschloch.
    »O Scheiße«, sagte ich. »Er kann doch an einem solchen Abend unmöglich rausgegangen sein. Das kann er doch nicht machen. Nicht in dem Zustand.«
    »Zustand?« Annie packte mich am Arm. »Was soll das heißen: Zustand?«
    »Paß auf, wir haben keine Zeit, das zu erklären«, sagte ich. »Davey hat sich heute nachmittag verletzt. Er ist völlig in Ordnung, aber er muß im Bett bleiben.«
    »Dad, warum durchsuchst du nicht mit Mum und Mary und Rebecca und Patricia das Haus?« sagte Simon. »Ich hole Soda, und wir anderen können draußen kucken.«
    Simon brachte Max und mich in die Schuhkammer, woer uns mit Gummistiefeln, Barbourjacken und Taschenlampen versorgte.
    So ausgerüstet, zogen wir in die Küche hinunter und zur Hintertür hinaus, vorbei am erstaunten Küchenpersonal. Als Schlußlicht war ich das Mitglied der Partie, das von Podmore angehalten wurde.
    »Stimmt etwas nicht, Mr. Wallace?«
    »Alles prima, altes Haus. Wir gehen auf Schatzsuche. Ein herrlicher Spaß.«
    Im Hof hinter der Küche rief Simon uns über das Gebrüll des Windes und das Peitschen des Regens etwas zu. »Wir gehen erst zu den Zwingern. Soda holen.«
    Max und ich nickten und folgten ihm hinters Haus. Regenwasser strömte mir den Rücken hinunter.
    »Glaubst du wirklich, er könnte weggelaufen sein?« fragte Max mich.
    »Keine Ahnung«, antwortete ich. »Herrgott, ich hoffe nicht. Aber falls er an der Tür gelauscht hat, als ich über ihn sprach, könnte er sich sehr wohl außerstande sehen, uns allen ins Gesicht zu schauen.«
    »Und wie genau hat er sich verletzt?«
    »Na ja«, sagte ich. »Deine Tochter hat ihn gebissen.«
    Max nickte. »Verstehe«, sagte er. »Ja, ich verstehe. Das Blöde ist, ich hab den kleinen Scheißer sowieso nie gemocht. War immer froh, daß Simon mein Patensohn ist und nicht er. Hätte mich auf meinen Instinkt verlassen sollen.«
    »Kein kleiner Scheißer«, sagte ich und suchte nach der Kapuze meiner Jacke. »Ist wohl kaum seine Schuld, daß jeder ihm erzählt, er sei Jesus Christus, oder?«
    Wir waren bei den Zwingern angekommen. Soda lebte getrennt von den Beagles, die im überdachten Teil ihrer Behausungen bellten und jaulten. Max und ich redeten ihnengut zu und erklärten, daß Gewitterstürme ein harmloser Jux seien, während Simon Soda herausließ und eine lange Leine an ihrem Halsband befestigte.
    »Sie hat eine Supernase«, sagte er. »Davey und ich haben immer mit ihr Verstecken gespielt. Kopfgeldjäger und so was. Ihr wißt schon.«
    Er bückte sich und sprach zu Soda in jenem gehetzten, erregten Ton, den die Menschen den Hunden vorbehalten. »Such Davey, Soda! Lauf schon, Mädchen. Such Davey! Such Davey! Wo ist er hin, Soda? Wo ist er hin?«
    Soda sprang und bellte vor Vergnügen. Sie fragte sich nicht im geringsten, was zum Teufel das eigentlich solle, daß wir hier spät abends mitten in einem Wolkenbruch solche Spiele veranstalteten. Obwohl ich mir vorstellen kann, wenn man ein Hund ist und sich daran gewöhnt hat, Menschen mit hoher Geschwindigkeit in Metallkisten herumrasen, zur Frühstückszeit in große Lagen Papier starren und Rauch aus kurzen weißen Röhren einatmen zu sehen,

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