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188 - Der Rattenkönig

188 - Der Rattenkönig

Titel: 188 - Der Rattenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Schwester Priscilla hatte Nachtdienst. Wieder einmal. Den vierten schon ›en Suite‹, wie das beim Theater geheißen hätte. Das lag zum ersten am krassen Personalmangel und zum zweiten daran, daß Schwester Loretta, ihre Freundin und Kollegin, schwanger war und sie gebeten hatte, den Dienst mit ihr zu tauschen.
    Loretta würde bald zu Hause bleiben, die arme Loretta. Schwester Priscilla seufzte. Sie hatte Mitleid mit der Freundin, weil die sich ›mit den Waffen einer Frau‹ einen Arzt angeln wollte.
    Loretta war nicht klug genug gewesen, um zu begreifen, daß es vernünftiger und zielführender gewesen wäre, wenn sie sich zurückgehalten hätte.
    Sie hatte es mit jedem Arzt versucht, der Junggeselle war, ohne zu ahnen, daß das sehr schnell die Runde machte. O ja, sie hatte viele ›Verehrer‹ gehabt, doch hinterher hatte keiner der sauberen Herren mehr etwas von ihr wissen wollen, und als sie schwanger wurde, wollte es keiner gewesen sein.
    Sie würde ihr Kind bekommen, aber keinen Vater dazu haben, und wenn sie einen Vaterschaftsprozeß anstrengte, würde man dafür sorgen, daß sie die Klinik verlassen mußte, das hatte man dezent durchklingen lassen.
    Priscilla hatte der Freundin oft genug zugeredet, doch es hatte nichts genützt. Loretta war davon überzeugt gewesen, das Richtige zu tun.
    Wer nicht hören will, muß fühlen, hätte sich Priscilla denken können, aber so schadenfroh war sie nicht. Ihr tat Loretta leid, und sie unterstützte sie -beruflich und privat -, wo sie konnte.
    Am Klingelbrett leuchtete ein Lämpchen auf. Das leise Summen riß Schwester Priscilla aus ihren Gedanken. »Die schon wieder«, seufzte sie und erhob sich.
    Sie hatte ein paar Pfunde zuviel, war jedoch nicht dick. Mollig war sie, mit einem prachtvollen Busen als Blickfang. Dieselben Ärzte, die sich mit Loretta vergnügt hatten, hätten da gern mal hingelangt.
    Einer hatte es versucht - und eine schallende Ohrfeige bekommen. Seither nannte man Schwester Priscilla ›den Kaktus‹ und ließ sie in Ruhe.
    Sie verließ den Bereitschaftsraum und begab sich zu der Patientin, die nach ihr geklingelt hatte. Zum fünftenmal schon in dieser Nacht.
    Gestern nacht war sie auf sieben Hilferufe per Knopfdruck gekommen. In der Nacht davor auf vier.
    Schwester Priscilla öffnete leise die Tür und trat in das voll belegte Krankenzimmer. Sieben Patienten schliefen, nur Jaimie Cosby, der Quälgeist, war wach.
    Die Krankschwester beugte sich über sie. »Ich kann immer noch nicht schlafen, Schwester«, klagte Jaimie Cosby. »Ich habe Schmerzen.«
    »Sie haben ein Zäpfchen und zwei schmerzstillende Tabletten bekommen.«
    »Das Zeug wirkt nicht.« Jaimie Cosby war vor zwei Tagen operiert worden. Es hätte ihr schon viel bessergehen müssen, aber sie schien ihr Leiden zu genießen, zu hegen und zu pflegen, damit es ihr noch eine Weile erhalten blieb.
    Nur den Blinddarm hatte sie sich nehmen lassen wollen, aber es war mehr daraus geworden, denn die Ärzte hatten bei der gründlichen Untersuchung vor der Operation eine riesige Zyste entdeckt, die unbedingt mit entfernt werden mußte.
    »Ich möchte eine Spritze«, verlangte Jaimie.
    »Ist das wirklich nötig?«
    »Verdammt, wer hat die Schmerzen, Sie oder ich?« brauste Jaimie auf.
    »Pst! Nicht so laut. Sie wecken sonst alle auf.«
    »Das ist mir egal. Mir tut der Bauch höllisch weh, und ich will, daß Sie etwas dagegen unternehmen. Wenn Sie sich weigern, wenn Sie mich von meinen Schmerzen nicht befreien, beschwere ich mich morgen früh bei der Visite über Sie. Ich sage dem Chefarzt glatt, daß Sie ein weiblicher Folternkecht sind, dem es Spaß macht zuzusehen, wie die Patienten leiden.«
    Schwester Priscilla wollte etwas erwidern, holte tief Luft, beherrschte sich dann aber.
    »Na schön, Sie kriegen Ihre Spritze«, gab die Krankenschwester nach.
    »Aber beeilen Sie sich!«
    Priscilla verließ das Krankenzimmer. Ihr war zu Ohren gekommen, daß sich Jaimie Cosby nur ins Krankenhaus gelegt hatte, um Mitleid zu wecken. Jaimie hatte einen mächtigen Krach mit ihrem Freund gehabt. Er hatte sie verlassen. Da war sie auf die Idee gekommen, sich den Blinddarm herausschneiden zu lassen. Sie hatte gehofft, daß er sie im Krankenhaus besuchen und sich alles wieder einrenken würde, aber er war nicht gekommen. Jaimies schlaue Rechnung war nicht aufgegangen.
    Nachdem Jaimie Cosby die Injektion bekommen hatte, sagte Schwester Priscilla: »Jetzt werden Sie bestimmt gut schlafen.«
    »Wie lange wird es

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