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Das Orakel der Seherin

Das Orakel der Seherin

Titel: Das Orakel der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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Licht der Welt erblickte. Natürlich hat er Paula nicht erwähnt, und er scheint auch nicht zu wissen, wer die Mutter des wiedergeborenen Christus sein soll.
    Die zweite Behauptung ist, daß er im Besitz einer alten ägyptischen Schrift sei, die einige Details über die Wiedergeburt Christi enthalte.
    Letzteres hätte ich für absoluten Unfug gehalten, wenn er nicht eben dieses besondere Datum genannt – und ich nicht vor fünftausend Jahren im alten Ägypten Suzama persönlich kennengelernt hätte. Damals war Suzama meine Lehrerin, und ich erinnere mich daran, daß sie auch Hellseherin war.
    Und doch habe ich nie zuvor von Suzamas Schrift gehört.
    Ich frage mich, woher Dr. Seter diese Schrift hat – und ob sie wirklich authentisch ist.
    Aber diese Dinge kann ich Seymour nicht erklären, ohne ihm gleichzeitig zu sagen, daß er nur durch das Blut eines drei Stunden alten Säuglings spanischer Abstammung wieder unter den Lebenden weilt. Ich spüre, daß es einen Grund für seine partielle Amnesie gibt, und ich habe nicht vor, etwas dagegen zu unternehmen. Abgesehen davon kann es sein, daß er mir die Geschichte ohnehin nicht abnehmen würde, so unwahrscheinlich, wie sie klingt. Es ist schwierig, an Gott, seinen Sohn und die unbefleckte Empfängnis zu glauben, ohne sich wie ein Fanatiker zu fühlen. Zudem war Paula laut eigener Aussage keine Jungfrau mehr, auch wenn ihr Kind eben nicht auf »normalem« Wege gezeugt worden ist.
    »Wir könnten ins Kino gehen«, erklärt Seymour, »und danach irgendwo zu Abend essen. Diese ganze Jesusgeschichte langweilt mich. Wir haben zweitausend Jahre darauf gewartet, daß er sich wieder blicken läßt. Wenn er zurückkehren wollte, hätte er’s längst getan.«
    »Krishna hat versprochen, zu uns zurückzukommen«, erkläre ich. »Und er hat gesagt, daß man ihn nicht erkennen würde.«
    »Weil er seine Flöte nicht mitbringt?«
    »Ich glaube, daß er in eher einfacher Umgebung leben wird.«
    Seymour betrachtet das Plakat, das außen an der Kirchenwand die Veranstaltung ankündigt. »Du selbst bist Teil der Geschichte. Was kannst du von jemandem wie diesem Mann lernen?«
    Ich muß eine Andeutung machen, ansonsten wird Seymour sich weigern, an der Versammlung teilzunehmen. Eigentlich weiß ich gar nicht genau, warum ich ihn überhaupt mitgenommen habe, aber vermutlich bin ich davon ausgegangen, daß ich ihm ohnehin irgendwann davon erzählen muß, weil ich in dieser oder jener Frage seinen Rat brauche. In der Vergangenheit habe ich ihn oft darum gebeten. Ich will, daß er an der Veranstaltung teilnimmt, damit er alle nötigen Informationen hat, wenn ich seine Hilfe brauche.
    Doch ich zögere, ihm alles zu erzählen. Jedesmal, wenn ich ihm etwas aus meinem Leben offenbare, setze ich ihn noch größerer Gefahr aus. Aber dann wiederum sage ich mir, daß er aus freien Stücken bei mir bleibt, sogar jetzt noch, wo er erfahren hat, wie mächtig und gefährlich meine Tochter ist. Denn er weiß sehr wohl, daß ich sie suche, wohingegen ihm nicht klar sein dürfte, daß ich auch nach Paula und ihrem Kind Ausschau halte. Bisher hat Paula die Telefonnummer, die ich ihr gegeben habe, nicht angerufen. Eigentlich hätte sie schon vor zwei Monaten versuchen sollen, Kontakt mit mir aufzunehmen –
    einen Monat, nachdem wir uns voneinander getrennt hatten. Natürlich sorge ich mich, daß Kalika sie vor mir gefunden haben könnte. Auch deswegen will ich an Dr. Seters Veranstaltung teilnehmen: Ich hoffe, daß er mir einen Hinweis geben kann, wo ich Paula finde. Doch ich weiß, daß dies nicht allzu wahrscheinlich ist.
    »Dr. Seter behauptet, daß er im Besitz einer Kopie der Schrift ist, die Suzama hinterlassen hat«, erkläre ich Seymour. »Suzama hat wirklich gelebt. Sie war eine hochangesehene Priesterin der Kirche von Isis, eine große Meisterin im alten Ägypten.« Ich zögere, bevor ich fortfahre: »Ich kannte sie. Wir haben zusammen die gelehrten Wissenschaften studiert.«
    Seymour ist tief beeindruckt. »Und was hat sie dich gelehrt?«
    »Wie es mir gelingt, das weiße Licht, das über meinem Kopf schwebt, in mein Herz einziehen zu lassen.«
    »Was?«
    »Sie lehrte grundlegende esoterische Formen der Meditation. Sie hatte viele Fähigkeiten.« Ich ergreife seinen Arm und ziehe Seymour Richtung Kirchenpor-tal. »Ich werde dir später mehr über sie erzählen.«
    Auf dem Weg in das Innenschiff gehen wir an einem Spendenkorb und einem Tisch vorüber, auf dem ein Buch liegt, in das man sich

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