Das Pete Buch 12 - Der Goldkoenig von Somerset
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In dieser Stunde hatten John und Jimmy Watson nichts zu lachen.
„Man sollte sie aufhängen, totprügeln!" plärrte es durcheinander.
Aber Walter Huckley behielt kaltes Blut.
„Zuhören!" schrie er, und augenblicklich trat wieder gespannte Stille ein.
„Der Goldfachmann will reden! Er hat uns doch gesagt, daß es sich um reines Gold handelte oder nicht?" rief noch ein besonders aufgebrachter Somerseter.
Huckley lachte schallend.
„Abwarten!" Sofort trat wieder eine unheimliche Stille ein.
Nun gab er seinen Zuhörern in seiner kernigen Art einen Bericht, daß zuletzt alles in schallendes Gelächter ausbrach — nur drei Menschen nicht: Untersheriff Watson, sein Neffe Jimmy und Mrs. Rattlesnake.
„Euer Untersheriff schrieb 'ne verrückte Story über Goldgräberei. Das war der Anfang. Dann trat Lausejunge Jimmy in Aktion, fälschte Story und kritzelte ,wahre Begebenheit' darüber . . . ,Somerset' auch. Spuk fing an. Zeitungen mitschuldig."
„Jimmy, Stinktier — Jimmy ist an allem schuld!" meldete sich plötzlich Witwe Poldi, welche sich erstaunlicherweise bis jetzt sehr zurückgehalten hatte.
Der lange Engländer winkte ab.
„Auch andere mitschuldig!" schrie er. „Zum Beispiel ich!"
Dann erzählte er in schnurrigen Worten, wie er die „lieben" Jungen vom Bund der Gerechten beobachtet und dann unterstützt habe.
„Exempel!" rief er, als nun einige Leute gegen Pete Simmers und seine Freunde loswettern wollten, „Phantasten wie die Watsons brauchten eine Lehre, dicke Lehre. Darum auch dicken Steinbrocken bronziert! Klar!"
„Und wir haben einen ganzen Tag und eine dreiviertel Nacht lang geschuftet wie die Affen!" schrie jemand erbost.
„Boys vom Bund der Gerechten am allermeisten geschuftet!" konterte Walter Huckley weiter.
Wie Gummi waren die lieben Somerseter zuletzt in seinen Händen. Was übrig blieb, war nur noch eine maßlose Wut gegen den Watsonschlaks. Sein Onkel wurde bald schon zu einer recht kläglichen Nebenfigur.
„Schließlich habt ihr alle doch an blödes Gold geglaubt!" meinte Walter Huckley etwas spöttisch, womit er ja auch vollkommen recht hatte.
„Aber Strafe muß sein! Jimmy gehört 'ne Zeitlang in eine Erziehungsanstalt!" verlangte die Witwe Poldi energisch. Sie konnte es einfach nicht ertragen, ganz im Hintergrund zu bleiben.
„Erziehungsanstalt hier!" rief Walter Huckley und wies hinter sich.
Jimmy hatte längst das Weite suchen wollen, aber sein Onkel hielt ihn mit eisernem Griff fest. Und in diesem Augenblick übertönte dessen Stimme jeden anderen Laut. John Watson begriff endlich alles.
„Du Ruin meines Daseins! Du Hochstapler! Du Blamage meiner Persönlichkeit!"
Und vor den Augen sämtlicher Somerseter legte er seinen bisher so vergötterten Neffen übers Knie und verabreichte ihm eine solche Tracht Prügel, daß den Zuschauern selber beinahe der Atem verging. Endlich ließ er von seiner „Erziehungsarbeit" ab und den wie am Spieße schreienden Jimmy entrinnen.
„Ende gut, alles gut!" lachte Mr. Huckley. „Seid froh, Gents! Somerset geht in die Geschichte der Staaten ein, lustige Geschichte, indeed! Habe meinen Spaß daran gehabt!"
Er machte ein so komisches Gesicht dabei, daß nun alle, aber auch alle in ein lautes, befreites Gelächter ausbrachen — nur jene besagten drei nicht.
So sind die Menschlein nun einmal: Erst ärgern sie sich grün und blau, wenn sie hereingelegt wurden. Dann aber bemühen sie sich, doch noch etwas Gutes in der Sache zu sehen. Und sie finden das dann auch für gewöhnlich.
„Eigentlich wunderbar, wie wir die diebischen Tramps, diese wilden Desperados, hereingelegt haben", meinte einer aus der Menge etwas zu großspurig. „Die heulen jetzt nuggetgroße Tränen vor Wut, wenn sie die bronzierte Bescherung sehen!" —
In der Frühe dieses Morgens zogen die Somerseter dann lachend heim, um noch ein paar Stündchen versäumten Schlaf nachzuholen. Als letzter ging Huckley.
„Und was wird jetzt?" fragte John Watson in banger Sorge. „Morgen kommt Sheriff Tunker zurück. Meinen Sie, er wird mir die Ohren langziehen, Sir?"
„I wo, lachen wird er!" meinte Huckley verschmitzt.
Der einfältige, goldversessene Untersheriff tat ihm im Augenblick richtig leid. Der sah aus wie ein vielfach begossener Pudel, ganz so, als hätte e r statt Jimmy diese hundertprozentige Abfuhr bezogen.
Walter Huckley ahnte, welche Zukunftsträume dieser Trottel jetzt begraben mußte und sagte sich: ,Das ist Strafe genug für ihn, außer
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