Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

entlang. Er bückte sich und nahm eine Handvoll Erde vom Boden auf.
    »All das hier«, sagte er und ließ die Krumen zwischen den Fingern hindurchrieseln, »und die Wüste um uns herum – ja, die ganze Erde und überhaupt das komplette Universum – wurde im Bruchteil einer Sekunde erschaffen.«
    »The Big Bang!« , sagte Angelica.
    »Die Elememte sind so alt wie die ältesten Sterne im Universum«, fuhr Carver fort. »Aber vier Elememte entstanden bereits beim Big Bang. Eines davon, Lithium, fand sich auch in dem Meteoriten, der genau hier eingeschlagen ist. Silbergrau und weich, das leichteste aller Metalle. Heutzutage wird Lithium zur Behandlung von Nervenproblemen eingesetzt, bei bipolaren Störungen beispielsweise. Und der Meteorit bestand auch noch aus anderen Elementen: Eisen, nicht weiter überraschend. Technetium, ein silbrig graues, radioaktives und instabiles Metall, das äußerlich an Platin erinnert. Iridium, ein extrem hartes, silbrig weißes Metall, das wie Lithium in der Medizin verwendet wird. Selbst heute können die Forscher in den oberen Erdschichten noch minimale Spuren des Meteoriten nachweisen. Wir haben in unserem Labor in Virginia bereits Mikropartikel aus dem Kamil-Krater analysiert. Heftig.«
    Wir drehten eine rasche Runde um den Krater, ehe wir wieder in die kühle Baracke flüchteten. Nick Carver suchte ein paar Fotografien aus dem Papierstapel und ließ sie herumgehen.
    »Die Sphinx«, erläuterte er. »Genauer gesagt: dreidimensionale Bilder der durchleuchteten Sphinx, erstellt mit Hilfe seismischer, elektromagnetischer und geomagnetischer Messwerte und im Nachhinein digital bearbeitet. Sehen Sie den hellen Bereich, der in Richtung des dunklen Flecks verläuft?«
    Im Kalkstein, ungefähr dort, wo das Herz sich befunden hätte, wenn die Sphinx ein lebendes Wesen wäre, war eine Verdunkelung zu erkennen – wie ein Geschwür –, umgeben von einem hellen Lichtkranz.
    »Was ist das?«, fragte Angelica.
    »Die helle Linie ist ein Tunnel, der mit Stein und Zement aufgefüllt wurde, als die Sphinx erschaffen und der Tunnel gegraben wurde. Offensichtlich, um ein Versteck zu versiegeln. Der dunkle Fleck ist ein Stein in einer Höhle.«
    »Der Meteorit?«, schlug ich vor.
    »Genau«, sagte Nick. »Der Meteorit, der vor fünftausend Jahren den Kamil-Krater formte. Und das war kein kleiner Meteorit. Die Astronomen schätzen ihn auf 1,3 Meter im Durchmesser und sein Gewicht auf zwischen fünf und zehn Tonnen, ehe er auf die Erdoberfläche auftraf.«
    »Wie ist es ihnen gelungen, etwas so Schweres bis nach Gizeh zu transportieren?«, fragte Angelica.
    »Wahrscheinlich auf die gleiche Weise, wie sie schwere Statuen und Obelisken durch ganz Ägypten transportiert haben: mit Hilfe von Schlitten und Sklaven.«
    »Verglühen Meteoriten nicht normalerweise, wenn sie in die Erdatmosphäre eintreten?«, fragte Professor Moretti.
    »Die meisten verglühen, ja«, sagte Nick. »Aber dieser ist mit einer Geschwindigkeit von über 3,5 Kilometer pro Sekunde auf der Erdoberfläche eingeschlagen.«
    Wir saßen sprachlos da und versuchten zu verstehen, warum Nick Carver so Feuer und Flamme war. Ich schwitzte. Ich hatte Durst. Und ich war neugierig. Furchtbar neugierig.
    Die Erde wird jedes Jahr von Tausenden von Meteoriten getroffen. Was machte da einer mehr oder weniger schon für einen Unterschied?
    Ein Meteorit … Was war das Besondere an ausgerechnet diesem?
    34 1. Buch Mose, Kap. 2, Vers 4–5.
    35 1. Buch Mose, Kap. 2, Vers 6–9.
    36 1. Buch Mose, Kap. 3, Vers 23–24.
    37 1. Buch Mose,Kap. 2, Vers 10–14.

Gizeh
    K AIRO,
S AMSTAG
    Schleier von Staub und Sand flattern in dem heißen Wind. Wie Gebirgssilhouetten vor dem flirrenden Horizont ragen die drei Pyramiden von Gizeh auf: Cheops, Chephren und Mykerinos.
    Ich liebe alles, was alt ist. Wie die Pyramiden. Als Moses den brennenden Dornbusch sah, als Sokrates den Schierlingsbecher trank, als Cäsar und Kleopatra ein Liebespaar wurden, als Jesus ans Kreuz geschlagen wurde – selbst da waren die Pyramiden schon uralt. Prähistorisch. Mystisch …
    Um die archäologische Ausgrabungsstätte war eine mehrere Meter hohe Umzäunung aus Baugerüsten, Maschendraht und Planen errichtet. Auf einem Schild stand in mehreren Sprachen: Wir bitten um Ihr Verständnis! – Restaurationsarbeiten! Ein Projekt der UNESCO .
    Die verdeckte Operation war gelungen. Mehrere Zeitungen hatten begeistert über die Restauration der Sphinx berichtet.
    Nick Carver und William