Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)
zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen.«
»Genau wie die Ägypter …«
»Wohl wahr. Die Ägypter machten keinen Unterschied zwischen dem Göttlichen und Religiösen auf der einen Seite und dem Magischen und Okkulten auf der anderen. Alles war Teil des gleichen mystischen Universums.«
»Jetzt weiß ich immer noch nicht, was Sie hier machen und wonach wir eigentlich suchen.«
»Das, wonach wir suchen, Bjørn, ist größer als das Delphi-Amulett, größer als die Bibliothek von Alexandria, größer als die Bundeslade.«
Ich zog etwas zu heftig an der Zigarette und hielt die Luft an, während ich auf die Fortsetzung wartete.
»Streng genommen ist die Suche abgeschlossen«, sagte er. »Dank Ihnen. Das, was wir suchen, befindet sich in der Sphinx.«
Ich entließ den Rauch durch Mund und Nase und versuchte, ein Husten zu unterdrücken.
»Aber was? Wonach suchen Sie?«
Er sah mich lange an, milde lächelnd, ehe er antwortete:
»Gott.«
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ZWISCHENSPIEL
(XV)
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Lorenzo und die Mönche erreichen die Basilika San Lorenzo kurz vor dem Gottesdienst. Die Mönche sind gespannt und voller Hoffnung. Sie gehen davon aus, dass sie mit der Bundeslade von hier wegfahren werden. Sie haben die alte Prophezeiung so ausgelegt, dass sie auf diesen Tag weist, dieses Ereignis.
Paolo parkt auf dem Bürgersteig auf der anderen Seite des Platzes, gegenüber dem Eingang zur Basilika und der Bibliothek. Einige Minuten beobachten sie den Andrang der Touristen und Kirchgänger.
Plötzlich zuckt Draco zusammen. Er zeigt auf zwei Männer, die aus dem Portal der Bibliothek treten und die wenigen Schritte zur Kirchentür gehen.
Bernardo Caccini, sagt er.
Wer?, fragt Paolo.
Der Chefbibliothekar der Laurenziana. Der andere ist Fabrizio Biniscotti.
Wer?, wiederholt Paolo.
Chefkonservator der Kommission für Heilige Archäologie im Vatikan. Das bedeutet, dass wir am richtigen Ort sind, sagt Draco.
Mit unter den Mönchskutten verborgenen Waffen steigen Draco und seine Männer aus dem Bus. Die Touristen treten ehrerbietig zur Seite. Gleichzeitig bemerkt Lorenzo mehrere Männer, die rund um die Piazza parkende Lieferwagen verlassen und sich zielstrebig auf die Kirche zubewegen. Paolo ist mit seiner Aufmerksamkeit bei den Touristen, die direkt vor ihrem Bus stehen, und bemerkt weder die Männer noch das Muster, die militärische Präzision, mit der sie sich vorwärtsbewegen.
Am richtigen Ort, denkt Lorenzo.
VI
Ich versuchte gerade, von Nick Carver mehr über William Blackmores Theorie zu erfahren, als wir den ersten Schuss hörten.
Wir rannten die Treppe vor der Bibliothek hinunter auf die Piazza vor der Basilika. Menschen rannten über den Platz. Jemand schrie hysterisch. Tauben flatterten auf. Verlassene Marktstände standen zwischen Statuen und Laternenpfählen. Ein Tisch voller Sonnenbrillen war umgekippt, die Brillen lagen auf den Steinplatten verstreut. Die italienischen Polizisten hatten ihre Waffen gezogen. Keiner wusste genau, auf wen er zielen sollte. Neuerliche Salve. Hinter einer Statue entdeckte ich ein paar Soldaten aus Nicks Spezialeinheit. Nick und ich liefen an der Fassade entlang. Obwohl er nicht bewaffnet war, fühlte ich mich in seiner Nähe irgendwie sicherer. Ich bin kein Held und kann es gar nicht leiden, wenn um mich herum geschossen wird.
Ein Schuss verjagte auch die letzten trägen Tauben vom Platz. Er kam von einer der Souvenirbuden. Ein Fiat-Kleinbus stand schräg auf dem Bürgersteig. Die Windschutzscheibe war pulverisiert. Der Fahrer versuchte, unter das Lenkrad zu kriechen. Hinter ihm stand ein Mann mit einer Maschinenpistole im Anschlag. Er hob die Waffe. Ein neuer Schuss – ich bekam nicht mit, woher der kam – traf ihn an der Hand. Er ließ die Maschinenpistole fallen. Zwei Männer tauchten zwischen den Sitzreihen des Kleinbusses auf und schossen auf einen von Nicks Soldaten, der hinter einem großen Blumenkasten kniete. Den Gewehrkolben in die Schultergrube gedrückt. Den Kopf leicht zur Seite geneigt. Hoch konzentriert. Bereit, seinem Ziel das Ohrläppchen – oder den Kopf – abzuschießen. Er beantwortete das Feuer nicht. Vögel kreisten unruhig über dem Platz, unsicher, ob sie landen wollten oder nicht. Ein paar Polizisten mit erhobenen Waffen kamen angelaufen. Jemand gab einen Schuss in die Luft ab und traf eine Taube, die in einer Wolke aus Federn herabstürzte. Eine betagte Marktfrau lief genau in die Schusslinie und
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