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Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Titel: Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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verfielen, ihre Gemeinschaften starben aus. Keiner glaubte mehr an sie.
    Aber hat es sie deshalb niemals gegeben?
    Wie eine urzeitliche Flugechse schwirrte der Helikopter über die Wüste.
    Ich hatte mir ein wogendes Sandmeer vorgestellt, eine gewaltige, von warmen Winden vorangetriebene Dünung, so weit das Auge reichte nichts als Sand, Sand, Sand. Und vielleicht eine Oase, ein fruchtbarer grüner Wüstenhain rings um ein Wasserloch in all dem Sand. Aber die Wüste war anders. Wir hatten fast 1000 Kilometer in dem Helikopter über einer leblosen Landschaft von verlassenen Ebenen und Höhenzügen zurückgelegt. Eine karge Hölle aus Schotter und Steinen, Felsen und Bergkuppen ohne Sanddünen, Oasen, Kamelkarawanen, Dromedare oder umherstreifende Beduinen.
    Die meisten von uns dösten vor sich hin, als William Blackmore uns aufforderte, nach draußen zu schauen. Ich weiß nicht, was ich zu sehen gehofft hatte – eine Pyramide, einen Turm, ein ägyptisches Stonehenge –, sicher aber nicht das Nichts, das sich unter mir offenbarte. Er musste mich mit der Nasenspitze darauf stoßen. Ein Krater. Ein Kreis in der Landschaft.
    Einen Steinwurf davon entfernt war ein Lager mit Zelten, Baracken, Containern und allradgetriebenen Fahrzeugen errichtet worden. Ein Farbklecks in der monotonen Unendlichkeit der Wüste.
    Mit dröhnenden Rotoren flog der Helikopter einen großen Bogen, ehe er ein paar hundert Meter vom Lager und dem Krater entfernt zur Landung ansetzte. Kleine Steine und Schutt wurden gegen den Rumpf gewirbelt. Der Motor verstummte. Blackmore öffnete die Tür.
    Die Hitze traf mich wie ein Faustschlag und drückte mich zurück in meinen Sitz. Fünfzig Grad. Mindestens. Ich stöhnte.
    »Auf, auf«, trällerte Angelica.
    Professor Moretti klopfte mir aufmunternd auf die Schulter.
    Wie machen sie das bloß, die Leute, die solche Hitze ertragen?
    »Bjørn?« Nick Carvers Stimme. »Sind Sie hier drin? Oder sind Sie schon geschmolzen?«
    Gelächter.
    Ich riss mich zusammen, stemmte mich von dem Sitz hoch und kletterte aus der Kabine.
    Raus in die sengende Sonne. Die unerträgliche Hitze.
    »Da sind Sie ja!«, sagte Nick Carver und warf mir einen Sonnenhut zu. Er stand schweißnass in einer Wolke aus Sand und Staub. In seiner Khakiuniform sah er aus wie Howard Carter auf der Suche nach Tutanchamun. Ich war vorrangig auf der Suche nach Schatten, weil ich das Gefühl hatte, jeden Moment vom Hitzeschlag dahingerafft zu werden.
    »Willkommen im Kamil-Basislager!«, sagte Nick. »Ihr friert hoffentlich nicht?«
    Ich hatte keinen Sinn für diesen Scherz, hatte genug damit zu tun, zu überleben.
    Nick Carver führte uns vom Landeplatz zu einer Baracke des Lagers. Ein benzinbetriebenes Aggregat auf der Rückseite betrieb eine Klimaanlage, die die Temperatur drinnen auf etwas über zwanzig Grad runtergekühlt hatte. Es war, als beträte man einen Kühlschrank.
    Noch ganz benommen vom Flug und der Hitze setzten wir uns um einen Kunststofftisch, auf dem Nick Carver einen Stapel Papiere und Bücher ausgebreitet hatte. Er wirkte feierlich und aufgeregt.
    »Willkommen im Gouvernement Al-Wadi al-dschadid, in der Uweinat-Wüste und dem Kamil-Basislager.« Er hielt eine Karte von Ägypten hoch und zeigte auf einen Punkt in der untersten linken Ecke. »Hier befinden wir uns! 600 Meter nördlich der Grenze zum Sudan, zwölf Meilen östlich der Grenze nach Libyen. Mit anderen Worten: mitten im Niemandsland.«
    Er holte Wasserflaschen aus einem kleinen Kühlschrank und reichte uns eine üppig gefüllte Schale mit angerichtetem Obst. Orangenspalten, halbe Äpfel, Melonenscheiben und ganze Weintrauben. Ich leerte meine Wasserflasche in zwei großen Zügen und begann, an einer Melonenscheibe zu saugen.
    »Zuerst einmal möchten William und ich uns bei Ihnen entschuldigen, dass wir Sie hierher in die Wüste bestellt haben, und um Verständnis bitten, dass wir so viel Zeit darauf verwenden, Ihnen den Hintergrund dieser Geschichte darzulegen«, sagte Nick. »Wie ich bereits am Telefon sagte, hat jeder von Ihnen es sich redlich verdient, bis ins Detail zu erfahren, worum es eigentlich geht. Ich meine, nach allem, was Sie erlebt und durchgemacht haben … Ohne Sie wäre es uns wahrscheinlich nie gelungen, die Rätsel zu lösen, die Nostradamus’ Testament uns aufgegeben hat.«
    Ich sah Professor Moretti nach Angelicas Hand greifen.
    »Ich möchte gerne damit beginnen, Ihnen ein paar Zeilen aus der Bibel vorzulesen. Nicht im Geiste der Verkündigung,

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