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Das nordische Dreieck

Das nordische Dreieck

Titel: Das nordische Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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dafür interessierten. David war stolz auf ihn. Wenn er mit dem College fe rtig war, würde er in seine Fußstapfen treten. Mit seine n fünfzehn Ja hren konnte er Vater bereits bei vielen Dingen helfen.
    Erschöpft, aber glücklich, verließen sie spät am Abend die Halle, nachdem Vater sich noch lange mit einem Unternehmer unterhalten hatte. Von Kensington hatten sie es nicht weit zu Fuß bis zum Stadthaus, in dem Granny mit dem Abendessen auf sie wartete.
    Ein kühler Wind wehte ihnen an diesem Oktoberabend entgegen. Die Sonne war bereits untergegangen und Regenwolken verfinsterten die Straßen zusätzlich. Nicht überall standen Gaslaternen, nur überwiegend auf den Hauptrouten. Da sie Granny nicht länger warten lassen wollten, nahmen sie eine Abkürzung zwischen den Häusern hindurch.
    »Ich freue mich so für dich, Thomas«, sagte seine Mutter und lächelte Vater an. Sie trug ein teures dunkelblaues Kostüm mit einem ausladenden Reifrock, das er ihr für den Besuch der Ausstellung gekauft hatte. Es passte wunderbar zu ihrem aufgesteckten blonden Haar, in das sie blaue Perlen eingearbeitet hatte. David hatte denselben Anzug wie Vater an: beige Hosen, ein dunkelgrünes Jacket und weiße Handschuhe. Mutter betonte ständig, wie ähnlich sie sich sahen.
    Vater hakte sich bei ihnen beiden unter. »Ich freue mich für uns. Bald können wir das Haus modernisieren. Du, Charlotte, bekommst ein eigenes Badezimmer mit fließendem Warmwasser und David ein Teleskop.«
    David sprang in die Luft und seine Mutter gab Vater einen Kuss auf die Wange. »Das klingt wunderbar, Thomas.«

    Bis zu dieser Stelle liebte David seinen Traum. Bis hier erlebte er jene letzten, glücklichen Augenblicke vor fünf Jahren, die ihm mit seinen Eltern geblieben waren. Einerseits wollte er jetzt aufwachen, andererseits sehnte er sich danach, dem Wesen zu begegnen, dem er sein Leben verdankte.
    Alles lief nun in abgehackten Bildern ab. Die zwei vermummten Gestalten, die plötzlich in die Gasse getreten waren und ihre Pistolen auf sie gerichtet hatten …
    »Geben Sie mir die Pläne«, sagte der Mann, der vor ihnen stand. Er war groß, trug Mantel und Hut. Sein Gesicht war hinter einem vorgebundenen Krawattentuch verborgen. Nur die dunklen Augen waren zu erkennen. Der Lauf seiner Waffe befand sich wenige Zentimeter vor Vaters Brust.
    Vater drückte Mutter und ihn hinter sich, aber dort stand der andere Mann. David war zwischen seinen Eltern eingeklemmt und hatte schreckliche Angst. Zitternd hielt er sich an Mutters Hand fest. Ihre Augen waren aufgerissen, ihr Kinn zitterte.
    »Thomas …«, wisperte sie.
    Vater gab seine Aufzeichnungen – es war ein in rotes Leder gebundenes Buch – ohne zu zögern heraus, trotzdem schoss der Mann. Der Laut knallte von den Hauswänden, Davids Ohren klingelten. Die Zeit schien stillzustehen.
    David hörte Mutter einen Schrei ausstoßen, Vater krümmte sich, stöhnte und murmelte: »Ignis per aera«.
    Ein blaues Licht, das von Vaters Hand ausging, ließ gespenstische Schatten auf den Hauswänden tanzen. Trotz aller Warnungen der Magiergilde hatte er in der Öffentlichkeit gezaubert – um seine Familie zu beschützen. David erkannte seine Silhouette von hinten, bevor er die Lichtkugel auf den Mann warf. Sie setzte den Mantel des Angreifers in Brand. Schreiend verschwand er in der Nacht und mit ihm das Buch.
    Vater drehte sich um, einen neuen Energieball in der Hand, und bedrohte damit den anderen Mann.
    »Lassen Sie meine Familie in Frieden. Sie haben doch, was Sie wollten!« Er riss Mutter und ihn zur Seite, ein rotes Rinnsal lief aus seinem Mund. Röchelnd schnappte er nach Luft. »Lauft!« Vater konnte sich kaum auf den Beinen halten. Blut tropfte auf den Boden. Er war am Bauch getroffen!
    Davids Beine waren schwer wie Blei und Mutter wimmerte. Sie stand mit dem Rücken zu Vater und hielt David im Arm. Dabei wisperte sie einen lateinischen Spruch, einen Schutzzauber, der allerdings nicht zu wirken schien. David spürte nichts. Mit bebender Stimme setzte er in den leisen Singsang ein.
    Der Vermummte schien zu überlegen, ob er rennen oder schießen sollte. Seine riesengroßen Augen waren abwechselnd auf Vater oder Mutter und ihn gerichtet, die Hand mit der Waffe zitterte.
    Schließlich hatte er geschossen. Erst auf Vater, dessen halbes Gesicht weggerissen wurde, danach auf Mutter. In den Rücken. Als sie stürzte, begrub sie David mitsamt den Stoffmassen ihres Kleides unter sich. Sämtliche Luft wurde aus seinen

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