Das Pete Buch 03 - 7 Ohrfeigen
wenn es an Watsons Geburtstag den besagten großen Knall gab . . .
Nach dem Knall und nachdem Watson sich den Ofenruß aus dem Gesicht gewischt hatte, sattelte er sein Reitpferd. Er ritt zur Salem-Ranch, um Pete Simmers ein paar Ohrfeigen zu verabreichen. Er gedachte, sich damit selber ein „Geburtstags-Geschenk" zu verschaffen; denn er mochte den Jungen nicht leiden — und seit langem suchte er schon nach einem geeigneten Anlaß, Pete verprügeln zu können.
Sei es nun, daß Pete den wütenden Sheriffsgehilfen schon von weitem ankommen sah — sei es, daß er wirklich auf dem Dach des Ranchhauses eine Reparatur vornehmen wollte: als Watson den Vorplatz der Ranch erreichte, sah er den Jungen auf dem Hausdach sitzen.
„Sofort kommst du herunter!" brüllte er darauflos.
Pete stellte sich schwerhörig: „Was haben Sie gesagt?"
„Du sollst . . . sofort . . . herunterkommen!" kreischte Watson. „Ich habe mit dir ... zu reden ... du Schlingel!"
„Hier gibt es keine Klingel", rief Pete. „Sie müssen anklopfen, Mister Watson. Der alte Dodd ist zwar nicht zu Hause, aber meine Schwester kann Ihnen sicher Auskunft geben."
Der alte Dodd war der Vormann der Ranch, gleich-zeitig Petes und Dorothys Vormund. Die Geschwister hatten keine Eltern mehr. Die Salem-Ranch gehörte Pete und seiner Schwester Dorothy, wurde aber bis zu deren Volljährigkeit von Vormann Dodd verwaltet.
„Ich will weder den alten Dodd, noch will ich deine Schwester sprechen!" wütete Watson.
„Nein?" erwiderte Pete. „Was wollen Sie dann hier?"
„Dir werde ich helfen!" drohte Watson.
„Oh, das ist aber sehr freundlich. Sehen Sie den Zaun dort drüben? Er ist schadhaft. Sie können schon immer mit dem Ausbessern anfangen. Sobald ich mit dem Dach fertig bin, komme ich herunter. Später können Sie mir dann beim Holzzerkleinern helfen und--"
„Unglaublich!"
„Nicht wahr? Es ist einfach unglaublich, was es auf so einer Ranch für Arbeit gibt."
„Du bist der unverschämteste Bengel, der mir jemals vor die Augen gekommen ist." Watson bebte vor Entrüstung. „Ich zähle jetzt bis ,drei'. Wenn du dann noch nicht unten bist, komme ich herauf."
Pete sah zweierlei: daß Watson zu seiner Reithose ein knallrotes Hemd trug und daß das Tor zum Korral nicht richtig verschlossen war. Er gewahrte ferner eine gewisse Unruhe unter den jungen Stieren, die in dem Korral eingesperrt waren.
„Ich wette, daß Sie überhaupt nicht bis ,drei* zählen können", sagte Pete. „Sie sind ein merkwürdiger Mensch, Watson."
„Herr Watson!" verbesserte der Sheriffsgehilfe wütend.
„Sie sind ein merkwürdiger Mensch, Durchlaucht", wiederholte Pete. „Als Mister Tatcher Geburtstag hatte, mußten Sie die ganze Feststimmung verderben. Und nun, da Sie selbst Geburtstag haben, ärgern Sie sich, an-
statt sich zu freuen, daß Sie trotz Ihres Gallenleidens so alt geworden sind. Wie alt sind Sie eigentlich?"
„Ich wurde heute dreizehn", zischte Watson. „Meine Galle ist durchaus in Ordnung, nur du bist nicht in Ordnung, verstanden? Willst du jetzt herunterkommen?"
Pete wollte nicht, und Watson begann zu zählen: „Eins— !
„Ganz recht", sagte Pete. „Zuerst kommt die .Eins'. Aber wie geht es weiter? Ha, Sie erbleichen! Sie wissen es nicht. Was kommt nach der ,Eins', Exzellenz?"
„Zwei — ! " brüllte Watson.
„Gratuliere!" sagte Pete mit gespielter Bewunderung. „Sie wissen es wirklich. Wer hätte das gedacht? Aber nun stecken Sie fest, haha. Ich wette, daß Sie nicht wissen, was nach der ,Zwei' kommt. Eins, zwei und — na? Was dann?"
Die Wut nahm Watson den Atem. Er rang nach Luft, und so erweckte er den Eindruck, als könnte er wahrhaftig nicht bis „drei" zählen.
Die Tür des Ranchhauses wurde geöffnet. Ein anmutiges blondes Mädchen steckte ihr Köpfchen heraus. Dorothy Simmers zählte siebzehn Lenze. Ihre blauen Augen strahlten Watson an.
„Oh, Mister Watson?! Was machen Sie denn hier?"
„Ich zähle!" schrie Watson. „Der Lausejunge soll herunterkommen. ich will ihm eine Tracht Prügel verabreichen."
„Oh, das dürfen Sie aber wirklich nicht tun", meinte Dorothy. „Sie können doch nicht einfach —"
„Zum letztenmal!" kreischte Watson zum Dach empor. „Willst du herunterkommen — ja oder nein?"
„Nein", erklärte Pete freundlich und fügte
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