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Das Orakel der Seherin

Das Orakel der Seherin

Titel: Das Orakel der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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Stelle gegraben und ihn entdeckt.«
    Der Mann reagiert verblüfft. »Das meinen Sie nicht ernst, oder?«
    Als ein Raunen durch die Menge geht, hebt Dr. Seter die Hand. »Glauben Sie mir, daß ich Ihnen gern eine andere Antwort geben würde. Aber jede andere Antwort wäre Lüge. Ich habe die Schrift tatsächlich auf diese Weise gefunden.
    Ich habe sie nicht gesucht, ich habe nicht nach ihr geforscht. Ich habe sie in dem Augenblick gefunden, als ich sie entdecken wollte.«
    Der Mann bleibt noch immer stehen. »Also gehen Sie davon aus, daß Gott Sie zu der Stelle geführt hat.«
    »Ich gehe davon aus, daß jemand mich geführt hat, ja. Ob es Gott selbst war, weiß ich nicht. Suzama bezeichnet Christus oder Shankara niemals als Gott. Sie nennt sie ›Meister‹ oder ›erhabene Geschöpfe‹ Und sie glaubt, daß auch wir anderen alle uns auf diesen Zustand der Vollkommenheit zubewegen.« Dr. Seter zögert. »Es war ein besonders lebendiger Traum, lebendiger als jeder andere zuvor. Ich konnte gar nicht anders als darauf reagieren, glauben Sie mir.« Es folgte eine Pause. »Die nächste Frage, bitte.«
    Jetzt wählt er eine junge Frau, die weiter hinten sitzt. Noch bevor sie spricht, merkt man, daß sie irgendwie wunderlich ist.
    »Was würden Sie sagen, wenn ich behaupte, daß Sie alles nur erfunden haben? Daß die ganze Sache ein großer Schwindel ist?«
    »Ich würde sagen, daß dies keine Frage ist«, antwortet Dr. Seter. »Haben Sie keine Frage?«
    Die junge Frau kocht vor Wut. »Es hat nur einen einzigen Christus gegeben.
    Wie können Sie es wagen, Christus mit diesen Heiden in Verbindung zu bringen?«
    Dr. Seter lächelt. »Fragen wie diese bestätigen mir, daß es richtig ist, nicht alles ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen, was ich über die Wiedergeburt Christi in unserer Zeit weiß. Jeder der anderen, von denen ich gesprochen habe, war in seiner Zeit ein großer geistiger Führer. Wären Sie in Indien geboren worden, auch in der heutigen Zeit, würden Sie seinen Lehren vermutlich folgen.
    Daß Sie Christin sind, ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß Sie in diesem Land zur Welt gekommen sind.« Er blickt sie an. »Stimmen Sie mir da zu?«
    Die junge Frau fühlt sich in die Enge gedrängt, bleibt aber bei ihrer Meinung.
    »Das glaube ich kaum. Indem Sie Christus mit diesen anderen vergleichen, verzerren Sie seine Lehre.«
    »Offen gesagt, glaube ich, daß ich alle von ihnen ehre, indem ich sie miteinander vergleiche. Aber das ist nicht so wichtig. Ich habe nie von Ihnen allen verlangt, daß Sie die Schrift der Suzama wortgenau glauben. Ich sage nur, daß ich ihre Voraussagen glaube – nach allem, was ich bisher in Erfahrung bringen konnte. Wenn Sie alles für Schwindel halten – gut. Aber diese Schrift sagt auch, daß diejenigen, die behaupten, an Christus zu glauben, die ersten sein werden, die ihn verleugnen, wenn er wiederkehrt.«
    Mir gefällt die Art und Weise, wie Dr. Seter mit der jungen Frau umgeht.
    Religiöse Dogmen waren mir stets ein Greuel, denn sie schienen mir oft gewissen rassistischen Vorurteilen Vorschub zu leisten. Doch jetzt bin ich nicht sicher, ob ich Dr. Seter zustimmen soll, wenn er sagt, daß die drei geistigen Führer ein und dasselbe Wesen waren. Da ich Krishna persönlich kennengelernt habe, bereitet es mir Schwierigkeiten, seine und die Lehren Christi sozusagen unter einen Hut zu bringen. Allerdings glaube ich auch, daß die Jünger Jesu vieles von dem, was ihr Herr gesagt hat, in irgendeiner Form verzerrt weitergegeben haben. Auch Shankaras Werk ist mir vertraut, besonders sein Kommentar des Brahmasutra, den ich genau studiert habe. Ich bin wie einige östliche Religionen der Meinung, daß Shankara der klügste Kopf war, der jemals gelebt hat. Doch seine Art zu lehren unterschied sich sehr von der Krishnas oder Christi. Beispielsweise behauptete er nie, jemand Besonderes zu sein – weder der Sohn Gottes noch Gott selbst. Aber es wird von vielen Wundern berichtet, die er getan haben soll.
    Trotzdem finde ich die Arbeit des Doktors faszinierend. Ich hebe die Hand, und unsere Blicke treffen sich, wobei meine besonderen Fähigkeiten mir helfen.
    Er wählt mich sofort aus, und ich erhebe mich, um meine Frage zu stellen.
    »Sie sagen, daß Suzama die genauen Geburtsdaten dieser drei geistigen Führer nennt«, erkläre ich. »Doch der Sonnenkalender wurde im alten Ägypten erst nach zweitausend vor Christus verwendet. Suzama muß also offenbar einen Mondkalender zur

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