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Das Pete Buch 12 - Der Goldkoenig von Somerset

Das Pete Buch 12 - Der Goldkoenig von Somerset

Titel: Das Pete Buch 12 - Der Goldkoenig von Somerset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Reuter
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prima aufgetakelt, Ledergarnitur in Blau und Gold. Dressuren nicht übel . . . aber dann passierte es."
    Huckley machte eine kleine Pause, nahm einen Schluck Whisky und fuhr fort.
    „Der schwerste der neun Burschen: Aufrecken, Kopf

    hochwerfen, Rüssel rausstrecken und lostrompeten, aus dem Haufen raus und über die nächstbesten Logen und Sitzreihen tappen war eins."
    „Und die Zuschauer?" forschte John Watson aufgeregt. „Hatten Sie, Mr. Huckley, denn auch im Zirkus Waffen bei sich?"
    „Vollkommen überflüssig! Die Leute rasen beiseite, mein Elefant den Gang zwischen den Rängen hoch bis rauf zur Halunkenloge, mich mit dem Rüssel gepackt, kurz fort geschleppt und ganz vorne in die Loge gesetzt . . ."
    „Ja und . . .?" hauchte der alte Amateurnachtwächter Pinkerton atemlos vor Aufregung.
    „Nothing . . . Sehe mir den Knaben . . . äh . . . Elefanten natürlich . . . genauer an. Was seh' ich? Hat der Kerl 'ne Narbe am linken Vorderpratzen. War's tatsächlich der Elefant, dem ich drüben in Afrika vor sieben Jahren den Dorn rausgezogen habe. Kannte mich wieder, das brave Tierchen, setzte mich aus Dankbarkeit nach vorn in die Loge . . . ohne, daß ich nachzuzahlen brauchte!"
    Einer der beiden Weidereiter musterte das todernste Gesicht des Engländers und kratzte sich am Hals. Er schien an der Wahrheit dieser Erzählung doch etwas zu zweifeln. Die übrigen Zuhörer aber hockten mit staunenden Gesichtern da.
    „Ja ja", nickte Watson, „ich habe immer schon gehört, daß Elefanten kluge, äußerst gewitzte Tiere sind und ein unheimliches Gedächtnis haben."
    „Besser als alle Sheriffs der Welt", schnarrte Mr. Huckley, aber John Watson regte dies keineswegs auf. Schließli c h war der ja ein bedeutender Mann und bezahlte obendrein so manchen guten Drink.
    Der alte Pinkerton wollte wissen, ob Elefanten in der Wut tatsächlich Bäume ausrissen und sich damit gegenseitig verprügelten, als ein neuer Gast die Schankstube betrat. Es war Mr. Baker, der Bahnhofsvorsteher und Telegraphist. Er trat nach kurzem Gruß auf Huckley zu.
    „Was für Sie, Sir. Aus Tucson. Please."
    Die Hände des Mannes, der in Afrika an einem Tage kaltblütig fast drei Dutzend Elefanten abgeschossen hatte, zitterten in dem Augenblick, da Baker „Tucson" sagte.
    Und als er nun gar das Telegramm in Empfang nahm, bebte es sogar in seinem langen Gesicht. Walter Huckley las kurz den Absender. Im Nu war alles straff an ihm. Er stand auf, warf noch einen sehr, sehr nüchternen Blick über die kleine Runde, knallte einen ansehnlichen Dollarschein auf die Tischplatte, brummte „Excuse, friends", und stakte ziemlich eilig zum Treppenhaus. Sie hörten ihn dann fluchend die Stiegen hinauf stampfen.
    Kurz darauf scholl ein langgezogener Ruf aus einem der Fenster des ersten Stocks. „Jimmy!"
    Das war das längst erwartete Zeichen für den Watsonschlaks. Wie ein Wiesel flitzte er die Treppe hinauf, vergaß vor lauter Dienst- und Dollareifer anzuklopfen, stürmte durch die Tür in Huckleys Zimmer und riß dabei vor lauter Schwung beinahe den schiefen Drücker ab.

    „Anklopfen in Zukunft!" sagte Huckley nur und holte einmal kurz mit der Linken aus. Jimmy Watson spürte die Ohrfeige kaum.
    „Vielen Dank", stammelte er tapfer, denn er wußte, daß ihm sein Herr und Gönner jetzt ein Schmerzensgeld verabreichen würde. Das tat er immer bei derartigen Gelegenheiten.
    Da! Der Englishman, der sich wie ein zünftiger Weidereiter trug, griff auch schon in seine bauchige Brusttasche und zog eine Zwanzigdollarnote heraus.
    Doch ehe der überraschte Jimmy zum zweitenmal hätte „Dankeschön" sagen können, begriff er, daß dies ja gar kein Schmerzensgeld sein konnte.
    „Brauche Mäuse, weiße Mäuse . . . graue Mäuse . . einerlei, aber funktionieren müssen sie! Anständige Feder bitte ich mir aus. Müssen mindestens zehn Minuten laufen, wenn aufgezogen . . ."
    Jimmy erfaßte sofort, was sein Herr beabsichtigte; er sah ja den Brief und las deutlich den Absender „Amalie Huckley, Tucson".
    Und da sagte es ihm Mr. Huckley auch schon: „Herhören, Jimmy! Mrs. Huckley kommt morgen zu Besuch. Nicht interessiert daran. Meine Frau zu sehr für noblen Betrieb. Bin das Leben in der Villa satt, Lakeien satt, vornehmen Trara satt, Einladungen, Tees . . . Altweibergequatsch, alles satt. Kapiert?"
    „Kapiert, Sir. Alles satt", wiederholte Jimmy, wobei er sich der gebrochenen Redeweise seines Herrn zu bedienen bemühte. „Bin nicht auf den Kopf gefallen, obgleich mich

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